Blood Coven Vampire 07 - Bis das der Biss uns scheidet-iO
eine Beziehung quer über die Artengrenzen hinweg angefangen und alles war erst mal super.
Bei mir lief es etwas weniger märchenhaft, zumindest am Anfang. Mir war nämlich bei unserer Verwechslung nicht nur die Chance entgangen, zum Vampir zu werden. Obendrein eröffnete mir Mr Teifert, unser Schauspiellehrer an der Schule, plötzlich auch noch, dass ich dazu auserwählt war, die nächste Vampirjägerin zu werden. Super – ausgerechnet das Mädchen mit dem größten Vamp-Potenzial soll sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Vampire zu töten. Genial!
Glücklicherweise ist Slayer Inc., wie du weißt, im Allgemeinen eine ziemlich anständige Organisation. Sie verlangen von uns nur, die bösen Vampire zu töten, nicht die anständigen, die nach den Regeln des Vampirkonsortiums leben. Für meinen ersten Auftrag habe ich mich mit Jareth zusammengetan, dem General des Blutzirkels. Wir sollten eine zwielichtige Blutbar infiltrieren und ihren Besitzer daran hindern, einen üblen Blutvirus zu verbreiten. Jareth war zuerst nicht so glücklich darüber, mit einer Vampirjägerin zusammenarbeiten zu müssen – schließlich haben die Jäger damals seine ganze Familie getötet. Aber zum Schluss war er doch ganz froh. Wir haben zusammen die Welt gerettet und uns ineinander verliebt. Und zu guter Letzt wurde mir auch mein sehnlichster Wunsch erfüllt! Erinnerst du dich an den Tag im letzten Frühling, als ich mit irgendeiner mysteriösen Krankheit so gut wie im Sterben lag? Und erinnerst du dich auch, wie ich auf wundersame Weise geheilt wurde? Tja, auch dieses Mysterium kann ich auflösen. Das war nämlich der Tag, an dem ich zum Vampir wurde! Und dank einer merkwürdigen Mutation, ausgelöst von diesem Blutvirus, das ich in mir trage, bin ich zu einem der seltenen Vampire geworden, die nicht gegen Sonnenlicht allergisch sind. Was sehr praktisch ist, besonders wenn ich meinen Pflichten für Slayer Inc. nachgehe.
Okay, den Rest kennst du schon mehr oder weniger. Du und Dad habt uns plötzlich eröffnet, dass wir sowieso keine Sterblichen sind, sondern in Wahrheit Elfenprinzessinnen. Wir mussten uns in der Akademie Achtal verstecken, einer Schule für Vampirjäger, während ihr zwei versuchen wolltet, den Lichthof zu überreden, uns ein »normales« Leben leben zu lassen. (Ha, ha! Wenn du geahnt hättest…).
Dummerweise hatte auch Achtal seine tödlichen Geheimnisse. Zum Beispiel eine Splittergruppe von Jägern, die sich die »Alphas« nannten und fest entschlossen waren, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Sie haben mich gefangen genommen und wollten mir mein Elfenvampirblut absaugen, um eine mächtige Hybridarmee von »Vampirelfen« zu züchten. Wenn Sunny bei dem Showdown in Tokio nicht so mutig eingegriffen hätte, wäre ich jetzt vermutlich tot und die Alphas hätten das Kommando. Du wärst stolz auf Sunny gewesen, Mom. Sehr stolz.
Dummerweise teilen nicht alle diese Einschätzung. Pyrus, der machtgierige Vorsitzende des Vampirkonsortiums, war fuchsteufelswild, weil Sunny und Magnus gegen seinen Befehl verstoßen hatten und ohne seine Erlaubnis bei den Alphas eingedrungen waren. (Er wollte einen Krieg und keine friedliche Lösung, um so die Vormachtstellung des Konsortiums in der Welt zu stärken.) Jetzt hat er angeordnet, sie zu ergreifen und »der Gerechtigkeit zu übergeben«, was meiner Ansicht nach nur eine beschönigende Bezeichnung für eine Hinrichtung wegen Hochverrats ist. Sunny und Magnus mussten bei Nacht und Nebel fliehen und ich habe keine Ahnung, wo sie jetzt sind.
Ich mache mir Sorgen um sie, Mom. Echte Sorgen. Bitte, sag mir Bescheid, wenn du etwas hörst…
In Liebe, deine Tochter
Rayne
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Charles Teifert sieht wie ein typischer Schauspiellehrer aus. Er hat wirres, langes Haar, eine dicke Brille und scheint außerstande zu sein, seine Hemden richtig zu knöpfen. (Von seinen peinlichen Krawatten will ich gar nicht erst anfangen.) Grundsätzlich spaziert er mit so einem etwas müden Ausdruck auf dem meist unrasierten Gesicht durchs Leben. Kaum jemand würde bei seinem Anblick auf die Idee kommen, dass er etwas anderes im Sinn haben könnte als die Frage, wie seine Schüler sich bei der Premiere der Oberstufeninszenierung von Footloose machen werden.
Jedenfalls würde niemand, der Charles Teifert zum ersten Mal begegnet, es für möglich halten, dass sich unter der sorgfältig gepflegten, klischeehaften Fassade des verschrobenen Schauspiellehrers einer der wichtigsten Weltwächter
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