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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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den Boden, und Kokbiel flog auf uns zu. Die Spannweite seiner Flügel war unglaublich.
    »Trag mich!«, schrie ich wieder. »Verflucht, Deacon, auf was wartest du noch?«
    Auf nichts. Er schnappte mich und raste los. Kokbiel war uns dicht auf den Fersen.
    Deacon beschleunigte weiter, und dann waren wir über dem Portal und starrten runter in den klaffenden Schlund und auf die apokalyptischen Reiter, die durch den langen Verbindungskorridor zwischen den Dimensionen auf die jetzt weit offen stehende Pforte zueilten.
    »Lass los!«, rief ich. »Lass mich fallen.«
    Aber das tat er nicht. Seine brüske Weigerung kostete uns wertvolle Sekunden. »Lily, ich kann nicht.«
    Kokbiel holte uns ein, packte Deacons Bein und zog uns vom Portal weg.
    »Deacon, ich muss es tun. Du musst mir vertrauen. Bitte! Bitte, flieg mich zurück.«
    Aber das konnte er nicht mehr. Er bewegte sich genau in die entgegengesetzte Richtung. Gegen Kokbiel kam er nicht an. Nicht als Mensch, der immer noch den inneren Dämon unterdrückte.
    Plötzlich hörte ich Gebrüll. Es kam von Deacon. Gleich danach sah ich einen Feuerstoß. Er hatte sich gewandelt.
    Deacon hatte die komplette Hülle seines Dämons angenommen. Feuerspeiend legte er einen Blitzstart hin und befreite sich aus Kokbiels Griff.
    Aber jetzt war er ein Dämon. Ein Bruder von denen, die durch die Pforte wollten. Und ich konnte nur hoffen, dass noch genug Deacon in ihm steckte, um unser Ziel zu erreichen.
    Er stieg auf, weg vom Portal. Ich packte den Dolch und hatte schon Angst, ich müsste ihn nach oben stoßen, Deacon ins Herz, und dann den Fall irgendwie steuern, dass ich ins Portal stürzte, ehe es zu spät war.
    Doch dann, als ich mich schon fast mit dem Schlimmsten abgefunden hatte, ließ er mich fallen. Und während sich sein kehliges Geheul mit Roses schrillen Schreien verband, stürzte ich direkt ins das lauernde Maul der Hölle.
    Auf die Entscheidungen zu, die ich jetzt endgültig treffen musste.
    Ich wusste nicht, ob ich Deacon retten konnte oder einmal mehr meine Schwester. Aber ich wusste, die Welt würde ich retten können. Und das, dachte ich, war doch auch etwas.
    Die Halskette spannte sich an und riss schließlich. Der Oris Clef fiel rasend schnell auf den brodelnden Fluss zu. Er war an diese Dimension gebunden. Ich hingegen war auf dem Weg in die Hölle.
    Die Schreie meiner Schwester klangen mir noch im Ohr, da setzte ich mir die Spitze des Dolchs an die Brust und drückte zu.
    Die Klinge drang in mein Fleisch ein, und mein Blut ergoss sich ins Portal. Und während ich den auf mich wartenden Qualen entgegenflog, verstand ich endlich die wahre Bedeutung des Dolchs. Ich gewisser Weise war er wirklich der verlorene Schlüssel. Doch ohne mich war er wertlos.
23
    »Gut gemacht, Lily! Du hast dich aus freiem Willen geopfert, obwohl du wusstest, welchen Preis du dafür zu zahlen hattest.«
    »Mir blieb keine andere Wahl.«
    »Doch, die gab es. Aber du hattest Vertrauen. Vertrauen in deine Entscheidung und in deinen Mut. Und Vertrauen, Lily, birgt seine Belohnung in sich.«
    »Ich versteh nicht.«
    »Das wirst du noch. Leb wohl, Lily Carlyle! Wir werden uns wiedersehen .«
    Nichts.
    Kein Schwarz. Kein Weiß. Weder Farbe noch Licht.
    Nur ... nichts.
    Keine glühende Grube. Kein brennendes Fleisch. Überhaupt nichts.
    Dann eine leichte Brise. Wind streicht über die Haut. Blumenduft. Kühles Gras an meiner Wange.
    Gras?
    Versuchsweise bewegte ich meine Finger. Es fühlte sich zumindest wie Gras an. Mit den Zehen wackelte ich als Nächstes und kam zu demselben Ergebnis. Vorerst waren alle Möglichkeiten erschöpft. Also fasste ich mir ein Herz und riss die Augen auf. Nur ganz kurz.
    Was ich sah, gefiel mir.
    Jetzt schaute ich etwas genauer hin. Tatsächlich Gras.
    Ich rollte mich auf den Rücken und starrte in den Himmel. Blau mit weißen Schäfchenwolken.
    Ich lächelte.
    Unter den gegebenen Umständen kam das ziemlich überraschend.
    Fast so überraschend wie der Mann, der vortrat. Er trug kein Hemd. Sein Kopf war genau in der Sonne und warf einen Schatten auf mich. Sein Lächeln wärmte mein Gemüt.
    »Wo bin ich?«
    Deacon beugte sich vor und reichte mir die Hand. Ich ließ mich von ihm hochziehen und in die Arme nehmen.
    »Du hast es geschafft.«
    Ich musste schlucken. »Ich habe die Pforte tatsächlich geschlossen?«, fragte ich und schaute mich verwirrt um. Ein Durcheinander aus Eindrücken und Gefühlen, Angst und Faszination tanzte mir im Kopf herum. »Dann war es keine

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