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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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einen denkbar schlechten Eindruck.«
    »Das habe ich gar nicht gemeint«, sagte Goodenough, der erstaunt war, daß Mr. Lapline die Sun las. »Es geht um diesen komischen Purefoy Osbert.«
    Mr. Lapline erschauerte. »Ich wußte immer, daß das ein schwerer Fehler war. Was hat der gräßliche Kerl denn jetzt angestellt?«
    »Wenn Sie den Brief selbst lesen, können Sie die Lage wohl besser einschätzen«, sagte Goodenough und legte ihn mit spitzen Fingern auf den Schreibtisch. Der Anwalt las das Schreiben zweimal durch.
    »Den Rektor entführt? Den Rektor aus Porterhouse Park entführt? Ist der Mann vollkommen durchgedreht? Und was zum Teufel ist Porterhouse Park? Davon habe ich noch nie etwas gehört«, schimpfte Mr. Lapline schließlich. »Ich habe keine Ahnung. Er schreibt lediglich, daß Skullion, also der Rektor, sich da erholt habe, und daß Dr. Osbert dort mit irgendeiner Frau aufgetaucht sei ...«
    »Ich weiß, was der Obertutor schreibt. Auch wenn es ein recht merkwürdiger Brief für einen angeblich gebildeten Mann ist. Aber den Rektor entführen, der in einem Rollstuhl sitzt? Und was bedeutet das, von wegen das Haus abschließen, damit niemand die Polizei verständigen kann? Und der Mann ist seit einer Woche verschwunden, und bisher ist keiner von beiden gesichtet worden? Das ist absolut grauenhaft. Goodenough, ich mache Sie dafür verantwortlich, daß Sie diesen verdammten Schuft überhaupt auf Porterhouse losgelassen haben. Und das meine ich ernst.«
    »Immer mit der Ruhe«, antwortete Goodenough grimmig. »Nicht vergessen, Sie haben schließlich darauf bestanden, diese Bloody Mary als Klientin zu behalten, und dann sind Sie an Ihrer elenden Gallenblase erkrankt und haben mir das Problem aufgehalst.«
    »Sie haben sich freiwillig gemeldet«, entgegnete Mr. Lapline, dessen Gallenblase sich just in diesem Moment unangenehm meldete. »Sie sagten ausdrücklich, Sie könnten die Lage in den Griff kriegen und Lady Mary zufriedenstellen. Dann haben Sie ihr eine Ansammlung von Sexualpsychopathen und Neonazis vorbeigeschickt, obwohl Sie sehr gut wußten, daß sie die schlichtweg ablehnen würde, bis Sie ihr endlich diesen Knilch angeboten haben, der sich hingebungsvoll mit den ekelhaftesten Details des Erhängens befaßt.«
    »Nun machen Sie mal halblang ...«, fing Goodenough an, doch Mr. Lapline war noch nicht fertig. »Jeder mit einem bißchen Grips im Kopf hätte diese Katastrophe voraussehen können, und das haben Sie ja auch. Sie sagten, die Leute würden ihr blaues Wunder erleben, und jetzt entführt dieser gräßliche Mensch den Rektor aus seinem Krankenbett und hat den armen Kerl womöglich erhängt, was wissen wir denn.«
    »In Wirklichkeit ist Purefoy ein engagierter Gegner des Erhängens. Es ist eine seiner Lieblingsaversionen.« »Ich werde Ihnen eine meiner Lieblingsaversionen verraten«, sagte Mr. Lapline böse, riß sich aber gerade noch am Riemen. Schließlich war Goodenough sein Partner und nahm sich sehr erfolgreich jener Klienten an, die Mr. Lapline am wenigsten mochte. »Jedenfalls ist das Kind nun in den Brunnen gefallen, und Sie müssen es Lady Mary eben sagen ...« »Noch nicht, um Himmels willen«, bat Goodenough. »Vielleicht war es ja ein Irrtum.«
    »Vielleicht?« wiederholte Mr. Lapline.
    Doch am Ende erschien es beiden angeraten, abzuwarten und das Beste zu hoffen.
    Auf Coft Castle hatte Sir Cathcart D’Eath alle Hoffnung fahren lassen. Seine sämtlichen weiblichen Angestellten waren verschwunden, übrig waren nur noch der japanische Butler und Kudzuvine, der allerdings nichts mehr zu tun hatte, da Cathcarts Katzenfutterfabrik geschlossen worden war. Die Enthüllung, daß Sir Cathcart die Angewohnheit hatte, alte Rennpferde schlachten und als Katzenfutter in Dosen pressen zu lassen, hatte den gesamten Bezirk gegen ihn aufgebracht. Auf der Rennbahn in Newmarket war er von alten Freunden geschnitten worden, und vor dem Haus hatte es einen Tumult gegeben, als Tierschützer unbefugt eindrangen und von der Polizei vertrieben werden mußten. Am schlimmsten war das Gerücht, er habe nur Pferde gezüchtet, um die Katzen der Nation zu verköstigen, weil Pferde nämlich schneller wuchsen als Kühe. Selbst seine eher zurückhaltenden Nachbarn waren so wütend gewesen, daß sie seinen Range Rover einmal auf der Fahrt durch Coft mit faulen Eiern beworfen hatten.
    Sir Cathcart verbarrikadierte sich in seinem Arbeitszimmer und trank mit Kudzuvine, der keine Ahnung hatte, was die ganze Scheiße

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