Blood Empire - Der Rattengott
nicht weit genug.
Dann lauschte er.
Aus dem rechten Kanal hörte er Geräusche. Ein Schmatzen und Schaben. Kratzgeräusche waren auch drunter.
Dort sind sie!, ging es ihm durch den Kopf.
Er fand, dass er es Stoney irgendwie schuldig war, ihm zu folgen - auch wenn er nicht annahm, dass die grauen Biester noch viel von seinem Kumpel übrig gelassen hatten. Die Vorstellung, dass Stoney bei lebendigem Leib zerfressen worden war, ließ selbst Chase schaudern. Dagegen war ja selbst das Ende durch einen fanatischen Vampir-Pfähler eine geradezu paradiesische Vorstellung.
Deswegen findet sich hier keine verdammte Ratte! Sie sind alle bei der Mahlzeit!, wurde es Chase schließlich klar.
Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen.
Schließlich erreichte er die nächste Biegung. Die Geräusche wurden lauter.
Chase ließ den Lichtkegel herumfahren.
Dann sah er sie.
Unzählige Ratten bildeten einen Knäuel. Sie bedeckten einen menschlichen Körper. Stoneys Körper, davon war Chase überzeugt. Soweit Chase sehen konnte, war nicht mehr viel von ihm übrig. Chase sah nur Blut. Sie trinken!, durchfuhr es den Vampir. Scheiße, das machen die genau wie wir!
Warum taten sie das?
Die ersten Tiere wurden jetzt auf Chase aufmerksam.
Blut troff aus ihren Mündern. Chase hielt mit dem Strahl der Lampe auf ihre Mäuler. Er versuchte zu erkennen, ob sie Vampir-Zähne hatten oder nicht. Aber er konnte es nicht erkennen.
Immer mehr Ratten schienen das Interesse an dem zerbissenen Körper zu verlieren. Chase sah blanke Knochen im Licht seiner Lampe. Die Ratten strömten in Scharen auf Chase zu, gaben den Blick auf das abgenagte Skelett frei.
"Stoney!", rief Chase.
Sein Ruf hallte zwischen den feuchten Kanalmauern wider. Wie Piranhas hatten sie seinen Kumpel zerlegt. Ein grausiger Anblick. Die Reste würden schnell zerfallen. Schon zerbröselten die ersten Knochen zu Staub.
Chase wich vor den Ratten zurück.
Es lag auf der Hand, dass jetzt er ihre blutigen Begierden geweckt hatte. Chase riss die Schrotpistole hervor, feuerte direkt in ihren Pulk hinein. Mindestens ein halbes Dutzend der Ratten bekam genug ab, um erstmal gestoppt zu werden. Einige waren auch tot. Aber angesichts ihrer Anzahl war das bedeutungslos. Ihre Artgenossen strömten einfach über sie hinweg. Chase lief schneller.
Er rutschte aus, hielt sich an der Mauer und behielt dann mühsam das Gleichgewicht. Das Piepsen der Nager hallte in dem düsteren Gewölbe wider, erfüllte es wie ein geisterhafter Chor des Grauens. Er trat auf etwas Weiches. Ein schriller Schrei, dann das Geräusch knackender Knochen. Er riss den Lampenstrahl herum und sah, dass ihm jetzt auch von der anderen Seite Scharen von Ratten entgegenströmten. Offenbar die Rückkehrer des Massakers vor dem SSSATANIC
DESASTER.
"Scheiße!", flüsterte Chase.
Mit dem Hiebmesser senste er um sich herum. Er brauchte nicht einmal genau zu zielen. So viele Rattenleiber waren um ihn herum, dass er immer irgendetwas traf.
Dabei taumelte er weiter, rannte um...
...sein Leben?
Für einen Untoten wie Chase nicht ganz der richtige Ausdruck. Sie werden dich genauso vernichten wie Stoney!, ging es Chase bitter durch den Kopf.
*
Ein Lichtstrahl erhellte plötzlich das Gewölbe. Feuer fraß sich über den Boden. Ein schrilles Kreischen erfüllte den Raum. Hunderte von Ratten gingen in Flammen auf, stoben brennend davon, rollten sich in das stinkende Abwasser hinein, um den Brand ihres Fells zu löschen. Aber das gelang ihnen nicht. Wie die züngelnde Flamme eines Drachen schoss der Flammenstrahl erneut aus der Dunkelheit heraus.
Chase hieb wie wild um sich, konnte die Ratten in seiner unmittelbaren Umgebung soweit auf Distanz halten, dass sie ihn nicht bissen. Die ersten ließen auch schon von ihm ab.
Panik und Orientierungslosigkeit hatte sie offenbar erfasst. Die ordnende Macht, die sie bis dahin einem einzigen Organismus gleich gelenkt hatte, schien innerhalb weniger Augenblicke die Kontrolle zu verlieren.
Erneut schoss die Flamme hervor, bis nahe an Chase Fußspitzen heran. Es war höllisch heiß.
Chase spürte, wie seine Haare angesengt wurden. Er stolperte zur Seite. Die Ratten waren jetzt keine Gefahr mehr. Hunderte, ja tausende von ihnen rannten wie kleine lebende Fackeln kreuz und quer in dem Gewölbe herum. Einigen wenigen gelang es, den Brand ihres Fells in dem dunklen Abwasser zu löschen. Aber die Flammen waren sehr hartnäckig. Die Ratten rannten in alle Richtungen davon. Ihre brennenden
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