Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
Licht mehr, und Elisa besaß nicht die Fähigkeit der Drachensöhne – sie konnte nicht aus der Luft Fackeln herbeirufen. Blind tastete sie sich weiter. Das Gefühl, gerufen zu werden, kehrte zurück – es waren keine konkreten Rufe, nichts, was ihren Namen rief, aber Elisa war sicher, dass sie an einen bestimmten Ort gezogen wurde. Im Augenblick war das alles, was sie hatte – wenn sie zurückkehrte, würde sie sich entweder Dracula oder Mircea gegenübersehen, und im Augenblick erschien ihr das große Unbekannte wesentlich angenehmer als das.
Die Wände veränderten sich unter ihren tastenden Händen. Wo sie zuvor noch aus glatt behauenem Felsen bestanden hatten, bestanden sie mittlerweile nur noch aus zerklüftetem Gestein. Elisa spürte Feuchtigkeit darauf und glitschiges Moos, aber es war ihre einzige Möglichkeit, den Weg unbeschadet zu überstehen, daher hielt sie sich weiter daran fest.
Auch der Boden unter ihren Füßen veränderte sich – er wurde uneben. Immer wieder stießen Elisas Füße gegen Steinbrocken oder blieben in kleinen Spalten hängen. Umso vorsichtiger tastete Elisa sich weiter, als sie hinunterging. Seit einiger Zeit spürte sie auch den Drachenanhänger wieder auf ihrer Brust glühen. Er leuchtete nicht, erwärmte sich aber und gab Elisa aus irrationalen Gründen ein Gefühl der Sicherheit.
Der Boden senkte sich ein wenig ab und mit einem Mal war er weg. Elisas Fuß trat einfach ins Leere. Sie versuchte, sich an der Wand festzuhalten, glitt aber an der nassen Fläche ab und fiel. Schreiend versuchte Elisa, irgendeinen Halt zu finden, als ihr Sturz plötzlich stoppte. Nicht durch den Aufprall auf dem Boden, sondern durch eine unsichtbare Macht, die sie einfach mitten in der Luft hängen ließ.
Direkt vor ihr leuchtete etwas auf. Erst war es nur ein winziger Punkt, nicht mehr als ein Funke in der Luft. Doch er wuchs rasch heran, breitete sich aus und formte die Umrisse eines roten Drachen, viel größer als die Gestalten der drei Dracul Brüder. Er blickte Elisa an.
Neben ihm erkannte sie etwas, das wie ein Ei aussah, aber als sie genauer hinsah, war es verschwunden.
Der Drache öffnete das Maul und betrachtete Elisa. Sie schwebte noch immer wie eine Puppe vor ihm in der Luft.
„Ähm …“, machte sie.
Aus dem riesigen Maul mit den dolchartigen Zähnen erklang ein rollender Laut. Der Drache lachte. „So zurückhaltend, Tochter des Landes?“, fragte er deutlich amüsiert.
Elisa verzog das Gesicht. Sie schwebte mitten in der Luft vor einem enormen Drachen und konnte sich kaum bewegen, aber wenigstens bewies die Kreatur Humor.
„Ich weiß nicht, wie ich sonst höflich Hallo sagen sollte“, erwiderte sie, was den Drachen zu neuerlichem Lachen reizte.
„Wovor hast du denn Angst?“, fragte er. „Immerhin hast du mich gerufen, da solltest du dich nicht fürchten.“
„Ich habe dich gerufen? Ich kann mich nicht erinnern, nach einem riesigen Geisterdrachen gerufen zu haben.“
„Du hast dir jemanden gewünscht, der dir zuhört“, erwiderte der Drache schmunzelnd und bewegte den Kopf. Die Bewegung setzte sich über seinen Körper fort bis in die Schwanzspitze, die sich weit hinter ihm im Dunkel verlor.
„Oh“, murmelte Elisa, als sie sich erinnerte. So etwas in der Art hatte sie sich tatsächlichgewünscht. „Und wer bist du?“
„Ich bin der Erste.“
„Der erste was?“
„Der Erste, der den Pakt einging.“ Er bewegte sich wieder und glitt geschmeidig durch die Luft um Elisa herum. Es schien, als würde er schwimmen.
„Werde ich dir alle Antworten so aus der Nase ziehen müssen?“, fragte Elisa und musste gegen ihren Willen lächeln, als der Drache wieder lachte. Sein großer Kopf kam näher.
„Drachen lieben Rätsel und Spiele – bringt man das euch Hüterinnen der Bilder nicht mehr bei?“
„Ich wusste bis vor ein paar Tagen nicht einmal, dass ich überhaupt eine Hüterin bin“, erwiderte Elisa.
Der Drache stieß sie leicht an, und nun war es an Elisa, durch die Luft zu wirbeln. Es machte … Spaß. Sie versuchte, sich wie beim Schwimmen fortzubewegen, aber es scheiterte. Wieder machte sich der Drache einen Spaß daraus, sie anzustupsen, und Elisa schwebte, bis sich ein Lachen aus ihrer Kehle löste. Als er sich daran machte, sie ein drittes Mal anzustoßen, hielt sie seine mit Schuppen bedeckte Schnauze sanft auf.
„Ja, ich sehe, dass ihr Spiele liebt.“
„Ich habe nicht mehr oft Gesellschaft.“
„Was tust du überhaupt hier?“
Der Drache
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