Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
Vom Netzwerk:
Spielchen machen. Ja, dieser Blizzard hält uns gewiss länger als acht Tage und Nächte zusammen. Es ist gut, wenn ihr nun genau darüber Bescheid wisst, wer hier das Sagen hat. Kapiert?«
    »Yes, Sir«, erwiderten Luke und ich zweistimmig. Ich war froh, dass Luke sich nicht herausfordern ließ, wie es vor unserer Prügelei gewiss der Fall gewesen wäre.
    Aber Luke verhielt sich klug, sehr klug sogar.
    Wir legten unsere Siebensachen in die Ecke und hängten unsere Jacken an die Haken an der Wand. Dann setzten wir uns an einen Tisch und warteten auf den Hirschbraten.
    In der anderen Ecke saß die junge Frau. Ich wusste noch nicht, zu wem sie gehörte – zur Station, zu diesem Bourdelle und dessen Begleitern – oder ob sie allein war, sozusagen auf der Durchreise.
    Sie saß da und strickte. Eigentlich war sie recht hübsch und wirkte auf mich sehr solide und ehrenwert. Nein, sie war gewiss kein Flittchen.
    Auch Luke sah immer wieder zu ihr hinüber. Nach einer Weile flüsterte er: »Die könnte mir gefallen. Wer mag sie sein?«
    Das Rätsel um sie wurde nun schnell gelöst. Denn Ringo Bourdelle sagte aus seiner Ecke heraus: »He, schöne Lady, was ist, wenn niemand Sie abholen kommt aus Camp Colby? Dann sind Sie hier verdammt allein. Wollen Sie nicht lieber mit mir Ihr Glück versuchen? Ich hätte Ihnen sicherlich mehr zu bieten als ein dummer Heimstättensiedler. Na, kommen Sie herüber, und nehmen wir einen Drink. Dabei kann man sich besser kennen lernen. Na, Kleine, komm schon.«
    Es war ein unverschämtes Angebot. Er wollte sich die Langeweile vertreiben und machte diesem Mädchen das Angebot, sich mit ihm zu amüsieren, so als wäre sie hier eine Art Amüsiermädchen, das jeder für ein paar Drinks bekommen konnte. Sie sah auf ihre strickenden Hände nieder, ließ die Nadeln ein wenig lauter klappern. Dann aber hob sie den Blick und sah ihn mit ihren blauen Augen fest an.
    »Ich glaube«, sagte sie ruhig, »Sie sind nicht das, was man allgemein als Gentleman bezeichnet. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich hier auf meinen Verlobten warte, der mich von Camp Colby her abholen wird, sobald der Blizzard vorbei ist. Sie sollten mich also nicht länger mehr so eindeutig belästigen. Sonst…«
    Sie verstummte, denn sie begriff, dass sie im Begriff war, eine Warnung oder gar Drohung auszusprechen, die dieser eitle und großspurige Bursche nur als Herausforderung auffassen würde.
    Und so war es auch, obwohl sie rechtzeitig verstummte. Ihr »Sonst« genügte bereits. Denn dieser Ringo Bourdelle lachte nun wie jemand, der vom Teufel geritten wird.
    Nachdem er sein wildes und aggressives Lachen beendet hatte, zischte er böse und drohend: »Komm her, du dumme Gans, hierher zu mir an den Tisch! Dir wird meine Gesellschaft schon noch gefallen, wenn wir erst einige Drinks genommen haben und lustig geworden sind. He, willst du vielleicht den ganzen Blizzard lang stricken? Da weiß ich was Schöneres. Komm her!«
    Er war irgendwie verrückt. Und jede Art von Widerstand oder Abneigung machte ihn noch unduldsamer, als er es ohnehin war.
    Aber sie schüttelte den Kopf.
    Dann griff sie in den Strickkorb und brachte eine kleine Waffe zum Vorschein. Es war ein doppelläufiger Colt-Derringer, so wie ihn Spieler oder Frauen oft in ihrer Kleidung verbergen.
    Sie richtete die Doppelmündung auf Ringo Bourdelle und sprach ganz ruhig: »Sollten Sie handgreiflich werden und mich belästigen, müsste ich mich wehren. Also lassen Sie mich zufrieden.«
    Er staunte sekundenlang. Ihm blieb der Mund offen stehen. Ja, er war gewiss noch ein dummer Bengel, wenn auch wild, verwegen und selbstherrlich.
    Ich beobachtete seine drei Begleiter, und ich wusste, sie waren ihm als Beschützer mitgegeben worden. Ja, jetzt war ich in dieser Hinsicht sicher. Sie sollten ihn gewiss daran hindern, Unbesonnenheiten zu begehen.
    Doch sie warteten noch ab.
    Sie waren im Raum verteilt, wie die Leute der Station. Denn auch die Frau des Stationsmannes war in der offenen Tür zur Küche erschienen. Der riesige Neger saß in einer Ecke unter einer Lampe und reparierte irgendwelches Pferdegeschirr. Er verstand sich also auch auf Sattelarbeit. Doch er hatte innegehalten und starrte auf Ringo Bourdelle.
    Dieser fühlte sich von diesem Blick offenbar besonders herausgefordert. Denn er fauchte: »He, Bimbo, glotz mich nicht so an! Verstanden?«
    »Yes, Sir«, erwiderte der Schwarze, »ich habe verstanden.«
    Er begann wieder mit seiner Näharbeit am Geschirr. Es war nun

Weitere Kostenlose Bücher