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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Möbel, die er bei früheren Besuchen gesehen hatte, waren vergleichsweise modern gewesen. Von der Wand spähte Humphrey Lombert, Rektor 1852 – 1883, durch eine kleine Metallbrille streng in die Ferne über Hartangs Kopf. Auf dem glänzenden Parkettfußboden lag ein dunkelroter afghanischer Läufer. Hinter ihm machte der kleinere Mann leise die Tür zu, und sie gingen durch in den Salon, wo eine Frau mit dauergewellten Haaren und in braunem Tweedkostüm auf einem Chintzsofa saß und ein Exemplar von The Field durchblätterte. »Ach, da sind Sie ja«, sagte sie höflich. »Hoffentlich hatten Sie eine ereignislose Fahrt.«
    Hartang rang sich ein Lächeln ab und sagte, sie sei gut verlaufen. »Tja, da Sie nun sicher angekommen sind«, fuhr sie fort, ohne sich vorzustellen, »machen Sie es sich doch bequem. Ihr Gepäck ist oben, und alles wurde ausgepackt. Sie finden es in den Schränken und Kommodenschubladen. Ich zeige es Ihnen gleich. Doch zuerst sind hier Ihr neuer Reisepaß und die neue Geburtsurkunde. Auch ein Lebenslauf ist dabei. Da steht nichts drin, was Ihnen Schwierigkeiten bereiten könnte. Wir haben uns bemüht, ihn möglichst eng an Ihre persönlichen Eigenheiten anzulehnen. Sie sind ein fanatischer Einsiedler mit sehr wenigen externen Interessen. Wir haben eine Reihe Hobbyvorschläge aufgelistet. Beispielsweise könnten Sie sich eine Sammlung amerikanischer juristischer Fachbücher aus dem achtzehnten Jahrhundert zugelegt haben. Oder auch ...« Hartang nahm in einem Sessel Platz und wußte, er saß in der Falle. Bis zu diesem Augenblick und bevor er es mit dieser Frau mit den stämmigen Beinen und der Dauerwelle zu tun gehabt hatte, war er sich nicht sicher gewesen. Er wußte zwar, er steckte mächtig in der Scheiße, doch auch aus tiefer Scheiße kam man unter Umständen wieder heraus, wenn man gründlich drüber nachdachte und einem andere halfen. Das hier aber war etwas anderes. Er war allein und in eine Welt versetzt, die er nicht einmal ansatzweise verstand, und diese Person erzählte ihm, wie er sein Leben zu führen und was er zu denken hatte, und sie gestattete ihm lediglich, sich ein paar Hobbys auszusuchen. Am schlimmsten war ihre offensichtliche Gewißheit, daß er ihre Anweisungen buchstabengetreu befolgen würde. Sogar im Gefängnis hatte sich Hartang freier gefühlt als jetzt. Und als seine Begleiter mit ihm im Aufzug nach oben fuhren und ihm erklärten, Türen, Dach und Boden seien kugelsicher, und falls er sich je bedroht fühle, müsse er nur schnell da reingehen und auf den gelben Knopf drücken, verschaffte ihm das keinerlei Beruhigung, Ganz im Gegenteil. Die metallenen Wände glichen einer Zelle, ja, mehr noch: Sie waren eine Zelle.
    Auch das Schlafzimmer hatte man mit altmodischen Möbeln vollgestopft, und erst als sie ein kleines, fensterloses Zimmer betraten, fand Hartang eine Umgebung vor, die ihm vertraut war – Computerbildschirme, Drucker, weiße Holztische und bequeme Chefsessel.
    »Hier befindet sich Ihr Kommunikationszentrum, wo Sie sich alle Informationen holen können, die Sie brauchen, und weltweit mit jedem gewünschten Gesprächspartner kommunizieren können«, sagte die Frau. Hartang bezweifelte das. Was er auch unternahm, alle Nachrichten, die er absandte oder empfing, würden aufgezeichnet werden. Er wollte wissen, was hier verdammt noch mal los war.
    Und schließlich, kurz bevor die Frau ging, fragte er nach Transworld Television Productions. »Wie sollen die den Laden schmeißen, ohne daß ich da bin und ihnen sage, welche Projekte sie verfolgen sollen? Die brauchen mich, um Entscheidungen zu treffen. Außer mir kann das da unten keiner.« »Das kriegen Ihre Mitarbeiter schon hin. Man weiß, daß Sie schwer erkrankt sind, und wenn Sie früher in Thailand oder auf Bali waren, hat ja auch alles prima funktioniert.« »Heißt das, ich kann nicht mit ihnen in Verbindung treten?« fragte Hartang.
    »Natürlich können Sie das. Die gesamte erforderliche Ausrüstung haben Sie oben, und Mr. Skundler wird jeden Morgen Ihre Anweisungen entgegennehmen. Sobald Sie sich eingelebt haben, läuft alles wie geschmiert. Sonst noch etwas?« »Ja«, sagte Hartang. »Ich will mit Schnabel sprechen.« »Aber selbstverständlich. Das Telefon steht im Arbeitszimmer«, sagte die Frau und ging. Hartang begab sich ins Arbeitszimmer und wählte die Nummer von Schnabels Büro. Er bekam den Anrufbeantworter. »Mr. Schnabel nimmt keine Nachrichten entgegen«, verkündete eine Männerstimme, und

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