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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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wieder eingefallen, was du bei deinem ersten Besuch gesagt hast, daß sie ihr ja nicht mehr schaden, sondern sie eher aufheitern würden. Und da ist mir plötzlich aufgegangen, daß ich immer nur versucht habe, Macht über sie zu gewinnen, indem ich ihr Sachen verweigert habe, die ihr ein bißchen Spaß machten.«
    Das rief mir Lottys Rat ins Gedächtnis. Ich holte tief Luft und sagte: »Caroline, ich muß dir was sagen - ich habe deinen Vater gefunden.«
    Ihre blauen Augen verdunkelten sich. »Es ist nicht Joey Pankowski, nicht wahr?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Es fällt mir nicht leicht, es dir zu sagen, und du wirst es nicht gern hören. Aber es wäre falsch, wenn ich es für mich behielte.«
    Sie sah mich ernst an. »Sag es mir, Vic. Ich - ich glaube, ich bin erwachsener als früher. Ich werd's verkraften.« Ich nahm ihre Hände und sagte leise: »Es ist Art Jurshak. Er ist der -« »Art Jurshak!« platzte sie heraus. »Ich glaub' dir nicht. Nie in einer Million Jahre hätte sich Ma mit ihm eingelassen! Das hast du erfunden, nicht wahr?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, es wäre so. Art ist - deine Großmutter Djiak ist seine Schwester. Er verbrachte viel Zeit mit Connie und Louisa, als sie noch Kinder waren, und die Djiaks hatten sich entschlossen zu übersehen, daß er sich an ihnen verging. Deine Großeltern haben eine panische Angst vor Sex, und dein Großvater fürchtet sich über die Maßen vor Frauen, deswegen haben sie sich ein hundsgemeines Märchen ausgedacht. Daß es die Schuld deiner Mutter war, als sie schwanger wurde. Art wurde das Haus verboten. Aber die richtige Strafe bekam Louisa. Sie sind ein widerliches, ekelhaftes Paar, Ed und Martha Djiak.«
    Die Sommersprossen zeichneten sich wie ein Punktmuster auf ihrer blassen Haut ab. »Art Jurshak. Er ist mein Vater? Mit dem bin ich verwandt?«
    »Er hat dir ein paar Chromosomen vererbt. Aber du bist nicht mit ihm verwandt, Kleines, um nichts in der Welt. Du gehörst dir, nicht ihm. Und auch nicht den Djiaks. Du hast Mut, du bist aufrichtig, und vor allem bist du tapfer. Das alles hat überhaupt nichts mit Art Jurshak zu tun.«
    »Ich - Art Jurshak -« Sie lachte hysterisch auf. »Die ganzen Jahre habe ich geglaubt, dein Vater wär' auch mein Vater. Daß deswegen deine Mutter soviel für uns getan hat. Ich hab' geglaubt, ich bin deine Schwester. Und jetzt - jetzt habe ich niemand.« Sie stand auf und rannte zur Tür. Ich lief ihr nach und bekam ihren Arm zu fassen, aber sie entwand sich mir und riß die Tür auf.
    »Caroline!« Ich stürmte die Treppe hinunter. »Das ändert überhaupt nichts. Ich werde immer deine Schwester bleiben, Caroline!«
    Ohne Mantel stand ich auf dem Gehweg und sah ihr ratlos nach, wie sie wie eine Wahnsinnige die Straße entlang fuhr in Richtung Belmont Avenue.

42
    Humboldts Vermächtnis
    So schlecht hatte ich mich zuletzt am Tag nach dem Begräbnis meiner Mutter gefühlt, als mir plötzlich klar wurde, daß sie wirklich tot war. Ich versuchte, Caroline zu Hause und bei SCRAP zu erreichen. Louisa und eine Sekretärin versprachen, ihr auszurichten, sie möge mich zurückrufen, aber wo immer sie war, sie wollte nicht mit mir sprechen. Ungefähr tausendmal war ich nahe dran, McGonnigal anzurufen und ihn zu bitten, nach ihr zu fahnden, aber was konnte die Polizei gegen die Not eines Menschen schon ausrichten?
    Um vier Uhr holte ich Peppy bei Mr. Contreras ab und fuhr mit ihr zum See. Im Gegensatz zu ihr war ich noch nicht fit genug, um zu laufen, aber ich wollte sie bei mir haben, damit sie zusammen mit dem Wasser und dem Horizont meine Sinne besänftigte. Es war nicht ausgeschlossen, daß Humboldt mir weitere Männer hinterherschickte, deswegen lag meine Hand immer auf der Smith & Wesson in meiner Jackentasche.
    Mit der linken Hand warf ich Stöcke für den Hund - nicht weit genug für ihre Begriffe, aber sie holte sie jedesmal, um zu beweisen, daß sie kein Spielverderber war. Nachdem sie einen Teil ihrer überschüssigen Energie verbraucht hatte, setzte ich mich auf eine Bank und sah aufs Wasser.
    In einem versteckten Winkel meines Verstandes wußte ich, daß ich bezüglich Humboldt irgend etwas tun mußte, um nicht den Rest meines Lebens mit der entsicherten Waffe herumrennen zu müssen. Ich konnte Ron Kappelman dazu zwingen, mir zu erzählen, was er Jurshak über mich erzählt hatte. Vielleicht wußte er sogar, wie ich mit Humboldt in Verbindung treten konnte. Nein! Diese und ähnliche Unternehmungen,

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