Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)
nächsten Tagen darum kümmern“, gab ich nach.
Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere. Immer wieder. Bereits seit Stunden.
Angst, Verzweiflung, Unsicherheit und andere Gefühlseindrücke ließen mir keine Ruhe. Hinzu kam, dass ich mich fiebrig und überarbeitet fühlte.
Manchmal begann mein Herz wie auf einen unausgesprochenen Befehl zu hämmern, als müsse es aus seinem Gefängnis entfliehen. Lang würde es das mit Sicherheit nicht mehr mitmachen …
Ich streckte meinen Arm aus zur Lehne der Couch und berührte Syrias glatten Kopf. Sie war munter – wie ich. Die ganze Zeit über sah sie mir schon zu, wie ich mich wie ein Idiot herumwälzte und verzweifelt versuchte einzuschlafen, was (ganz offensichtlich) hoffnungslos war.
Zögernd setzte ich mich auf, was die Schlange sofort ausnutzte und über meine Schulter den Arm entlang in meinen Schoß kroch. Dort rollte sie sich zusammen. Mit einem dämlich schwachen Lächeln im Gesicht begann ich ihre Musterung mit einem Finger nachzuzeichnen. Tiere waren wirklich sehr sensibel.
Eigentlich hatte ich von der körperlosen Stimme in meinem Kopf gelernt Amandas Empfindungen von mir abzuschirmen, sodass ich nichts mehr von ihren drastischen Stimmungsschwankungen mitbekam. Aber anscheinend half das heute alles nichts.
Ich ließ meinen Kopf in den Nacken zurückfallen, starrte auf die bläuliche Decke. Als meine Hände aufgrund eines Angstschubs zu zittern begannen, kniff ich die Augen fest zusammen und war bemüht mich auf mein Selbst zu konzentrieren. Es war erbärmlich, da es nichts brachte. Amanda war unberechenbar. Warum musste sie immer an mich denken, wenn es ihr nicht gut ging? Ich war doch nicht ihre Seelsorge!
Dann, als ein unangekündigter Gedanke meinen Kopf erfüllte, riss ich meine Augen auf. „Lora!“ Spüre ich sie?
„Du spürst sie also wirklich“ , hörte ich das erste Mal seit vielen Tagen die vertraute Stimme wieder. „Sie hat grad ziemliche Probleme!“
Probleme? Welche? Konnte ich ihr helfen? Aber keine dieser Fragen schaffte es an die Oberfläche. „Und was hab ich damit zu tun?“
„Es ist doch immerhin deine Schuld, dass sie das alles sieht und sich ausgezehrt fühlt, wenn du dich nicht nach weiteren Seelenteilen umschaust.“ Die Stimme klang angespannt und eindeutig wütend.
Ich ließ mich weiter in die Couch sinken. „Was hast du eigentlich für einen Grund, sauer auf mich zu sein?“
Stilles Zögern.
„Lora hat doch alles, ohne groß herumzumeckern, akzeptiert und jetzt hilfst du ihr nicht einmal, wenn sie dich braucht. Vielleicht bist du doch herzloser, als ich gedacht hab. Amanda geht es ebenfalls nicht gut.“
Bei Amanda war es mir egal, sollte sie doch abkratzen und in ’nem dreckigen Straßengraben verrotten! Aber Lora …
„Und … was soll ich deiner Meinung nach machen?“ Ich zeichnete weiterhin Syrias Muster nach.
„Das musst du selbst wissen! Aber mach gefälligst was!“ Dann war es wieder still.
Was hatte der für einen Grund, mich so anzukeifen? Scheiße, jetzt maulten mich schon imaginäre Menschen an.
Ich zögerte, aber nicht lange. Syria beklagte sich zischend, als ich sie zur Seite schob und aufsprang (und fast wieder eingeknickt wäre …). Es dauerte keine zwei Minuten, da saß ich auf meinem Bike und war auf dem Weg zu Loras Haus, dessen Adresse mir die Stimme letztens verraten hatte. Wahrscheinlich war es besser, nichts Genaueres über diese Stimme zu wissen. Ich könnte glatt wetten, dass sie selbst geheime NASA-Daten auflisten kann.
Ich bremste vor dem schmalen Kiesweg, sodass der Hinterreifen aufjaulte. Warum war ich so durcheinander? Ich konnte mich durch die auf mich einstürzenden Eindrücke kaum konzentrieren.
Ich ließ mein Bike vor dem Weg stehen und ging das letzte Stück zu Fuß. Je weiter ich von der Straße wegkam, desto dunkler wurde es. Und dennoch konnte ich beinah jeden einzelnen Stein vor mir sehen.
Ohne Erfolg versuchte ich immer wieder mich zu beruhigen.
Schließlich stand ich vor der Eingangstür. Lora war mit Sicherheit zu Hause, ihre Präsenz war für mich fast greifbar. Aber ich konnte wohl kaum einfach so läuten. Was würde ich sagen? Immerhin war es weit nach Mitternacht.
Ich trat wieder zurück auf den Weg und suchte die Vorderseite des Hauses ab.
Hier nicht!
Stark konzentriert ging ich die Garageneinfahrt entlang und sah über dem Vorsprung der Garage das einzig erleuchtete Fenster.
Das muss es sein!
Ich nahm etwa drei Schritte Anlauf, sprang, stieß
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