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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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während des Gesprächs sah Babel auf und schaute ihre Mutter mit dunklen, grauen Augen an. Sie wirkte unsicher, aber nicht ängstlich. Ihr Gesicht erinnerte Maria an die Kinderporträts alter Meister, auf denen die runden Gesichter immer ernst blickten und älter wirkten, als sie waren. Maria konnte die magischen Energien, die Babel umgaben, als Prickeln auf der Haut spüren, und sie sah, wie sich die gelb-roten Schuhe langsam blau färbten, weil Babel unbewusst Magie wirkte. Sie merkte es nicht einmal.
    Nach kurzem Zögern kam sie auf Maria zu und stellte sich neben den Stuhl. Ihre Stimme besaß diese merkwürdige Überbetonung, die viele Kinder besitzen, die in einem Chor singen oder versuchen, Erwachsene zu imitieren. Sie sprach deutlich, aber mit der hohen Tonlage eines Kleinkinds.
    »In der Küche lebt eine alte Frau ... Sie war Köchin, als es noch keinen Fernseher gab, sagt sie ... Sie hat die Kinder beobachtet, und manchmal hat sie ihr Schreien nicht mehr ertragen. Dann hat sie ihnen etwas ins Essen getan, und deswegen hat man sie weggesperrt ... Und das hat sie ein bisschen verrückt gemacht.« Babel verschluckte sich, so schnell sprach sie.
    Die Kindergärtnerin keuchte und starrte Babel entsetzt an, die aber nicht aufhörte zu reden, als wäre plötzlich ein Damm gebrochen, während die Magie um sie herumwirbelte wie eine unsichtbare Sturmwolke.
    »Ich hab ihr gesagt, sie soll weggehen, weil ich sie nicht mag, aber sie ist jeden Tag da. Also hab ich den anderen Kindern gesagt, dass sie nicht zu dem Geist gehen sollen, weil sie dann ganz traurig werden. Es drückt immer so hier drin, wenn ich in die Küche gehe.« Babel legte die kurzen Finger auf Marias Muschelanhänger, der zwischen ihren Brüsten baumelte, und Maria konnte spüren, wie die kleine Hand zitterte. »War das schlimm, Mama?«
    »Nein, mein Schatz, das hast du richtig gemacht.« Maria strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und streichelte ihr über den Kopf, dann blickte sie zu der anderen Frau, die sie verwirrt betrachtete und ganz offensichtlich nicht wusste, was sie zu dieser grauenvollen Geschichte sagen sollte.
    »Da sehen Sie es selbst - Babel erzählt den anderen Kindern immerfort solche Sachen. Kein Wunder, dass sie sich vor ihr fürchten. Ich muss Ihnen wirklich raten, bei Babel...«
    Maria unterbrach sie. »Ich glaube, Sie haben vollkommen recht, ich werde sie aus dieser Einrichtung nehmen. Man ist hier offensichtlich überfordert mit einem Kind mit solchen Talenten.« Sie erhob sich und nahm ihr Mädchen auf die Arme. »Es wird Zeit, nach Hause zu gehen.« Ohne auf ein weiteres Wort der Erzieherin zu warten, verließ Maria mit Babel das Büro und trat in den Flur. Nachdrücklich zog sie die Tür hinter sich ins Schloss.
    Sie hatte gedacht, es würde Babel guttun, auch mit anderen Kindern Kontakt zu haben, aber ihre besonderen Fähigkeiten trennten sie von einem normalen Leben. Maria hätte zwar die Kindergartenleiterin magisch beeinflussen können, aber sie konnte nicht eine ganze Herde Kinder verzaubern, um ihnen die Angst zu nehmen.
    »Was ist mit dem Geist in der Küche, Mama?«, fragte Babel leise und sah ihre Mutter erwartungsvoll an, während ihre Finger mit den dicken Strähnen ihres blonden Haars spielten.
    »Keine Bange, mein Schatz, ich kümmere mich darum. Aber zuerst fahren wir heim und schneiden deinen Geburtstagskuchen an. Die Toten können auch noch einen Tag warten.«
    Während sie den Gang entlanglief, Babel fest im Arm und quietschendes Linoleum unter den Füßen, fragte sich Maria beunruhigt, wie groß Babels Fähigkeiten eines Tages sein würden. Die Toten zu sehen, war für eine Hexe nie ein gutes Zeichen. Es bedeutete, dass Babel zu leicht die Grenzen zwischen den Magieebenen durchdringen konnte. Oft war es ihr gar nicht bewusst, es passierte einfach. Das war bei magisch aktiven Kindern keine Seltenheit. Es fiel ihnen leichter, Kontakt zu den Toten aufzunehmen, denn ihre Magie suchte sich ganz intuitiv einen Weg in die andere Ebene. Doch wenn sie älter wurden und der Verstand die dominierende Rolle übernahm, wurden ihre Instinkte schwächer, und der Übergang konnte nur noch mit Hilfe von Ritualen erfolgen.
    Deshalb hatte sich Maria am Anfang nichts dabei gedacht, als Babel ihr von den Toten erzählt hatte, die sie sah. Inzwischen jedoch konnte Babel auch mit ziemlicher Genauigkeit sagen, wann ein Dämon auf den anderen Ebenen an ihnen vorüberzog, und das war wirklich ein Grund, beunruhigt zu sein. Babel

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