Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz wird herausgefordert

Blitz wird herausgefordert

Titel: Blitz wird herausgefordert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
kam, sah Alec jedoch, daß er nicht größer war als er selbst. Er war sehr schlank und schien nur aus Haut und Knochen zu bestehen; deshalb wirkte er so groß. Er trug einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine dunkle Krawatte. Er schritt direkt auf ihn zu, und Blitz ließ kein Auge von ihm. Er hatte die Nüstern wieder weit geöffnet und witterte erregt. Als der junge Mensch vor ihnen stehenblieb, sagte er: »Sie sind doch sicher Alec Ramsay? Ich habe Ihnen einen Brief geschrieben, mein Name ist Steve Duncan.«
    »Das habe ich mir schon gedacht«, sagte Alec.
    »Wieso das?« fragte der Besucher.
    »Weil Ihr Brief, den ich vor vier Tagen bekam, sagt, daß Sie mich besuchen möchten«, antwortete Alec. »Wie sind Sie denn hier hereingekommen?«
    »Ich habe dem Pförtner gesagt, ich wäre der Sohn eines Pferdebesitzers.«
    »Aha. Na ja, dann hat man Sie natürlich hereingelassen«, sagte Alec ruhig.
    Sogleich blitzten Steve Duncans schwarze Augen auf. »Beim nächsten Mal wird es anders sein. Da werde ich nicht mehr lügen müssen, um eingelassen zu werden!« Die Haut seines gebräunten Gesichts zog sich straff über die Backenknochen.
    »Sicher nicht«, erwiderte Alec höflich, erstaunt über den unmotivierten Ausbruch des anderen. Er hatte Spaß an Steve Duncans Eifer, seiner Unbefangenheit und sogar an seiner Reizbarkeit. »Wenn ich das nächste Mal komme«, fuhr der junge Mensch fort, »wird sich jeder freuen, daß er mich zu sehen bekommt, denn ich werde Feuerstrahl mitbringen und...«
    »Sicher«, unterbrach ihn Alec, »aber das erste, was Sie lernen müssen, ist, nicht so aufgeregt zu sein!«
    »Ich bin nie aufgeregt, wenn ich reite!« antwortete der Junge schnell.
    »Es wäre gut, wenn Sie immer daran dächten«, sagte Alec.
    »Ich werde tun, was richtig ist«, gab Steve zurück. Es klang nicht eingebildet, sondern nur selbstbewußt.
    »Man braucht lange Zeit, um Rennreiter zu werden«, bemerkte Alec.
    »In meinem Fall nicht«, antwortete Steve.
    Alec sah ihn verwundert an, aber der Junge hatte sich Blitz zugewendet, der ihn genau musterte.
    »Es ist beinah, als ob er Sie kennen würde, sonst benimmt er sich anders Fremden gegenüber«, sagte Alec.
    »Ich sehe ihn zum erstenmal, abgesehen natürlich von Fernsehsendungen«, erklärte Steve.
    »Er hat eine feinere Nase als die meisten Pferde«, erklärte Alec, »irgend etwas müssen Sie an sich haben!«
    Steve Duncan lachte, zum erstenmal völlig unbefangen »Kann schon sein; ich habe mich besonders fein gemacht, um hierher zu kommen, vielleicht ist es mein Haarwasser?«
    »Nein, es muß etwas anderes sein«, meinte Alec. »Vielleicht wittert er Ihr Pferd. Ist es auch ein Hengst?«
    »In jeder Beziehung«, antwortete der andere.
    Blitz fiel seine Stirnlocke über die Augen, und er warf den Kopf zurück, um sich davon zu befreien. Er zog an der Führleine und scheute ein wenig, als Alec versuchte, die Leine, die sich verwickelt hatte, zu entwirren.
    »Er ist sehr eigenwillig, es muß sehr schwierig sein, mit ihm auszukommen«, sagte Duncan.
    »Für mich nicht, ich muß nur ein wenig vorsichtig sein. Gewöhnlich sind kleine Dinge die Ursache seines Ärgers, beispielsweise haßt er eine harte Bürste. Manchmal schlägt er auch, wenn ich eine weiche Bürste benutze, aber das Gute dabei ist, daß er einen nicht treffen, sondern nur anzeigen will, daß er etwas nicht mag.« Alec rieb sein Knie und fuhr fort: »Gerade heute morgen hat er mich erwischt, aber nicht absichtlich; er spielte bloß und streifte mich nur, sonst hätte er mir die Kniescheibe zersplittert.«
    »Ich glaube, Sie können ihn laufen lassen, wo Sie wollen«, sagte Steve, »ich meine, jede Bahn Amerikas würde Platz für ihn haben.«
    »Wir fahren immer dorthin, wo ein für ihn geeignetes Rennen stattfindet«, stimmte Alec zu. »Aber Sie haben recht, wir brauchen nur irgendwo anzurufen und zu melden, daß wir kommen wollen. Wir haben niemals Schwierigkeiten; für Blitz wird immer ein Stall frei gemacht.«
    »Hier bekommt man wohl schwer einen Stall?«
    »Stimmt«, sagte Alec und betrachtete den Gesichtsausdruck des Jungen, denn er wußte natürlich, daß sie nur um den Zweck seines Besuches herumredeten. »Hialeah ist die einzige große Rennbahn, auf der im Januar und Februar Betrieb ist. Alle großen Ställe unterhalten hier eine Auswahl ihrer Pferde; infolgedessen ist es ein gefragter Ort.«
    Steve Duncan hielt Alecs forschendem Blick stand; er versuchte zu lächeln, aber es mißlang ihm.

Weitere Kostenlose Bücher