Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung
Einbildung? Was ich gehört habe? Was Gabriel gesagt hat?«
»Was Gabriel gesagt hat, weiß ich nicht«, antwortete Deacon. »Aber ich weiß, dass du die Horden aufgehalten hast. Du hast die Erde gerettet, Lily.« Er strich mir über die Wange. »Und du bist zurückgekommen.«
»Und Rose?«
Er lächelte sanft und verständnisvoll. »Sie hast du auch gerettet.« Er nickte zu einer Gestalt in der Ferne hin, die über das kühle Gras auf uns zugerannt kam. »Die Wucht, mit der die Pforte zugeschlagen ist, hat Kokbiel geschwächt. Er ist zwar nicht tot, aber vorläufig ist er fort.«
Ich schloss die Augen zu einem stummen Gebet. Ich hatte hoch gepokert, aber es war gut ausgegangen. Rose war in Sicherheit. Deacon war wieder ganz der Alte. Und die Welt war vorerst auch gerettet.
»Du hast dich richtig entschieden, Lily«, lächelte Deacon. »Wir beide haben uns richtig entschieden.«
»Ich kann es noch gar nicht glauben.« Aber da warf sich schon Rose in meine Arme. Ihr Bein war mit Deacons zerrissenem Hemd verbunden.
»Du lebst!«, schluchzte sie. »Wir haben es geschafft, und du bist am Leben.«
Tränen liefen ihr über die Wangen. Ich strich sie weg, dann erst merkte ich, dass sie bei mir das Gleiche tat.
»Es ist vorbei«, flüsterte ich, legte Rose einen Arm um die Taille und hielt Deacon die freie Hand hin. »Ich kann gar nicht glauben, dass es vorbei ist.«
Deacon und Rose wechselten einen Blick.
»Ist es nicht vorbei?«
»Du hast die Pforte geschlossen, Lily«, sprach Deacon, »und die Erde dreht sich weiter wie bisher. Aber es sind immer noch Dämonen hier. Es gibt noch andere Portale, die geöffnet werden können. Es gibt immer noch das Böse in der Welt.«
»Und diese Dämonen muss irgendwer erledigen«, fügte Rose hinzu. Automatisch fuhr ihre Hand zum Messer.
Ich hatte verstanden und nickte. Ein Teil des Bösen lebte auch noch in mir. Ich konnte es spüren. Es wollte raus. Aber jetzt kannte ich endlich meine Stärke. Ich war stark genug, auch schwierigste Entscheidungen zu fällen. Und mich richtig zu entscheiden.
Solange es das Böse auf der Erde noch gab, würde ich dagegen ins Feld ziehen. Ich war die Superbraut. Ich konnte Dämonen unter Kontrolle bringen - die auf der Erde und die in mir.
Und mit Deacon und Rose an meiner Seite würden wir dem Bösen kräftig in den Hintern treten. Ich freute mich sogar schon darauf.
Jetzt allerdings ...
Jetzt würde ich mir erst mal einen freien Abend gönnen.
Ich fand, den hatte ich mir redlich verdient.
Über die Autorin
Julie Kenner ernährte sich vier Jahre lang intravenös von Riesenmengen Milchkaffee (mit fettfreier Milch), um gleichzeitig schreiben, als Rechtsanwältin arbeiten und sich um ihr Kind kümmern zu können. Dann besann sie sich eines Besseren, verließ die Kanzlei und konzentrierte sich ganz aufs Schreiben. Ihre Bücher eroberten die Bestsellerlisten und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Mit ihrem Mann, zwei Töchtern und drei Katzen lebt sie nun in Georgetown, Texas.
Weitere Informationen unter: www.juliekenner.com
Julie Kenner studierte Journalismus, Filmwissenschaft und Jura und arbeitete in einer Reihe von Kanzleien, bevor 2000 ihr erster Roman erschien, Seither hat sie einige begehrte Genrepreise gewonnen. Mit Dämonen zum Frühstück (2008) gelang ihr der große Durchbruch. Weitere Informationen unter: www.juliekenner.com
Julie Kenner bei LYX:
1. Blood Lily Chronicles. Erwachen
2. Blood Lily Chronicles. Zerrissen
3. Blood Lily Chronicles. Versuchung
Leseprobe
CAY WINTER
HEXENWUT
DAMALS
Babels 4. Geburtstag
Ihr kleines Mädchen saß auf einem hässlichen blauen Plastikstuhl am Fenster, und die hereinfallende Sonne brachte Babels helles Haar zum Leuchten. Die kleinen Füße in den gelb-rot gestreiften Sandalen baumelten eine Handbreit über dem Boden, und die blonden Locken fielen wie ein Vorhang vor das Gesicht. Die schmalen Schultern zitterten, als würde das Kind trotz der Wärme frieren.
»Es tut mir wirklich leid, aber wir sehen uns außerstande, Ihre Tochter weiterhin zu betreuen.«
Maria wandte den Blick von Babel ab und drehte sich der älteren Frau auf der anderen Seite des Schreibtischs zu. Mit überheblicher Miene musterte die Kindergartenleiterin Maria über den Rand einer goldenen Brille hinweg.
»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz«, erwiderte Maria. »Ich dachte, bisher hätte meine Tochter alle Voraussetzungen erfüllt, die der Kindergarten verlangt.« Sie lehnte sich auf
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