Bloody Mary.
die Leitung war tot. Bei Feuchtwangler und Bolsover war es genauso. Hartang wußte, daß er nicht nur »schwer erkrankt« war. Er steckte in Einzelhaft. Er betrachtete die Bücher auf den Regalbrettern. Sie hatten alle mit dem amerikanischen Rechtswesen zu tun.
Eine Zeitlang saß er am Schreibtisch und starrte aus dem Fenster auf das Labyrinth. Den Geräuschen nach zu urteilen spielten irgendwo in der Nähe Leute Krocket. Jemand hatte ihm einmal erzählt, daß Krocket zwar vornehm wirkte, aber eigentlich ein brutales Spiel sei, und so hatten selbst diese Geräusches etwas Beunruhigendes.
In der Küche saß der kleinere der beiden Männer am Tisch und half Arthur beim Kartoffelschälen. Im Keller überwachte der größere, Bill, eine ganze Batterie Fernsehmonitore, auf denen die Straßen, die Auffahrt mit dem Garten sowie sämtliche Türen zu sehen waren.
Im Wohnzimmer des Hauses an der Onion Alley berichtete Skullion gerade, warum Dr. Vertel damals in aller Eile in den Porterhouse Park gebracht werden mußte. Er hatte schon von Lord Wurford erzählt und wie der damalige Schatzmeister Fitzherbert das Geld des Colleges durchgebracht hatte. Drei Tage lang saß er da und berichtete von Porterhouse und seiner Vergangenheit, während Mrs. Ndhlovo Notizen machte und neben ihm leise der Kassettenrecorder surrte. Früher hatte Skullion jene Zeit verklärt, als Porterhouse noch ein College für Gentlemen gewesen war. Heute sah er das anders. In den Jahren, die er an einen Rollstuhl gefesselt im Rektorenhaus verbrachte, hatte er Zeit zum Nachdenken gehabt, wie er behandelt worden war. Das herablassende Verhalten des Dekans, der Fellows und sogar der Studenten hatte er immer als notwendiges Übel hingenommen und ertragen, weil es nun einmal zu der Stellung eines Pförtners gehörte und weil es ihm gleichzeitig ein merkwürdiges Gefühl der Überlegenheit verlieh. Er war nicht gebildet, hatte keine Ahnung von Naturwissenschaften, Geschichte oder irgendwelchen anderen Fächern, für die sie sich interessierten. Statt dessen hatte er die Männer studiert, die das College absolvierten oder blieben und Fellows wurden. Als Chefpförtner war er stolz auf Porterhouse gewesen und hatte sich mit seiner Rolle abgefunden, weil er immerhin im Dienst von Gentlemen stand. Es war eine notwendige, wenn auch nicht vollständig überzeugende Illusion gewesen. Er hatte sich ihr nie ganz hingegeben, und er hatte, wie ihm auf zahlreichen Abschweifungen und Seitenpfaden der Erinnerung plötzlich einfiel, erlebt, wie sich die Illusion allmählich verflüchtigte, bis nur mehr die Hülle des Colleges blieb und die Gentlemen nicht mehr vorhanden waren.
»Sie hörten auf, sich ordentlich zu kleiden, und gingen nicht mehr zum Frisör, was nicht heißt, daß einige, besonders die echten Gelehrten, überhaupt jemals so richtig gewußt hätten, was sie anhatten. Ich denke da an den Chemiker Strecker, der hatte einen glänzenden Ruf, ja, er galt sogar als Genie, war Fellow der Royal Society, und sein Diener, Landon hieß er, mußte ihm Hemd und Unterhose rauslegen und ihn daran erinnern, sich den Hals zu waschen. Aber ein Gentleman der alten Schule. Nein, so richtig schief lief es nach dem Krieg. Da kamen eine Menge ehemaliger Soldaten, von denen die Hälfte nur den Grundwehrdienst abgeleistet hatten und nie im Krieg gewesen waren, aber als sie ihr Studium anfingen, waren sie
älter, über zwanzig, und man konnte keine richtigen Porterhouse-Männer mehr aus ihnen machen. Ihr habt ja keine Ahnung, ihr jungen Leute, was das damals für eine Zeit war. Finster. Im Speisesaal gab es Walfleisch und Hechtmakrele, und als einziges hatten sie offenbar beim Militär gelernt, sich zu drücken.«
Purefoy schwieg zu allem und ließ lieber Skullion reden und den Tee trinken, den Mrs. Charlie brachte, um seine Kehle anzufeuchten. Und damit Mrs. Ndhlovo ihrer Schreibhand ein wenig Ruhe gönnte. Am dritten Tag konnte sie nicht mehr und kaufte zur Unterstützung des ersten Geräts einen zweiten Kassettenrecorder. »Das alles abtippen zu lassen, wird ein Vermögen kosten«, sagte sie, worauf Skullion erwiderte, sie dürften das auf keinen Fall in Cambridge machen lassen. Am besten von jemandem in London, der nicht so genau wußte, wovon da die Rede war.
Er hielt es für klug, daß sich Purefoy ebenfalls ein Zimmer genommen hatte. »Sonst würden die Sie ausfragen. Oder Sie sogar beschatten lassen. Ich werde mich schon rechtzeitig zurückmelden, wenn Sie alles
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