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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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nach einer anderen Geldquelle umsehen«, stellte der Schatzmeister betrübt fest. »Das ist wirklich sehr schade.«
    »Ich glaube nicht, daß wir uns über die Collegefinanzen sorgen müssen«, sagte der Praelector und genehmigte sich noch einen Nachschlag Apfelmus. »Zufällig weiß ich, daß er verstarb, ohne ein Testament zu hinterlassen.«
    »Sie meinen ...«, setzte der Obertutor an. »Kein Testament. Keine Verwandten. Und wie Sie wissen, ist in solchen Fällen die Krone die Begünstigte. Wir werden wohl erfahren, daß man uns nicht vergessen hat. Schließlich haben wir uns im Umgang mit einer sehr unangenehmen Situation äußerst kooperativ verhalten.«
    Die Fellows betrachteten ihn verdutzt und stellten fast das Kauen ein.
    »Aber das heißt doch, daß der Premierminister den neuen Rektor ernennt«, sagte der Obertutor. »Am Ende kriegen wir womöglich noch Tebbit.«
    »Mir fallen schlimmere Kandidaten ein«, bemerkte der Dekan unbeabsichtigt scharfsichtig.
    »Sie vergessen wohl, daß der Rektor noch unter uns weilt«, sagte der Praelector mit einem Blick auf Skullion. »Traditionell hat er das Recht, seinen Nachfolger zu benennen, und ich wüßte keinen besseren Zeitpunkt.«
    Am Tischende hob Skullion den Kopf und gab seine Erklärung ab. Einen schrecklichen Augenblick lang sah es so aus, als wolle der Dekan Hartangs Beispiel folgen, doch er hatte lediglich ein Stück Kruste in den falschen Hals bekommen. Als er nicht mehr hustete und man ihm noch ein Glas Fonbadet gereicht hatte, brachte er immer noch kein Wort heraus. »Was hat der Dekan gesagt?« rief der Kaplan. »Das weiß Gott allein«, antwortete der Praelector äußerst taktvoll.

42
    Es war mitten im Sommer, als Purefoy Osbert die erste Fassung von Skullions Memoiren beendet hatte, wie er das Buch jetzt im stillen nannte. Es war mitnichten die endgültige Version, sondern eine interpunktierte Abschrift des langen Monologs, doch er fand, es reiche aus, um Lady Mary nachzuweisen, daß er seine Zeit nicht vergeudet hatte. Mrs. Ndhlovo tippte es für ihn ab – Purefoy war viel zu sehr damit beschäftigt, die College-Archive nach Belegen zu durchforsten, um die Endfassung auch nur zu überfliegen. Um ihm einen Weg abzunehmen, brachte sie das Manuskript dann nach London und gab es bei Lapline und Goodenough ab. Mr. Lapline las es mehrmals durch und war nach jeder Lektüre entsetzter. »Das können wir ihr unmöglich zeigen«, sagte er zu Goodenough. »Kommt nicht in Frage.«
    »Ich wüßte nicht, was dagegen spräche. Schließlich wollte sie sämtliche Fakten erfahren, und hier sind sie.« »Ja, aber ihr war nicht klar, daß sie einen derart unflätigen Bericht über die Studentenzeit ihres Gatten bekommen würde. Ich hatte keine Ahnung, daß er zu so etwas fähig war. Allein die Geschichte, wie er den Praelector erpreßt hat, wäre genug, ihn umzubringen. Der Mann war ein widerwärtiges Scheusal.« »Das war uns ohnehin klar«, sagte Goodenough. »War nur hinter dem Geld her, und Sie wissen schon ...« »Wohl wahr, aber so genau wollte ich es gar nicht wissen.« »Da liegt der Hase im Pfeffer, nicht wahr?« Mr. Lapline verzog das Gesicht. »Ich wünschte, Sie würden auf solche Anspielungen verzichten, Goodenough. Auch ohne zusätzliche kulinarische Verweise war es schmerzhaft genug, diesen Schmutz ertragen zu müssen.« Er lächelte freudlos über seinen eigenen Scherz.
    »Jedenfalls werden jetzt Sir Cathcart D’Eaths merkwürdige Vorlieben ein wenig verständlicher«, sagte Goodenough. »Auch wenn mir unverständlich bleibt, warum er auf eingeschweißte fette Frauen mittleren Alters steht. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.«
    »Wie auch immer, wir können auf keinen Fall zulassen, daß Lady Mary dieses ... dieses Dokument zu sehen bekommt. Ihre glücklichen Erinnerungen an ihre Ehe mit Sir Godber soll sie mit ins Grab nehmen.«
    »Nach dieser Lektüre würde ich die Verwendung des Wortes ›glücklich‹ relativieren. Doch Sie haben vermutlich recht. Sie ist alt, und es hat keinen Zweck, ihr so was aufs Brot zu schmieren. Verzeihung, ich wollte sagen: Salz in die Wunde zu streuen.« Im Büro der Sekretärin erklärte Mrs. Ndhlovo Vera, warum sie Purefoy verließ, ohne ihm Bescheid zu sagen. »Ich will ihn nicht verletzen«, sagte sie.
    Vera erwiderte, das verstehe sie zwar, bezweifle aber, daß Purefoy lange verletzt bleiben werde. »Er verliebt sich andauernd, und dann ist es genauso schnell wieder vorbei. Einmal war er leidenschaftlich in mich

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