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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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holte tief Luft, um diese dann irgendwann wieder herauszupusten.
    Wir kamen etwa eine Meile weit.
    Dann spürten wir von rechts einen eisigen Hauch. Es war noch kein Wind, nur ein Atem, wie ich ihn noch niemals zuvor verspürt hatte. Unsere Pferde schnaubten stärker und nervöser. Sie wollten nach Süden umdrehen, also dem zu erwartenden Unheil ihr Hinterteil zukehren und fliehen.
    Doch wir zwangen sie noch Westen. Denn irgendwo vor uns musste es eine Pferdewechselstation geben.
    Der eisige Hauch, den wir wie einen Atem spürten, setzte noch einmal aus. Das dauerte vielleicht zwei oder drei Minuten. Wir ließen nun unsere Pferde galoppieren, denn wir spürten instinktiv, dass es jetzt auf eine einzige Minute ankommen konnte, die wir zu lange unterwegs sein würden.
    Dann aber spürten wir zum zweiten Mal den eisigen Hauch aus dem Norden. Diesmal wurde er stärker. Wir starrten immer wieder nach rechts, also nach Norden. Dort war ständig ein Aufblitzen wie ein gewaltiges Wetterleuchten, und wenn es dort aufleuchtete, glaubten wir eine blaugrüne Wand zu sehen, hinter der gelbe Feuer zuckten.
    Heiliger Rauch, wir waren dumme Texaner, die noch niemals einen Blizzard erlebt hatten und sich deshalb nicht auskannten. Nur eines wussten wir: Es kam ein gewaltiges Unheil auf uns zu.
    Und so ritten wir wie um unser Leben und fragten uns, ob wir wohl noch eine Poststation erreichen würden.
    Da wir ja jetzt nach Westen ritten, stieg das Land leicht zu den Vorbergen von Colorado an. Die Pferde hatten es daher etwas schwerer als normal. Doch sie galoppierten willig, so als wüssten sie genau, dass vor ihnen ein sicherer Stall auf sie wartete.
    Wir kamen über eine lange Hügelwelle, die sich von Süd nach Nord erstreckte, und schauten in eine flache Senke, die sich wie eine Ebene zu den nächsten flachen Hügelwellen dehnte. Dahinter stieg das Land nach Westen zu wieder an. Die Nacht hatte uns zwar eingeholt, aber sie war noch hell vom Licht der Sterne. Und überdies erhellten die Feuer im Norden alles für kurze Sekundenbruchteile. Dann konnten wir meilenweit sehen.
    Wir sahen von der Bodenwelle aus, über die wir ritten, ein gelbes Licht in der Ferne. Es war ein irdisches Licht, so wie es Menschen mit Öl- oder Petroleumlampen erzeugten.
    Dann wurde das Licht plötzlich schwächer.
    Aber wir wussten Bescheid. Da vor uns – kaum zwei Meilen entfernt – lag die Pferdewechselstation der Post- und Frachtlinie. Es war eine Tür geöffnet worden, sodass der Lichtschein aus dem Haus fiel. Nun war diese Tür wieder geschlossen, und das Licht fiel spärlicher durch kleine Fenster.
    Luke stieß einen wilden, triumphierenden Schrei aus. Nun waren wir sicher, dass wir es schaffen würden, bevor dieser verdammte Blizzard über uns herfallen konnte.
    Aber dann traf uns von Norden her kein eisiger Atem mehr – nein, jetzt war es ein brüllender Windstoß, der uns fast von den taumelnden Pferden fegte.
    O Himmel und Hölle, jetzt wussten wir es genau: Das war der Atem eines Eisriesen, der wie ein gewaltiges Untier tief genug Luft holte und diese nun mit Eiseskälte nach Süden pustete!
    Der Eishauch ging uns bis ins Mark. Der Schweiß auf dem Fell unserer Pferde wurde zu Eis – und unsere Hosenbeine froren am Pferdeleib und am Sattelleder fest.
    Aber noch konnten wir vor uns in der flachen Senke die gelben Lichter erkennen. Es war nicht mehr weit. Wir waren inzwischen hart geritten. Es konnte keine Meile mehr sein. Wir würden es in wenigen Minuten geschafft haben.
    Aber dann kam der zweite, eiskalte, brüllende, böse und gnadenlose Windstoß.
    Aber das war noch nicht alles. Hölle und Teufel, nun bekamen wir es gnadenlos von diesem orgelnden und brüllenden Element.
    Es rauschte und prasselte auf uns nieder, prügelte uns, so als sollten wir vom Himmel gesteinigt werden.
    Denn es war Blaueis, das auf uns niederfiel, vom fauchenden Sturm geschleudert, sodass die Wucht noch stärker war als ohnehin. Diese Hagelkörner waren größer als Taubeneier, größer noch als Walnüsse. Und sie prügelten uns und unsere Pferde und wollten uns zuschütten.
    Das braune Büffelgras war schnell fußhoch mit diesen Eiskieseln bedeckt. Unsere Pferde konnten nicht mehr galoppieren. Doch sie hielten trabend die Richtung bei. Vor uns waren keine gelben Lichter mehr, die uns als Orientierungsziel dienten. Wir ritten völlig blind durch die Eishölle.
    Und wenn wir an der Station vorbeireiten sollten, dann…
    Doch daran durfte ich gar nicht denken. Es war

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