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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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gar nicht gut aus, Jeff! Wenn auch ich so aussehe, dann werden wir wohl die Narben unseres Bruderkampfes unser ganzes Leben lang behalten müssen.«
    »Das wäre es mir wert«, erwiderte ich, »wenn du nur jetzt wieder der alte Luke bist, mit dem ich zu Onkel John nach Nebraska reiten kann.«
    Er dachte nach – und es war, als lauschte er tief in sich hinein.
    »Ja«, knurrte er dann, »reiten wir Onkel John, der Herde und den Jungs nach. Doch nicht mehr heute. Wir sollten ein Feuer machen und ein Camp aufschlagen. Denn ich kann vielleicht erst morgen wieder in einem Sattel sitzen. Mein Magen, meine Leberpartie, meine Niere – oh, es ist so, als hätten mich Huftritte getroffen. Musstest du so hart schlagen, Bruder?«
    »So hart wie du«, erwiderte ich.
     
    * * *
     
    Am anderen Morgen krochen wir wie Greise auf die Pferde und setzten uns vorsichtig in den Sätteln zurecht.
    Wir hatten den ganzen vorherigen Tag und auch während der Nacht kaum ein Wort miteinander gewechselt, und dennoch herrschte ein stillschweigendes Einverständnis zwischen uns.
    Ja, wir waren wieder die alten Brennan-Brüder.
    Ich verspürte überall Schmerzen. Dennoch war ich froh. Denn offenbar hatte Luke die Kurve gekriegt, wie man so sagt, wenn jemand auf einem als falsch erkannten Weg umkehrt.
    Wenn das bei Luke so war, dann hatte sich die Prügelei gelohnt. Luke würde nun vielleicht doch kein Revolverheld werden, dem der Tod gleichgültig war in seinem Schmerz und verletzten Stolz.
    Das Wetter veränderte sich nicht. Es blieb der kalte Nordwind, den eine kalte Sonne nicht erwärmen konnte. Wir blieben den ganzen Tag im Sattel und ritten gegen den Wind an.
    Noch bevor es dunkel wurde, erreichten wir den Wagenweg, der von Kansas City nach Colorado führte und auf dem die Postkutschen und Wagenzüge verkehrten. In Colorado in der Gegend um Denver wurde Gold und Silber gefunden. Wir hatten in Dodge City davon gehört. In Colorado war in den Goldfundgebieten der Teufel los. Deshalb war auch der Wagenweg eine richtige Lebensader für das Goldland geworden.
    Doch als wir ihn jetzt gegen Ende des Tages erreichten, war weit und breit alles leer. Es gab keine Reiter, keine Packtierkarawanen und auch keine Frachtwagenzüge.
    Wir hielten auf dem Weg an. Luke witterte nach Westen, also in Richtung Colorado.
    Dann rief er mir durch den Wind zu: »Jede Postlinie hat in Abständen Stationen zum Pferdewechseln. Wenn wir wüssten, wie weit es zur nächsten Station ist, könnten wir vielleicht mal eine Nacht in einer Scheune oder einem Stall verbringen. Dafür würde sich ein Umweg gewiss lohnen.«
    Ich nickte.
    Aber wir waren noch unschlüssig.
    In dieser Minute wurde es plötzlich windstill. Es war eine merkwürdige Sache, so als hätte sich ganz plötzlich etwas verändert.
    »He, was ist das?« So fragte Luke staunend.
    Wir witterten nach Norden. Von dort kam nichts, mehr. Es war so, als hätte vor uns ein grimmiger Winter- oder Eisriese aufgehört zu pusten.
    Oder holte er vielleicht nur tief Atem, um dann sehr viel stärker blasen zu können? Ganz plötzlich stellte ich mir in Gedanken diese Frage.
    Es war uns nun fast so, als käme warme Luft aus dem Süden. Und dann sahen wir im Norden ein gelbes Aufleuchten. Weil es Nacht wurde, konnten wir den Himmel dort nicht mehr so gut sehen. Aber er schien uns grüngrau zu werden. Und in diesem Grüngrau leuchtete es immer wieder gelb auf.
    Immer noch war es windstill. Unsere Pferde schnaubten unruhig und witterten nach Norden.
    Luke sagte heiser: »Da kommt er wohl, der verdammte Blizzard. Was machen wir, Bruder?«
    Ich gab ihm noch keine Antwort, sondern blickte erst den Wagenweg entlang nach Osten und dann nach Westen, also in Richtung Colorado.
    Es war absolut sicher, dass es etwa alle dreißig Meilen auf diesem Wagenweg so genannte Relaisstationen gab, an denen die Postkutsche ihre Gespanne wechselten und wo es gewiss auch Ersatzmaultiere für die Frachtwagenzüge gab. Die Frage war nur, wo wir uns hier am Wagenweg zwischen zwei Stationen befanden. War es besser, nach Westen zu reiten – oder lag die Station im Osten näher?
    Ich grinste Luke an und sagte: »Du hast doch schon mal hintereinander zweimal Zero beim Roulette gehabt. Dies ist auch ein Spiel. Versuch es noch mal. Sag du, in welche Richtung wir reiten sollen.«
    Er grinste böse zurück. Dann zog er die Nase seines Pferdes nach Westen und ritt an. Ich folgte ihm.
    Und es war immer noch windstill, so als hielte ein Riese den Atem an oder

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