Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
sich durch die Ehe mit der ältesten Tochter mit der Erde, den Bergen, den Flüssen und den Wiesen Rumäniens und gewannen auf diese Weise ihre Kraft. Nur ein Drache, der eine Tochter dieses Clans heiratete, war stark genug, das Land zu beschützen und Herrscher über die Drachen zu sein.
Elisabeth war so eine Tochter gewesen. Es hatte an ihr gehangen, einen der drei Dracul Brüder als Ehemann zu erwählen und damit den nächsten Anführer und König zu bestimmen. Elisa wusste jetzt, wie schwer es der Königstochter gefallen war. Der Vernunft nach hätte sie Dracula wählen müssen – den rechtmäßigen Erben, den ältesten Sohn, der bereits ohne die Vermählung mehr Stärke als seine Brüder besaß. Aber auch wenn sie sich von Dracula angezogen gefühlt hatte, fiel ihre Wahl schlussendlich doch auf Mircea. Sie hatte ihr Herz bei ihrer Entscheidung nicht ignorieren können.
Ein Kratzen ließ sie herumfahren. Weit hinter sich erblickte sie Licht, das auf die Treppenstufen fiel. Ein wenig wackelig richtete sie sich auf und lief darauf zu. Die alte Frau hatte die Falltür wieder geöffnet und stand, Cesina neben sich, oben an der Treppe. Elisa stieg die Stufen hinauf und spürte Elisabeths Macht wie ein summendes Netz aus Energie um sich herum. Fasziniert streckte sie die Hand aus, berührte die nahe Felswand, und eine einladende Wärme kroch ihre Fingerspitzen hinauf bis zu ihrem Ellbogen. Dies war ihr Land, ihre Erde. Elisa konnte sie nicht einfach sich selbst überlassen.
Als Elisa aus dem Erdloch stieg, begegnete sie den prüfenden Blicken aus den Augen der beiden Frauen. Bald jedoch erhellte sich das Gesicht der Alten, und sie lachte. „Herrin, Ihr seid es wirklich! Verzeiht mir, dass ich Euch dort unten …“
Sie verstummte, als Elisa die Hand hob. „Es war nötig“, sagte sie, und es stimmte. Sie tastete nach dem Anhänger, der sich noch unter dem weißen Stoff verbarg. Das Gefühl beruhigte, aber dann durchfuhr sie ein eisiger Schreck, als sich abermals Elisabeths Wissen mit ihrem eigenen verband. „Dracula – er hat den Raum der Bilder versiegelt“, keuchte sie. „Ohne ihn kann ich nicht herausfinden, wie ich Vlad einsperren kann.“
„In der Tat“, schnurrte eine tiefe Stimme, und sie fuhren herum. Im Türrahmen lehnte, nackt und mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen, Dracula.
Mircea rannte. Er spürte, wie die eisige Nachtluft der Karpaten sich in seinen Lungen ausbreitete und in seine Kehle stach. Er ignorierte es, so gut es ging. Alles, woran er denken konnte, war Elisa. Wieso war sie nur so dumm, nach draußen zu rennen, obwohl sie wusste, dass Dracula nur Stunden zuvor Dunkelwald verwüstet hatte? Wie hatte sie es überhaupt aus dem Gangsystem hinaus geschafft?
Mircea knurrte unterdrückt, als er sich die Antwort fast sofort selbst gab: Er hatte bisher verdrängt, wie nah Elisabeth und Elisa einander waren. Es war nicht ihr Gesicht – etwas in ihnen ähnelte sich so furchtbar, dass es Mircea schmerzte, auch nur daran zu denken.
Er hatte in seiner kurzen Zeit mit Elisabeth niemals ganz ergründen können, welche Fähigkeiten sie wirklich besaß. Vielleicht gehörte Elisas plötzliches Verschwinden aus den Gängen dazu?
Er beschleunigte seine Schritte und spürte den kalten Wind nun auch in sein Gesicht schlagen. In der Ferne grollte Donner, und der Himmel verdunkelte sich weiter, als schwarze Wolken den Mond und die Sterne verdeckten.
Mircea biss die Zähne zusammen und rannte, bis er den Wald endlich hinter sich ließ. Seine ihm eigene, hochsensible Sehkraft ließ ihn den eingestürzten Höhleneingang gut erkennen. Das bedeutete nichts Gutes.
Er blieb stehen und atmete scharf ein. Ein Blitz zerriss die Nacht und beschien den Platz vor der Höhle. Ein Mann stand dort – nackt, das halblange, helle Haar wirr im Gesicht. Im Sekundenbruchteil des Blitzes erkannte Mircea das blaue Aufglühen in den Augen seines Gegenübers. Draculas Miene war ruhig, aber in seinen Augen brannte der gleiche kalte Wahnsinn, der ihn vor Jahrhunderten dazu gebracht hatte, sich gegen seine Familie zu wenden.
Kaum, dass der Blitz verschwunden war, dröhnte Donner durch das Tal. Regen folgte binnen eines Lidschlages, ehe ein zweiter Blitz die Nacht erhellte.
Dracula stand nicht mehr still – als wäre der Regen nicht da, kam er näher. Mircea ballte die Hände zu Fäusten, blieb aber stehen. Äußerlich ruhig erwartete er die Ankunft seines Bruders.
„Dachtest du, ich würde den Ort meiden?“,
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