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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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rhetorisch.
    »Hm«, machte Frank. »Werfen wir doch ein paar Pennys.«
    Amanda tat nichts lieber als das. Aber sie wunderte sich, dass der Vorschlag von Frank kam. Ihrer Meinung nach war das I Ging Mist. Amanda holte schnell die Pennys. Es waren dieselben, die sie geworfen hatte, bevor Clarissa in ihr Leben trat. Sie hielt sie einen Augenblick behutsam fest, dann streckte sie die Hand aus. »Du wirfst. Wenn irgendwo Yin auftaucht, wird alles gut.«
    »Ich habe immer Yin«, bemerkte Frank.
    »Du hast nie Yin, du bringst alles durcheinander. Yin ist die Rückseite, die Zahlseite, und steht für Offenheit, Flexibilität. Du bist die Yang-Königin: streng und unflexibel. Die meisten Leute haben in ihrem Leben ein gesundes Gleichgewicht von Yin und Yang. Du hast nur Yang. Nur Kopf.« Amanda dagegen konzentrierte sich im Leben eher auf die Rückseite.
    »Soll das heißen, ich bin nicht gesund?«, wollte Frank wissen.
    »Du bist nicht ausgeglichen«, antwortete Amanda. »Eine Münze mit nur einer Seite.«
    »Flachbrüstig, aber kopflastig«, sagte Frank.
    »Ich habe nie von flachbrüstig geredet«, entgegnete Amanda. »Aber jetzt, wo du es sagst...«
    »Los, gib mir die Pennys.« Frank nahm die Münzen und schloss die Augen.
    »Stell eine Frage.«
    »Steuern wir auf eine weitere Pleite in unserem unglückseligen Leben zu? Kommt eine weitere Demütigung hinzu, zu all den anderen? Werden wir durch diese verzweifelte Tat gerettet? Oder blamieren wir uns nur?«
    Frank schüttelte die Münzen in ihrer Hand, während Amanda zu einem Singsang anhob: »Atme. Ein. Aus. Sieh die Wellen am Strand. Die Sonne, wie sie auf- und untergeht. Der Mond. Die Sterne.«
    »Halt doch den Mund!«, befahl Frank.
    Amanda schwieg und trat einen Schritt zurück. Sie atmete gleichmäßig ein und aus, während Frank die Pennys schüttelte. Das I Ging war ihre Geheimwaffe, ihre Art, den Instinkt zu überprüfen. Oder ihre Zweifel zu verstärken. Es schärfte ihre Intuition, führte sie auf den einen oder den anderen Weg. Amanda glaubte in der Regel nicht daran, dass es möglich war, in die Zukunft zu sehen. Der freie Wille warf manchmal selbst die besten übersinnlichen Vorhersagen über den Haufen. Aber sie glaubte fest an ein glückliches Dasein nach dem Leben — für gute Leute. Nach dem I Ging gab es keinen Tod. Es erfolgte nur eine Umwandlung der kontinuierlichen und unvergänglichen Energie. Amanda behielt diese Vorstellungen für sich. Sie hatte erkannt, dass die meisten Leute ihre Weitsicht als unrealistisch abqualifizierten. Und Frank fand ihre Theorien naiv und strotzend vor Wunschdenken. Zwar hatte Frank ein Recht, so zu denken, aber enttäuscht war Amanda deswegen trotzdem.
    Frank schüttelte die Münzen in ihrer Hand hin und her, als spielte sie mit Würfeln. Dann warf sie sie auf den Tresen. Sie rollten, drehten sich und blieben schließlich auf einer Seite liegen. Frank legte sie in eine Reihe und Amanda holte ihre I-Ging-Taschentabelle. Wie gewöhnlich hatte Frank fast ausschließlich Kopf — oder Yang — geworfen. Nur die unterste Münze zeigte eine Zahl. Die Trigramme — die oberen drei und die unteren drei Münzen — ergaben Himmel über Baum. Amanda schaute in ihrer Tabelle nach. Fast hätte sie laut aufgeschrien. Die Konstellation ließ Dutzende von Deutungen zu, aber keine einzige davon war gut. Amanda entschied sich dafür: Stabile, solide Bäume ächzen unter wehenden Winden aus verschiedener Richtung. Der Himmel wird den Boden mit Sturm peitschen.
    Die jüngere Schwester kämpfte damit, ihre Stirn unter Kontrolle zu bringen, denn Frank durfte die Wahrheit nicht erfahren. Sie war pessimistisch genug und hatte zusätzliche negative Verstärkung nicht nötig. Amanda erinnerte sich, dass der freie Wille jeden Wurf zu entkräften vermochte. Unterdessen sah Frank sie erwartungsvoll an und wartete auf eine Erklärung. Von den 64 Möglichkeiten war diese Konstellation eine der bedrohlichsten. Amanda lächelte breit wie ein Honigkuchenpferd. Da Frank die Last der Wahrheit nicht zuzumuten war, log sie: »Wenn die Interpretation ein Hinweis sein soll, dann wird schon alles gut gehen.«
    Anscheinend gab sich Frank damit zufrieden, bemerkte aber: »Es ist trotzdem Mist.«
    Zum ersten Mal hoffte Amanda, dass Frank Recht hatte.

Kapitel 3

    romancing the bean – checkliste für den neubeginn
    1. Karte (besondere Angebote, Portionsgrößen — Francesca)
    2. Mobiliar (Claude)
    3. Atmosphäre (Wände, Inventar etc. — Claude und

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