Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
blickte seinen Bruder an, der fassungslos auf den toten Körper in Mirceas Armen herabsah. „Warum hast du es nicht akzeptieren können?“, knurrte Mircea. „Warum konntest du es nicht einfach so belassen, wie es war?“
„Weil du sie benutzt hast.“ Draculas Stimme war so kalt wie Elisabeths Haut.
Mircea musterte Elisabeths bleiches Gesicht. „Es war für einen größeren Zweck. Und was hat es noch ausgemacht? Sie wollte mich, und ich … ich wollte nichts anderes mehr als sie. Verdammt, ich hätte dir sogar diese Macht überlassen, wenn du mir nur Elisabeth gelassen hättest!“
„Das ist eine Lüge!“
Mircea schaute nicht einmal auf. „Was hat es dich zu kümmern? Sie ist tot. Sie wird nicht mehr zu mir zurückkommen.“
Dracula biss die Zähne zusammen. „Sie hätte nicht sterben müssen.“
Nun hob Mircea doch den Blick, und der Ausdruck von Kälte und Hass in seinem Blick war beängstigend. „Nein, Bruder. Das hätte sie nicht.“ Mit einem lauten Knall ließ Mircea seinen Drachenschwanz hervorschnellen und stieß Dracula von der Brüstung.
Die Vision verblasste und Elisa taumelte zurück. Sie wischte fahrig über das Blut und zerstörte das Bild an der Wand. Dracula mochte es später sehen oder nicht, es würde keinen Unterschied mehr machen. Aber sie wollte ihm keine Möglichkeit geben, die Vision nachzuerleben.
Ein wenig zittrig machte sie sich auf den Weg zurück in den runden Raum. Die Vision hatte die Worte des Geisterdrachen gefestigt, aber auch der Zweifel war lauter geworden. Dracula hatte falsch gehandelt, aber so, wie er es für das Beste hielt. Er war von denen verraten worden, die er liebte, und hatte sich ganz allein gesehen. Die Jahre der Gefangenschaft hatten es nur verschlimmert. War es wirklich richtig, Dracula wieder einsperren zu wollen? Konnte er nicht anders aufgehalten werden?
„Nein!“, schrie es gleich darauf in ihren Gedanken auf. „Dracula muss fortfahren können. Er muss die Welt wieder in Ordnung bringen!“
Der Gedanke klang vertraut und gleichzeitig so fremd, dass Elisa aufstöhnte. Das war nicht ihr Wille, sondern Draculas, der sie beeinflusste. Und sie konnte ihn nicht mehr aufhalten. Zweifel waren fehl am Platz – sie schwächten sie zusätzlich und ließen Dracula freie Hand. Sie brauchte Hilfe.
Ihre Hand glitt über ihr Dekolleté. Es gab Hilfe, aber dafür musste sie ihr Herz heilen, wie der Drache es genannt hatte. Elisa schaute den Gang hinunter. Sie musste zu Mircea.
In der Stille hallten die Schritte ihrer bloßen Füße laut wider, und Elisa beeilte sich, die Treppe hinter sich zu bringen. Schließlich stand sie vor der Zellentür. Der Kerzenständer in ihrer Hand zitterte. Elisa gab sich einen Ruck und schob die Tür auf. Vlad hatte sie unterschätzt: Wahrscheinlich hatte er in seiner Arroganz nicht damit gerechnet, dass sie das Bedürfnis verspüren könnte, Mircea in seinem kalten Gefängnis aufzusuchen. Aber genau das tat Elisa jetzt – und sie würde noch mehr tun.
Mircea hob den Kopf, als sie eintrat. Er war noch immer gefesselt und kniete an der Wand. An den Stellen, an denen die Ketten lagen, war die Haut rot und aufgeschürft. Sein schwarzes Haar hing ihm wirr ins Gesicht und verdeckte seine Augen. Elisa konnte nicht sagen, ob er schlief oder ohnmächtig war. Ihr Herz zog sich zusammen, und sie schloss die Zellentür hinter sich. „Was willst du noch, Bruder?“, fragte Mircea mit rauer Stimme. „Du hast sie bereits, was willst du noch von mir?“
„Noch mehr“, sagte Elisa leise.
Mit einem Ruck riss Mircea den Kopf hoch und starrte sie an. „Elisa“, sagte er ebenso leise, und sie ging zu ihm. Die Ketten klirrten, als er sich aufrichtete und ihr die gefesselten Hände entgegenstreckte. Elisa stellte den Kerzenständer ab. Ihre Bewegungen kamen ihr viel zu langsam vor, sie kämpfte sich durch Luft so zäh wie Melasse. Aber endlich, endlich konnte sie seine Hände ergreifen und an ihre Wange drücken. Mircea war das nicht genug – er entzog ihr seine Hände, hob sie hinter ihren Rücken und fing sie zwischen seinen Armen ein. Elisa war ihm mit einem Mal so nah, dass sie sich nicht rühren konnte. Sie starrte ihn gebannt an. In ihrem Blick lagen mit Sicherheit Verwirrung und Überraschung, aber in Mirceas las sie eine seltsame Ruhe und Hunger.
„Du bist zu mir gekommen“, sagte er an ihren Lippen. „Er hat dich mir noch nicht weggenommen.“ Plötzlich löste sich etwas in ihm. Elisa konnte es deutlich sehen – die Ruhe
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