Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
sehr enttäuscht.«
»Gestern Abend?« Demnach ging es hier gar nicht um Jills Verschwinden. Worum also dann?
»Du sollst alles dafür tun, dass diese Moroi sich einfügt. Du sollst nicht deine Freizeit mit ihnen verbringen und dich amüsieren! Ich konnte es kaum glauben, als Keith erzählt hat, du wärest mit ihnen zum Bowlen gegangen.«
»Es war Minigolf, und Keith hat es abgesegnet! Ich habe ihn vorher gefragt.«
»Und dann höre ich, dass du all diesen anderen Vampiren hilfst, Besorgungen zu machen … und was weiß ich, was noch alles. Du bist nur dem Mädchen verpflichtet, und du musst auch nur das tun, was für ihr Überleben notwendig ist – was du, wie ich außerdem höre, aber nicht tust. Keith hat mir von einem Zwischenfall erzählt, als du mit ihren Problemen in der Sonne nicht richtig umgegangen bist.«
»Das habe ich sofort gemeldet!«, rief ich. Ich hatte gewusst, dass Keith das gegen mich verwenden wollte. »Keith … « Ich hielt inne und überlegte, wie ich mit dieser Situation am besten umgehen sollte. »Hat meinen ersten Bericht missverstanden.« Keith hatte meinen ursprünglichen Bericht in den Wind geschossen, aber wenn ich meinem Vater erzählte, dass sein Schützling gelogen hatte, würde er ihn nur umso mehr verteidigen. Er würde mir nicht glauben. »Und das ausgerechnet aus Keith’ Mund! Er hängt ständig mit Clarence rum und will nicht sagen, warum.«
»Wahrscheinlich, um dafür zu sorgen, dass er stabil bleibt. Ich höre, der alte Mann sei nicht ganz bei sich.«
»Er ist besessen von Vampirjägern«, erklärte ich. »Er glaubt, da draußen seien Menschen, die seine Nichte getötet haben.«
»Nun«, erwiderte mein Vater, »da draußen sind einige Menschen, die von der Vampirwelt etwas mitbekommen, jene, die wir nicht davon abbringen können. Wohl kaum Jäger. Keith tut seine Pflicht, indem er Clarence aufklärt. Du jedoch bist irregeleitet.«
»Das ist kein fairer Vergleich!«
»Ehrlich gesagt, ich gebe mir selbst die Schuld«, sprach er weiter. Irgendwie bezweifelte ich das. »Ich hätte dich nicht gehen lassen sollen. Du warst noch nicht bereit – nicht nach dem, was du durchgemacht hast. Es verwirrt dich, mit diesen Vampiren zusammen zu sein. Das ist auch der Grund, warum ich dich zurückrufe.«
»Was?«
»Wenn es nach mir ginge, würdest du sofort zurückkommen. Bedauerlicherweise wird Zoe erst in zwei Wochen fertig sein. Die Alchemisten wollen sie einigen Prüfungen unterziehen, bevor sie ihre Tätowierung bekommt. Sobald das geschehen ist, werden wir sie an deiner Stelle hinschicken und dir … etwas Hilfe besorgen.«
»Dad! Das ist verrückt. Ich komme hier gut klar. Bitte, schickt Zoe nicht … «
»Es tut mir leid, Sydney«, fiel er mir ins Wort. »Du hast mir keine Wahl gelassen. Bitte, bring dich in der verbleibenden Zeit nicht in Schwierigkeiten.«
Er legte auf, während ich weiter mutlos im Flur stand. Zwei Wochen! Zwei Wochen, und sie würden Zoe schicken. Und ich … wohin würden sie mich denn dann schicken? Ich wollte nicht darüber nachdenken, aber ich wusste es. Ich musste es verhindern. Die Räder waren bereits in Bewegung. Die Tätowierungen, dachte ich plötzlich. Wenn ich meine Tests an den gestohlenen Substanzen beenden und Informationen über den Blutlieferanten finden konnte, würde ich den Respekt der Alchemisten erringen – hoffentlich genug davon, um mich von dem Makel zu befreien, den Keith mir angehängt hatte.
Und warum hatte er es getan? Warum gerade jetzt? Ich wusste, dass er mich niemals hatte dabeihaben wollen. Vielleicht hatte er einfach auf den richtigen Zeitpunkt gewartet und so lange Beweise gegen mich gesammelt, um mich auf einen Rutsch abschießen zu können. Aber das würde ich nicht zulassen. Ich würde diesen Fall mit den Tätowierungen lösen und beweisen, wer der herausragende Alchemist war. Ich hatte jetzt genug Beweise, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und würde einfach abliefern, was ich hatte, falls binnen einer Woche nichts Neues ans Tageslicht kam.
Die Entscheidung erfüllte mich mit Entschlossenheit, aber als ich später zu Bett ging, hatte ich trotzdem Mühe einzuschlafen. Die Drohung meines Vaters hing über mir, ebenso wie meine Furcht vor den Umerziehungslagern.
Nachdem ich mich ungefähr eine Stunde lang im Bett gewälzt hatte, döste ich schließlich ein. Aber selbst dann war der Schlaf noch rastlos und voller Sorgen. Nach nur wenigen Stunden wachte ich auf und musste von neuem einschlafen.
Diesmal
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