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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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»... wozu?«
    »Die Zeit zu leben, jung zu sein — wie wir es sind.« Ihr offener Blick ergründete Alecs Augen.
    Alec fuhr sich mit der Hand durch das Haar und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Es fiel ihm unendlich schwer zu sagen, was er zu sagen hatte, und das kam nicht oft vor. Gewöhnlich wurde er mit allem fertig, was er anpackte. Er hatte sich selbst dazu erzogen, das Leben zu beherrschen.
    »Ich kann Sie einfach nicht brauchen«, sagte er endlich brüsk. »Ich meine — ich brauche einen Berufsmann. Ich will nicht ungefällig sein, aber bei mir melden sich so viele junge Leute wie Sie.«
    »Das kann ich mir denken«, meinte sie verständnisvoll. »Es gibt wohl Tausende, die hier arbeiten und auf Ihren Pferden reiten möchten.« »Nun, jedenfalls Hunderte«, gab Alec zurück. Ihr Lächeln und ihre Augen ließen in ihm wieder ein leises Unbehagen aufkommen. »Ich kann solche Leute unmöglich anstellen.«
    »Nein, gewiß nicht. Junge Pferdenarren mit ihren Träumen und Wünschen gehören nicht an einen solchen Ort. Berufsreiter wie Sie können es sich nicht leisten, sie zu trainieren.«
    »Es würden auch nicht viele dabei bleiben«, verteidigte er sich. »Es bedeutet harte und oft schmutzige Arbeit — viel mehr, als sie sich auf Grund der Bücher und Filme vorstellen. Die Zeit, die man aufwendet, wenn man sie trainiert, ist verloren. Nur wenige — wenn überhaupt — würden durchhalten.« »Ich weiß«, sagte sie. »Ich würde nach einer Weile selbst wieder gehen — das heißt, wenn Sie mich anstellten.«
    »So? Würden Sie das?« Alec war erstaunt. »Aber es tönte doch so, als würden Sie sich so sehr einsetzen...«
    »Für Pferde, ja! Ich werde sie immer lieben, und ich will auch immer mit Pferden zu tun haben. Aber da ist dieser Wecker in meinem Kopf, von dem ich Ihnen erzählt habe... Viele junge Leute haben einen solchen Wecker eingebaut. Vielleicht kennen Sie das selbst.«
    »Es wird schon so sein«, sagte Alec.
    »Aber das will nicht heißen, daß ich nicht wenigstens während einer gewissen Zeit für Sie arbeiten könnte«, fügte sie schnell hinzu. »Ich habe schon bei anderen Berufsleuten gearbeitet, und vielleicht verstehe ich mehr von der Sache, als Sie meinen. Ich habe mit Trabern und Pacern auf der Ben-White-Rennbahn von Orlando in Florida gearbeitet und bin auf dem Weg nach Norden immer wieder auf Vollblütern geritten. Ich könnte Ihnen bestimmt helfen... zumindest bis Sie Ihren Berufsmann gefunden haben.«
    Aus ihrem Gesicht sprach ungewöhnlich viel Kraft und Eifer. »Ich weiß nicht...«, zögerte Alec. Er war sich bewußt, was er Henry antun würde, wenn er sie anstellte. Der alte Trainer wollte keine Mädchen um die Pferde haben. Er würde in ihr immer nur das Mädchen sehen, und ihr offenes Wesen würde ihn in Wut versetzen. Und doch — wenn sie wirklich mit Pferden umzugehen verstand, würde Alec damit nicht die Zeit gewinnen, die er brauchte, um den richtigen Mann zu finden?
    Lange Minuten des Schweigens verstrichen und bedrückten Alec. Sie drang mit ihrem Blick in ihn und zwang ihn, in sich hineinzusehen. Er entdeckte, daß er gar nicht mehr fähig war, jung zu denken. Er war ein alter Mann geworden, bevor er überhaupt je ein junger gewesen war. Da beharrte er auf einem Berufsmann, und dabei hatte er doch selbst einmal als blutiger Anfänger begonnen. Da sprach er so abschätzig von Amateurreitern und Kindern mit glänzenden Augen, und dabei — was sonst war er denn selbst vor nicht allzu langer Zeit gewesen? Hatte er denn ganz vergessen, was es hieß, jung zu sein?
    Alec erwiderte ihren Blick. Vielleicht, wenn er sich die Mühe nahm, ihr zuzuhören, würde er die jungen Leute seines Alters verstehen lernen. Und vielleicht würde ihm die Abwechslung guttun.
    »Ich möchte Sie reiten sehen«, sagte er.

    ZWEITES KAPITEL

Black Sand

    Alec folgte ihr in die Stallgasse. Statt gleich hinauszugehen, hielt sie vor Vulkans Box an. Der erste Sohn von Blitz, dem schwarzen Hengst, war auf der Hopeful-Farm der Erste, wenn Blitz von zu Hause weg war. Er hatte den Kopf vor dem Fenster seiner Box und schien durch die Stäbe hindurch die Pferde draußen zu beobachten.
    »Ich hätte mir nie träumen lassen, daß ich ihn einmal in Wirklichkeit sehen würde«, sagte sie, ohne sich nach Alec umzudrehen. Sie hatte für nichts anderes mehr Augen als für das prachtvolle schwarze Pferd. Es war ein geradezu mächtiges Tier — es übertraf an Kraft und Schönheit alles, was sie je gesehen

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