Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
träumte ich.
Im Traum stand ich in Clarence’ Wohnzimmer. Alles war adrett und befand sich an seinem Platz, während das dunkle Holz und die antiken Möbel dem Raum sein gewohntes unheimliches Gefühl verliehen. Die Einzelheiten waren überraschend lebendig, und es schien, als könnte ich sogar die staubigen Bücher und das Leder der Möbel riechen.
»Hm. Es hat funktioniert. War mir nicht sicher, ob es auch bei einem Menschen gehen würde.«
Ich fuhr herum und sah Adrian an der Wand lehnen. Einen Moment zuvor war er noch nicht da gewesen, und diese Angst aus Kindertagen, dass Vampire aus dem Nichts auftauchen konnten, blitzte jetzt in mir auf. Dann fiel mir ein, dass dies ein Traum war und solche Dinge eben irgendwie geschahen.
»Wessen warst du dir nicht sicher?«, fragte ich.
Er deutete auf den Raum um ihn herum. »Ob ich dich erreichen könnte. Ob ich dich hier in diesen Traum bringen könnte.« Ich konnte seinen Worten nicht ganz folgen und erwiderte nichts. Er zog eine Augenbraue hoch. »Du weißt es nicht, oder? Wo du bist?«
»Bei Clarence«, sagte ich. »Na ja, in Wirklichkeit liege ich schlafend in meinem Bett. Dies ist nur ein Traum.«
»Du hast zur Hälfte recht«, entgegnete er. »Das ist ein Geisttraum. Das ist wirklich.«
Ich runzelte die Stirn. Ein Geisttraum. Da die meisten unserer Informationen über Geist bruchstückhaft waren, hatten wir kaum etwas über Geistträume gehört. Das meiste dessen, was ich darüber wusste, hatte ich von Rose erfahren, die Adrian regelmäßig in Träumen besucht hatte. Ihr zufolge waren der Träumer und der Geistbenutzer tatsächlich zusammen, in einer Begegnung des Geistes: Sie kommunizierten über weite Entfernungen miteinander. Zwar war es schwer für mich, das restlos zu begreifen, aber ich hatte erlebt, wie Rose mit Informationen aufgewacht war, die sie andernfalls nicht bekommen hätte. Trotzdem hatte ich keinen Beweis dafür, dass ich mich jetzt wirklich in einem Geisttraum befand.
»Das ist einfach ein gewöhnlicher Traum«, konterte ich.
»Bist du dir sicher?«, fragte er. »Sieh dich um! Konzentriere sich. Fühlt es sich nicht anders an? Wie ein Traum einerseits … oder doch nicht wie ein Traum? Auch nicht ganz wie das wirkliche Leben. Nenn es, wie du willst, aber wenn wir uns das nächste Mal in der wachen Welt wiedersehen, werde ich dir genau sagen können, was hier geschehen ist.«
Ich blickte mich im Raum um und musterte ihn so, wie er es vorgeschlagen hatte. Wieder einmal verblüffte mich die Lebendigkeit selbst der kleinsten Einzelheiten. Es fühlte sich gewiss wirklich an, aber das taten Träume doch häufig … nicht wahr? Im Allgemeinen wusste man nie, dass man träumte, bis man erwachte. Ich schloss die Augen, holte tief Luft und versuchte, meinen Geist zu beruhigen. Und genau so fühlte ich es. Ich verstand, was er meinte. Nicht ganz wie ein Traum. Nicht ganz wie das wirkliche Leben. Ich riss die Augen auf.
»Hör auf damit!«, rief ich und wich vor ihm zurück. »Mach, dass es aufhört. Bring mich von hier weg!«
Denn indem ich akzeptierte, dass dies wirklich ein Geisttraum war, musste ich noch etwas anderes einräumen: Ich war von Vampirmagie umgeben. Mein Verstand war mit ihr verwickelt. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Die Magie bedrängte mich, nahm mir die Luft.
»Bitte!« Ich klang immer panischer. »Bitte, lass mich gehen!«
Adrian richtete sich überrascht auf. »He, Sage. Beruhige dich. Alles ist mit dir in Ordnung.«
»Nein, ist es nicht. Ich will das nicht. Ich will nicht, dass die Magie mich berührt.«
»Sie wird dir nicht wehtun«, erwiderte er. »Es ist nichts.«
»Sie ist falsch«, flüsterte ich. »Adrian, hör auf damit!«
Er streckte eine Hand aus, wie in dem Versuch, mich zu trösten, besann sich dann jedoch eines anderen. »Es wird dir nicht wehtun«, wiederholte er. »Höre mich einfach an, und danach werde ich den Traum auflösen. Ich verspreche es.«
Selbst im Traum raste mein Puls. Ich schlang die Arme um mich, wich gegen die Wand zurück und wollte mich ganz kleinmachen. »In Ordnung«, flüsterte ich. »Beeil dich!«
»Ich wollte nur sagen … « Er stopfte die Hände in die Taschen und wandte voller Unbehagen den Blick ab, bevor er mich wieder ansah. Waren seine Augen hier grüner als im wirklichen Leben? Oder war das nur meine Fantasie? »Ich wollte … ich wollte mich entschuldigen.«
»Wofür?«, fragte ich. Ich konnte nichts anderes verarbeiten als mein eigenes Entsetzen.
»Für das, was
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