Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
noch immer Wasserkreise ab.
„Die Magie, die dir zu eigen ist“, betonte Elisabeth. „Die Magie deiner Familie – auch wenn du nicht glaubst, dass du sie hast, war sie doch immer bei dir. Warum sonst bist du derartig besessen von Dracula und seiner Legende? Was hat dich dazu gebracht, dich in all diesen Mythen und Legenden zu verlieren, die aus einem Land stammen, mit dem du doch nichts zu tun hast?“
In Elisabeths Stimme lag eine gewisse Strenge. Elisa stockte wegen des Inhalts der Worte. „Sagen wir, es stimmt, was du sagst“, erwiderte sie, „und ich bin die, für die mich alle halten: Was bedeutet das für mich? Alle sehen mich als Abklatsch von dir, so wie Mircea es schon tut.“
Elisabeth kam näher. „Du glaubst, er sieht mich in dir?“
Elisa seufzte. Sie glitt zu Boden und blieb dort knien. Ihr Blick lag auf dem unergründlichen Wasser. „Ich will es nicht glauben“, sagte sie leise. „Und ich würde es hassen, wenn meine Gefühle für ihn nur existieren, weil ihr beide euch einmal geliebt habt.“
Elisabeths legte ihre Hand auf Elisas Wange, die Berührung war kühl, aber nicht unangenehm. Elisa zuckte diesmal nicht zurück, nicht einmal, als Elisabeths Lippen ihre streiften. Als würde man eine Eisblume küssen.
„Wir sind verschieden und doch eins“, wisperte Elisabeth, und ihr Gesicht kam langsam näher. „Du wirst es sehen.“
Elisa schluckte. Die Berührungen ihres Ebenbilds verwirrten sie – mehr noch, mit jedem Zentimeter Abstand, den Elisabeth überwand, schien etwas in sie hineinzufließen.
„Mircea weiß um den Unterschied, der zwischen uns liegt“, flüsterte Elisabeth.
Elisa keuchte leise, als Elisabeths Gesicht so nahe kam, dass sie glaubte, der Geist würde sie küssen. Als sie sich berührten, war da kein Widerstand. Ihr früheres Selbst glitt einfach in sie hinein.
„Er liebt, was uns beide ausmacht. Mein Hunger nach Leben und meine Liebe zu diesem Land – all das ist auch in dir zu finden. Dein wildes Herz“, hörte sie Elisabeths Stimme in ihrem Kopf widerhallen, während diese immer tiefer in Elisas Körper verschwand, „schlug auch in mir. Aber das bedeutet nur, dass du die erste Frau nach mir bist, in die er sich neu verlieben konnte.“
Elisa zitterte leise. Es fühlte sich, als würde ein lang vermisster, aber nie gekannter Teil ihres Selbst zu ihr zurückkehren. „Ich werde dir zeigen, was ich lernte und was du niemals wissen konntest“, flüsterte Elisabeth und mit jeder Faser ihres Seins, das tiefer in Elisa eindrang, wuchs dieser Teil, brachte Macht und Wissen mit sich.
„Du wirst verstehen“, hörte sie noch, bevor Elisabeths Körper gänzlich in ihr verschwand. Etwas in ihrem Innern explodierte, Erinnerungen überfluteten Elisas Geist, wirre Eindrücke und konfuse Gedankenfetzen rasten durch ihr Hirn. Die Macht dieser Gefühle ließ Elisa für den Bruchteil einer Sekunde schwarz vor Augen werden.
Es dauerte, bis sie wieder zu Atem kam. Noch zittrig und matt richtete Elisa sich auf. Die Dunkelheit war verschwunden. Feuerschalen brannten, angeordnet in einem Kreis. Sie standen um einen kleinen Teich herum, der sich in einem unterirdischen, ebenso kreisrunden Raum befand.
Elisa strich sich die wirren Haarsträhnen zurück und zuckte zusammen, als ihre Hand die Kette um ihren Hals streifte. Da waren … Bilder.
Sie atmete tief ein und umfasste das Amulett. Bilder, Geräusche und Gefühle brandeten in ihrem Geist auf und prasselten auf sie ein. Gesichter längst verstorbener Menschen waren plötzlich da, und auch wenn Elisa wusste, dass sie niemals zuvor von diesen Personen gehört hatte, konnte sie doch jede einzelne mit Namen benennen.
Wissen stand ihr zur Verfügung, das für Elisa vollkommen abwegig war, aber sie wusste, wusste einfach, dass dieses Wissen real war. Das war es, was Elisabeth gemeint hatte, als sie sagte, dass sie lernen würde, was sie niemals wissen sollte. Elisabeth hatte ihr dieses Geschenk gemacht, und Elisa tastete sich gedanklich vorsichtig an all diese neuen und doch so seltsam vertrauten Dinge heran. Sie dachte an das Geheimnis der Frauen, die sie hierhergebracht hatten, und wusste in dem Moment, dass sie, wie Elisabeth gesagt hatte, die letzten Nachfahren ihrer Familie waren. Die Magie, von der die Rumänin gesprochen hatte, war eng mit den Dracul verknüpft. Die Frauen dieser Familie konnten den Dracul Kinder gebären. Elisabeths Clan verkörperte das Sinnbild des Landes – die Mitglieder der Dracul verbanden
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