Blizzard-Fehde
willst mein Bruder sein, du gemeiner Mistkerl? Ein Dreck bist du, ein ganz gemeiner Schuft. Ich kann mir nicht denken, dass unsere gute Mom so etwas wie dich geboren hat. Dich hat man ihr vielleicht vor die Tür gelegt. Und dann bist du am Ende doch ein Hurensohn. Binde mich los! Ich will nicht länger mehr quer über einem Pferd liegen wie eine Riesenwurst! Los, befreie mich aus dieser demütigenden Lage!«
Ich gab noch keine Antwort.
Natürlich machte ich mir Sorgen, denn ich wusste, er würde auf mich losgehen, sobald er wieder auf eigenen Füßen stehen und seine Fäuste schwingen konnte.
Oder würde er mich in seinem wilden Zorn sogar erschießen wollen?
Bei dem Gedanken bekam ich fürchterliche Angst. Denn es wäre wirklich schlimm, wenn wir Brennan-Brüder zu Feinden würden.
Aber ich musste mich entscheiden. Ich konnte ihn ja nicht den ganzen Tag quer über dem Pferderücken transportieren.
Und so hielt ich endlich unter den Bäumen an einem schmalen Creek an und band seine Fesseln los. Ich hob ihn vom Pferd und wickelte ihn aus der Decke.
Und kaum war er frei, da versuchte er auch schon, mir den Kopf von den Schultern zu stoßen. Aber er war noch nicht beweglich genug. Er war noch steif und ziemlich langsam. Ich konnte seinen Schlägen und Stößen ausweichen, auch seinen Tritten. Er hatte zu lange quer auf dem Pferd gelegen.
Doch je länger er versuchte, mich zu verprügeln, umso mehr kam seine Geschmeidigkeit zurück. Bald war er ebenso schnell wie ich.
Und dann traf er mich endlich mit einem herumgezogenen Haken auf Ohr und Kinnwinkel, dass ich zur Seite taumelte und mich fast wie ein Radschläger überschlagen hätte.
Nun wurde ich wütend und fauchte: »Hoi, Bruderherz, wenn du nicht aufhörst, dann muss ich dir etwas Vernunft in den Schädel hämmern!«
Verdammt, ich würde mich jetzt mit ihm prügeln müssen, bis einer von uns nicht mehr aufstehen konnte.
»Was ist nur mit deinem Bumskopf los?«, rief ich. »Hast du keinen Verstand mehr in deinem Schädel? Willst du wegen eines Miststücks von Frau mit der ganzen Welt einen Krieg austragen? Aber ich werde dir wieder Vernunft in deinen dummen Schädel hämmern. Pass auf, ich schlag dich windelweich.«
Ich kann heute, da ich dies alles niederschreibe, nicht mehr sagen, wie lange wir uns schlugen, aber es dauerte lange, wahrscheinlich länger als eine Stunde. Und wenn wir müde waren, dann hockten wir wie Riesenkröten voreinander, starrten uns an, keuchten nach Luft und sammelten neue Kräfte. Wenn dann einer von uns sich wieder bewegte, zwang sich auch der andere dazu. Und dann schlugen wir weiter aufeinander ein. In unseren Schlägen war kaum noch Kraft.
Aber Luke wollte nicht aufhören, und ich konnte ihn nicht so besiegen, dass er kampfunfähig wurde.
Aber irgendwann dann konnten wir beide nicht mehr. Jeder von uns hatte den anderen besiegt.
Nun lagen wir keuchend am Boden und stöhnten vor Schmerz. Es war kalt. Der Boden war schon gefroren in den kalten Nächten und taute auch tagsüber nicht mehr auf. Wir glühten, schwitzten und bluteten aus Rissen, Brauen und zerschlagenen Lippen. Wir hatten uns die Ohren plattgeklopft. Unsere Nasen waren dicke Kartoffeln, und unsere Augen schwollen zu.
Ich verfluchte in Gedanken diese Lilly McGinnes, die meinen Bruder so tief verletzt hatte, dass er sich selbst zerstören wollte.
Es war also kalt. Dennoch krochen wir zum Creek, dessen Ränder mit einer dünnen Eisschicht bedeckt waren, und warfen uns hinein. Denn wir mussten unsere Wunden kühlen, das Blut abwaschen.
Lange waren wir so beschäftigt.
Endlich setzten wir uns auf und starrten uns an.
Ich fragte heiser und auch undeutlich wegen meiner zerschlagenen Lippen: »Nun, ist dir jetzt besser, Bruderherz? Ist jetzt alles raus, was rausmusste? Oder möchtest du jetzt mit dem Kopf dort drüben gegen den Felsen rennen?«
Er starrte über den Creek und auf den großen Stein, so als müsste er ernsthaft überlegen, ob er es tun sollte.
Dann schüttelte er mühsam den Kopf.
»Nein, o nein«, krächzte er. »Ich habe jetzt genug.«
Er beugte sich wieder vor und schöpfte Wasser aus dem Creek, klatschte es sich ins Gesicht und über den Kopf. Auch ich tat das. Als wir uns wieder aufrichteten und einander ansahen, immer noch keuchend, erschöpft und voller Schmerzen, da sagte er seufzend: »Nun gut, Bruder, ich muss mich wohl bei dir bedanken. Vielleicht hast du mir wirklich ein wenig Vernunft in den Schädel hämmern können. Aber du siehst
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