Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
Expedition ging, brach sie in Begeisterung aus. Ich überprüfte ein letztes Mal die Smith & Wesson, dann stürmte sie vor mir die Treppe hinunter. Wir gelangten unbemerkt und unkontrolliert nach draußen. Ich sah mich gründlich um, um nicht blindlings in einen Hinterhalt zu laufen, aber die Straße war menschenleer. Peppy sprang auf den Rücksitz des Chevy, und wir fuhren los in Richtung Süden.
    Der Portier des Roanoke Building begrüßte mich mit der gleichen onkelhaften Höflichkeit wie bei meinem ersten Besuch. Offenbar hatte ihm Anton noch nicht mitgeteilt, daß ich eine Bedrohung der guten Gesellschaft darstellte. Oder die Erinnerung an mein Fünfdollartrinkgeld wog schwerer als häßliche Botschaften aus dem zwölften Stock.
    »Der Hund gehört zu Ihnen, gnädige Frau?«
    Ich lächelte. »Mr. Humboldt erwartet sie.«
    Er übergab uns Fred vom Aufzug. Mit gewohnter Anmut steuerte ich auf die kleine Bank an der Rückseite zu. Peppy ließ sich mit heraushängender Zunge und leicht keuchend zu meinen Füßen nieder. Sie war an Aufzüge nicht gewöhnt, nahm das ungewohnte Schwanken jedoch mit der abgeklärten Haltung des echten Weltbürgers hin. Oben angekommen, beschnüffelte sie Humboldts Marmorfußboden, lief aber sofort an meine Seite, als Anton die geschnitzte Holztür öffnete.
    Er blickte Peppy kalt an. »Wir ziehen es vor, hier oben keine Hunde hereinzulassen, da ihr Verhalten nur schwer vorhersehbar ist. Ich werde Marcus bitten, ihn unten in der Eingangshalle zu behalten, bis Sie gehen.«
    Ich grinste ihn unverschämt an. »Schwer vorhersehbares Verhalten paßt ausgezeichnet zum Stil Ihres Chefs. Ohne den Hund werde ich die Wohnung nicht betreten. Sie sollten sich also sehr genau überlegen, wieviel Humboldt daran liegt, mich zu sehen.«
    »Wie Sie wünschen, gnädige Frau.« Die Kälte in seiner Stimme hatte die Nullgradgrenze unterschritten. »Würden Sie mir bitte folgen?«
    Humboldt saß vor dem Kaminfeuer in seiner Bibliothek. Er hielt ein geschliffenes Glas in der Hand, in dem sich - soweit ich es beurteilen konnte - Whiskey mit Soda befand. Als ich ihn sah, zog sich mein Magen zusammen, meine Wut kehrte zurück.
    Peppys wegen warf er Anton einen strengen Blick zu, worauf der Ma-jordomus erklärte, daß ich mich geweigert hätte, ohne Hund einzutreten. Das schluckte Humboldt ohne weiteres, er erkundigte sich freundlich nach ihrem Namen und würdigte ihre Schönheit. Demonstrativ suchte ich mit ihr das Zimmer ab, sah hinter den schweren Brokatvorhängen nach. Das Zimmer ging direkt auf den See, es gab keinen Ort, an dem sich Heckenschützen verstecken konnten. Ich ließ den Vorhang wieder fallen. »Ich habe hier schwere Geschütze erwartet. Erzählen Sie mir nicht, daß von nun an mein Leben lang langweilig verlaufen wird.«
    Humboldt lachte laut. »Sie lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen, nicht wahr, Miss Warshawski? Sie sind eine wirklich bemerkenswerte junge Frau.«
    Ich setzte mich Humboldt gegenüber in den Sessel; Peppy blieb stehen und blickte besorgt von ihm zu mir. Ich tätschelte ihren Kopf, sie setzte sich, ohne in ihrer Wachsamkeit nachzulassen. »Ihr Überraschungsgast ist noch nicht eingetroffen?«
    »Mein Gast hat Zeit.« Er gluckste leise vor sich hin. »Ich dachte, Sie und ich könnten zuerst ein bißchen plaudern. Vielleicht wird es dann gar nicht mehr notwendig sein, daß ich Sie mit meinem Besucher bekanntmache. Whiskey?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ihre ausgesuchten Spezialitäten bringen mich nur auf Gedanken, bei denen mein Geldbeutel nicht mithalten kann. Ich kann es mir nicht leisten, mich an so was zu gewöhnen.«
    »O doch, Miss Warshawski, Sie könnten sehr wohl. Wenn Sie aufhörten, sich ständig angegriffen zu fühlen.«
    Ich lehnte mich zurück und schlug die Beine übereinander. »Das war Ihrer wirklich nicht würdig. Ich hätte eine wesentlich subtilere Hinführung zum Thema erwartet.«
    »Aber, aber Miss Warshawski. Sie urteilen - wie meist - zu voreilig. Es gibt Schlimmeres, als mir zuzuhören.«
    »Schwer vorstellbar. Also spucken Sie's aus, damit ich endlich erfahre, ob ich mich mein Leben lang vor den Kugeln Ihrer Lakaien in acht nehmen muß.«
    Er ließ sich nicht aus der Fassung bringen. »In letzter Zeit haben Sie meinen Angelegenheiten sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet, Miss Warshawski. Und um Ihnen nun meinerseits die Ehre zu erweisen, habe ich meine Aufmerksamkeit Ihren Angelegenheiten zugewandt.«
    »Jede Wette, daß meine Nachforschungen um

Weitere Kostenlose Bücher