Blonder Kugelfang
Freundin, antwortete ich. Da
sagte er, sie wollten sie sprechen. Sie wüßten, daß Samantha am Sonntag abend mit Art zusammengewesen sei, und daß sie ihnen vielleicht helfen könnte. Deshalb sollte sie zu einer
Unterhaltung unter Freunden bei ihnen vorbeikommen. Andernfalls würden sie,
sagte der Mann, daraus ihre eigenen Folgerungen ziehen.«
»Wer ist Art?«
»Der Name sagte mir zu dem
Zeitpunkt auch noch nichts«, berichtete Tracy. »Dann sah ich in den Zeitungen
nach, und die Geschichte stand am Montag drin. In einem Auto in den Bergen war
die Leiche eines Mannes namens Art Stillman gefunden
worden — erschossen. Die Zeitung machte Andeutungen über seine Beziehungen zur
Mafia und daß es sich vielleicht um Vendetta handeln könnte.«
»Und wo soll sich Samantha
angeblich mit ihnen treffen?«
»In einem Klub namens
>Feigenblatt<, am Sunset Strip. Dort soll sie
nach einem Mr. Perini fragen.«
»Zu einer bestimmten Zeit?«
»Das hat er nicht gesagt.«
»Sonst noch etwas?«
»Nur noch ein Anruf«, sagte sie
kühl. »Von einer Frau. Als ich mich meldete, hielt sie mich für Samantha, und
ließ mir gar keine Zeit, auch nur ein Wort dazwischenzuwerfen. Sie bedankte
sich überschwenglich für die wundervolle Nacht, die
sie mit Samantha am Samstag verbracht hätte, und sagte, es sei für sie ein so
bleibendes Erlebnis gewesen, daß auch Samantha bestimmt noch davon zehren
müsse. Wann sie sie wiedersehen könnte? Endlich konnte ich ihr klarmachen, daß
ich gar nicht Samantha war, und da wurde sie plötzlich eisig. Schließlich sagte
sie, Samantha solle sie bitte sobald wie möglich zurückrufen, und hinterließ
mir eine Telefonnummer.«
»Wie war der Name?«
»Angela Broughton .«
»Und Sie kennen sie nicht? Sie
ist keine gemeinsame Freundin oder etwas dergleichen?«
»Noch nie im Leben habe ich von
dieser blöden Pute gehört!« sagte sie beißend.
»Und das ist alles?«
»Reicht es Ihnen noch nicht,
Mr. Holman ?«
»Wahrscheinlich haben Sie
recht«, antwortete ich.
Tracy ging zum Schreibtisch an
der anderen Wand und kehrte mit einem Blatt Papier zurück.
»Ich habe alles für Sie
aufgeschrieben«, sagte sie. » Heiskells Büro, den Klub
und die Nummer der Anruferin.«
»Danke.« Ich steckte den Zettel
in meine Brieftasche. »Samantha muß ja am Wochenende ziemlich beschäftigt
gewesen sein, wenn sie alle diese Leute besucht und sich außerdem noch eine
Tätowierung verschafft hat.«
»Halten Sie das alles etwa für
amüsant, Mr. Holman ?«
»Nein. Was erwarten Sie von
mir?«
»Wie ich eingangs schon sagte:
Stellen Sie fest, was Samantha am Wochenende geschehen ist.«
»Ich will’s versuchen. Niemand
wird ihr den Gedächtnisverlust glauben, weil niemand ihn glauben will.«
»Dann müssen Sie die Wahrheit
eben mit Zwang aus ihnen herausholen«, sagte sie. »Und das Honorar für diesen
Fall können Sie selbst bestimmen, Mr. Holman , wenn
Sie uns nur Ergebnisse vorweisen.«
»Warum mußten Sie übers
Wochenende nach New York fliegen?«
»Um den Vertrag mit einer
Schallplattenfirma unter Dach und Fach zu bringen«, sagte sie. »Wir haben
zwischen den Terminen einen Monat Pause, und das schien mir eine goldene
Gelegenheit, Samantha etwas Erholung zu verschaffen. Deshalb haben wir auch
dieses Haus hier gemietet.«
»Und wie ging es ihr, als Sie
abflogen?«
»Prächtig.« Tracy sah mich
scharf an. »Nein, wir hatten uns nicht gestritten. Ich bin nicht nur eine gute
Freundin, Mr. Holman , sondern auch eine wirklich
tüchtige Managerin.«
»Das glaube ich Ihnen«, sagte
ich höflich.
»Also nehmen Sie den Auftrag
an?«
»Ich habe das unangenehme
Gefühl, daß ich es noch bedauern werde«, antwortete ich, »aber ich nehme ihn
an. Diese Tätowierung fasziniert mich zu sehr.«
2
Der Klub »Feigenblatt« machte
ganz auf Nostalgie: Er rühmte sich fünf verschiedener Stripperinnen, dazu
zahlreicher Oben-ohne-Kellnerinnen, und ich war enttäuscht, als ich feststellen
mußte, daß sie den Fußboden nicht mit Sägespänen bestreut hatten. An der Bar
bestellte ich mir einen Bourbon mit Eis und sah zu, wie eine gelangweilte
Stripperin sich aus ihrem Schamlatz schälte. Das Lokal war nur zu einem Viertel
besetzt, und nach dem Enthusiasmus der Gäste zu urteilen, hätten sie auch bei
einer Blinddarmoperation zuschauen können. Als ich meinen zweiten Bourbon
bestellte, erkundigte ich mich beim Barkeeper, ob Mr. Perini zu sprechen sei.
»Und wer will das wissen?«
grunzte er.
»Mein Name
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