Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
gewesen. »Hör mal, das ist wirklich furchtbar«, sagte ich. »Aber es fällt nicht in dieselbe Kategorie wie getötet zu werden. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Wo genau bist du gewesen?«
Einen Moment lang machte sie ein Gesicht, als würde sie keine Antwort geben. Schließlich erwiderte sie: »Lee hat mich zum Salton Sea gebracht.« Angesichts unserer verständnislosen Mienen fügte sie hinzu: »Das ist ein See außerhalb der Stadt. Es war wunderschön.« Ein beinahe träumerischer Ausdruck legte sich über ihre Züge. »Ich war so lange nicht mehr in der Nähe von so viel Wasser. Dann sind wir in die Innenstadt gegangen und einfach herumspaziert, haben eingekauft und Eis gegessen. Er hat mich in diese Boutique gebracht, zu der Designerin, die Models sucht, und … «
»Jill«, unterbrach ich. »Es ist mir egal, wie toll dein Tag war. Du hast uns Angst gemacht. Kapierst du das nicht?«
»Lee hätte das nicht tun sollen«, knurrte Eddie.
»Mach ihm keine Vorwürfe«, gab Jill zurück. »Ich habe ihn dazu überredet – ich habe ihn im Glauben gelassen, ihr hättet nichts dagegen. Und er kennt doch den wahren Grund gar nicht, warum ich hier bin, oder dass mir Gefahr droht.«
»Vielleicht war es eine schlechte Idee, mit ihm auszugehen«, murmelte ich.
»Lee ist das Beste, das mir je passiert ist!«, gab sie wütend zurück. »Ich verdiene es genauso wie ihr beide, auszugehen und Spaß zu haben.«
»Spaß? Das ist irgendwie eine Übertreibung«, sagte ich und dachte an meinen Nachmittag mit Adrian.
Jill brauchte eine Zielscheibe für ihre Enttäuschung, und diese Ehre wurde mir zuteil. »So kommt es mir aber nicht vor. Du bist ständig weg, und wenn du es nicht bist, sagst du mir immer, was ich falsch mache. Als wärest du meine Mom.«
Ich hatte diese Angelegenheit bisher ruhig gehandhabt, aber bei dieser Bemerkung zerriss plötzlich etwas in mir. Ich verlor meine sorgfältig aufgebaute Selbstbeherrschung.
»Weißt du was? Mir geht es irgendwie genauso. Denn soweit ich erkennen kann, bin ich die Einzige von uns, die sich wie eine Erwachsene verhält. Du glaubst, ich hätte meinen Spaß da draußen? Ich tue nichts anderes, als auf euch aufzupassen und eure Schweinereien hinter euch zu beseitigen. Ich habe meinen Nachmittag damit verbracht – meinen Nachmittag damit verschwendet – , Adrian herumzukutschieren, nur damit er die Vorstellungsgespräche vermasseln konnte, die ich arrangiert habe. Dann komme ich hierher und muss mich mit den Konsequenzen deiner Exkursion abgeben. Ich habe kapiert, dass Laurel ein Luder ist – obwohl es zu diesen Problemen mit ihr wahrscheinlich nicht gekommen wäre, wenn Micah von Anfang an eine klare Absage bekommen hätte.« Diese letzte Bemerkung richtete ich an Eddie. »Ich begreife nicht, warum ich die Einzige bin, die erkennt, wie ernst das alles ist. Dates zwischen Vampiren und Menschen. Dein Leben, das auf dem Spiel steht. Mit so was macht man nicht herum! Und trotzdem … irgendwie tut ihr alle das immer noch. Ihr überlasst es mir, die schwierigen Sachen zu erledigen, hinter euch herzuräumen … und die ganze Zeit über sitzen mir Keith und die andern Alchemisten im Nacken und warten darauf, dass ich es vermassele, weil mir niemand mehr vertraut, seit ich deiner Freundin Rose geholfen habe. Du glaubst also, das ist ein Spaß? Du willst mein Leben leben? Dann bitte sehr! Komm nur her und fang doch zur Abwechslung mal du an, Verantwortung zu übernehmen.«
Ich hatte nicht geschrien, aber die Lautstärke meiner Stimme war gewiss angeschwollen. Ich hatte meine Ansprache gehalten, praktisch ohne Luft zu holen, und jetzt hielt ich inne, um ein wenig Sauerstoff zu tanken. Eddie und Jill starrten mich mit großen Augen an, als würden sie mich nicht wiedererkennen.
Genau in diesem Augenblick kehrte Mrs Weathers zurück. »Das reicht für heute Abend. Du musst jetzt nach oben gehen«, erklärte sie Jill.
Jill nickte, immer noch ein wenig benommen, und eilte davon, ohne sich von irgendwem zu verabschieden. Mrs Weathers begleitete sie zur Treppe, und Eddie wandte sich mir zu. Sein Gesicht war blass und ernst.
»Du hast recht«, sagte er. »Ich habe meinen Anteil nicht erledigt.«
Ich seufzte und war plötzlich erschöpft. »Du bist nicht so schlimm wie die anderen.«
Er schüttelte den Kopf. »Trotzdem. Hinsichtlich Micah könntest du recht haben. Vielleicht wird er ein wenig auf Abstand gehen, wenn ich mit ihm rede, und dann wird Laurel Jill in Ruhe lassen. Ich
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