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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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schon fast ein Wunder, dass Luke und ich uns nicht verloren in diesem Hagelsturm.
    Die letzte Meile kam uns wie ein Tausend-Meilen-Ritt durch die Hölle vor.
    Doch jede Ewigkeit hat irgendwann einmal ein Ende, wenn es sich nur um eine scheinbare Ewigkeit handelt.
    Und so hielten unsere Pferde plötzlich an. Die Wucht des Eishagels hatte abrupt nachgelassen. Wir begriffen, dass wir uns im Windschatten eines Gebäudes befanden, wahrscheinlich eines Stalles oder einer Scheune.
    Wir hatten die Station erreicht.
    Und als würde uns der Blizzard foppen wollen, hörte wenig später der gnadenlose Eishagel auf. Dafür kam nun der Schnee. Der Sturm fegte ihn nach Süden. Es war dichter Schnee, so dicht, dass man keine drei Yards weit zu sehen vermochte. Doch es war wenigstens kein Eishagel mehr, und schon dies allein war eine Gnade. Auch war es nicht mehr so eiskalt. Die Front des Blaueisblizzards war über uns hinweg nach Süden gestürmt. Irgendwo im südlichen Kansas über Oklahoma vielleicht oder am Red River würde er seine Kraft verloren haben und sterben.
    Wir rutschten von den Pferden und tasteten uns an der Bretterwand entlang bis zum Tor. Es bestand aus zwei Flügeln. Es gab in einem der Torflügel noch eine kleine Pforte. Ich konnte sie öffnen, hineingleiten und von innen einen Torflügel öffnen. Luke und die Pferde drängten herein. Ich schloss den Torflügel. Da sich diese Seite im Windschatten befand, konnte ich das leicht.
    Es war dunkel, und es dauerte eine Weile, bis ich mit meinen klammen und fast schon erfrorenen Fingern ein Schwefelholz anzünden konnte.
    An einem Stützbalken hing eine Laterne. Ich zündete sie an.
    Und da sahen wir es.
    Dies war ein Stall mit einem Heuboden darüber.
    In vielen Boxen standen Pferde. Deren Geräusche hatten wir nicht gehört, weil der Schneesturm draußen zu laut heulte. Es war relativ warm hier drinnen. Denn die Tiere strömten Körperwärme aus. Da alle Boxen besetzt waren, mussten wir unsere Pferde im Vorraum absatteln. Sie hatten es verdient. Es gab auch Futter genug.
    Allmählich verloren wir unsere Steifheit, bekamen wieder Gefühl in unsere Glieder und begriffen jetzt erst so richtig, dass wir dort draußen in der Hölle nach einer Weile wahrscheinlich erfroren wären. Denn wir waren ganz und gar nicht für einen Blizzard ausgerüstet.
    Luke sagte schließlich heiser: »Glück gehabt, Bruder, nicht wahr? Aber was ist wohl mit Onkel John und der Herde? Dort in Nebraska muss der Eissturm ja noch schlimmer wüten, denn es liegt ja noch ein Stück nördlicher.«
    »Aber wenn dort schützende Hügel sind, Waldstücke, tiefe Täler…«, erwiderte ich hoffnungsvoll. »Dort am Niobrara River ist ein anderes Land.«
    »Verdammt«, knurrte Luke nur, »verdammt noch mal!«
    Wir versorgten unsere Pferde.
    Und dann sahen wir uns im Laternenschein an.
    »Es kann ja nicht weit sein«, sagte Luke. »Man muss vielleicht nur über einen Hof, um das Stationshaus zu erreichen. Dort gibt es gewiss eine Gaststube. Ich habe Hunger wie ein Wolf. Wollen wir?«
    Wir nahmen unser ganzes Gepäck, also Satteltaschen, Sattelrolle und auch die Gewehre, und wagten uns noch einmal hinaus in die Schneehölle. Als wir den Windschutz des großen Stalles verließen, wollte uns der orgelnde Schneesturm von den Beinen fegen. Und der Schnee peitschte nur so gegen uns und verwandelte uns in Schneemänner.
    Wir konnten kaum drei Schritte weit sehen und mussten uns auf unser Glück und auch auf die Erfahrung verlassen, die uns vielleicht sagte, wo sich das Haupthaus befinden konnte.
    Auf dem Eishagel lag nun schon eine Menge Schnee. Er war pulvertrocken und reichte uns jetzt schon bis über die Knie.
    Verdammt, wie weit war es bis zum Haus?
    Würden wir daran vorbei ins Leere stolpern? Und wenn wir dann umkehrten und zu suchen begannen, konnten wir dann in dieser Hölle des Blizzards nicht völlig die Richtung verlieren?
    Aber dann stieß ich plötzlich auf eine ausgespannte Leine.
    Auch mein Bruder rannte dagegen.
    Wir begriffen sofort, dass die Stationsleute diese Leine ausgespannt hatten, damit sie leicht zum Stall und auch wieder zurückfinden konnten.
    Nun waren wir gerettet, denn wir mussten nur der Leine folgen.
    Plötzlich standen wir vor dem Haus.
    Die Tür ließ sich nicht öffnen.
    Ich trat mehrmals mit dem Fuß dagegen. Und da wurde sie geöffnet. Einige Männer starrten uns aus der Wärme und dem erhellten Raum heraus an. Wir taumelten hinein und ließen unser Gepäck fallen. Hinter uns

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