Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
leid.«
»Aber sicher.« Adrian brachte mich manchmal auf die Palme, aber ich musste zugeben, dass ich sehr viel für seine kurze Spannen an Aufmerksamkeit übrighatte. Da ließ sich unangenehmen Themen so viel leichter ausweichen. Oder zumindest glaubte ich es. »Riechst du das?«
Ein Bild von den Leichen blitzte in meinem Kopf auf, und für einen Moment konnte ich nur denken, dass er auf den Geruch von Verwesung anspielte. Dann schnupperte ich noch einmal. »Ich rieche die Farbe und … warte … ist das Kiefer?«
Er wirkte beeindruckt. »Verdammt richtig. Nach Kiefer duftendes Reinigungsmittel. Also, ich habe hier sauber gemacht.« Er zeigte mit einer dramatischen Geste zur Küche hinüber. »Mit diesen Händen, diesen Händen, die keine körperliche Arbeit verrichten.«
Ich starrte in die Küche. »Wofür hast du es benutzt? Für die Schränke?«
»Die Schränke sind in Ordnung. Ich habe den Boden und die Theke geputzt.« Ich musste eher verwirrt als begeistert gewirkt haben, da er hinzufügte: »Ich bin sogar auf die Knie gegangen.«
»Du hast für den Boden und die Arbeitsplatten Reinigungsmittel mit Kiefernduft benutzt?«, fragte ich. Der Boden war gefliest; die Arbeitsplatten bestanden aus Granit.
Adrian runzelte die Stirn. »Ja, na und?«
Er schien so stolz darauf zu sein, ausnahmsweise einmal etwas geschrubbt zu haben, dass ich mich nicht dazu überwinden konnte, ihm zu erzählen, dass solche Reinigungsmittel eigentlich nur für Holz benutzt wurden. Also bedachte ich ihn mit einem ermutigenden Lächeln. »Na ja, sieht großartig aus. Jetzt musst du mal zu mir kommen und mein neues Wohnheimzimmer putzen. Es ist vollkommen verstaubt.«
»Auf keinen Fall, Sage. Mein eigener Hausputz war schon schlimm genug.«
»Aber ist es das wert? Wenn du bei Clarence geblieben wärst, hättest du eine Küche mit Putzfrau im Haus gehabt.«
»Das ist es eindeutig wert. Ich hatte niemals wirklich und wahrhaftig ein eigenes Zimmer. Bei Hof hatte ich irgendwie eins … Aber es hätte geradeso gut ein besseres Wohnheimzimmer sein können. Doch dieses hier? Das ist großartig. Selbst mit der Putzerei. Danke.«
An die Stelle des komischen Ausdrucks von Entsetzen, den er bei unserem Gespräch über den Hausputz gezeigt hatte, war jetzt eine absolute Ernsthaftigkeit getreten, während er mich mit diesen grünen Augen taxierte. Ich fühlte mich unter diesem Blick plötzlich unwohl und musste an den Geisttraum denken, in dem ich mich gefragt hatte, ob seine Augen im richtigen Leben wohl tatsächlich ebenso grün seien.
»Wofür?«, fragte ich.
»Für das hier – ich weiß, dass du einige Alchemistenarme dafür verdreht haben musst.« Ich hatte ihm nicht erzählt, dass ich die Wohnung für mich selbst abgelehnt hatte. »Und für alles andere auch. Dafür, dass du mich nicht aufgegeben hast, nicht einmal, als ich mich wie ein Riesenarschloch benommen habe. Und, du weißt schon, auch dafür, dass du mir das Leben gerettet hast.«
Ich wandte den Blick ab. »Ich habe gar nichts getan. Das war Eddie – und Jill. Sie sind diejenigen, die dich gerettet haben.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihre Rettung noch erlebt hätte, wenn du dieses Miststück nicht in Brand gesetzt hättest. Wie hast du das eigentlich gemacht?«
»Es war nichts«, beteuerte ich. »Nur eine, ähm, chemische Reaktion aus der Trickkiste der Alchemisten.«
Seine Augen betrachteten mich abermals und wogen die Wahrheit meiner Worte ab. Ich weiß nicht genau, ob er mir glaubte, aber er ließ die Sache auf sich beruhen. »Nun, nach dem Ausdruck auf deinem Gesicht zu urteilen, hast du jedenfalls genau getroffen. Und dann hast du einen abgekriegt. Jeder, der einen Schlag für Adrian Ivashkov einsteckt, verdient ein gewisses Lob.«
Ich kehrte ihm den Rücken zu, immer noch ein wenig verlegen wegen des Lobes – und nervös nach der Frage nach dem Feuer – und ging zum Fenster hinüber. »Ja, hm, du kannst beruhigt sein, es ist einzig und allein aus Eigennutz geschehen. Du hast ja keine Ahnung, wie nervig all der Papierkram wegen eines toten Moroi ist.«
Er lachte. Es war eine der wenigen Gelegenheiten, da ich ihn mit aufrichtigem Humor und Wärme hatte lachen hören – und nicht wegen irgendetwas Verbogenem oder Sarkastischem. »Okay, Sage. Wenn du meinst. Weißt du, du bist viel couragierter als damals, als ich dir zum ersten Mal begegnet bin.«
»Wirklich? Alle möglichen Adjektive auf der Welt stehen dir zur Verfügung, und du entscheidest dich
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