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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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herauszufinden. Hartangs Kommen unterbrach seine Träumereien. Er war kleiner, als der Praelector ihn in Erinnerung hatte, er schien geschrumpft zu sein und wirkte irgendwie verhärmt. »Sie wollten mich sprechen?« fragte er fast bescheiden, und seine schlechten Augen blinzelten in das helle Licht des Salons. Der Praelector nickte respektvoll. »Guten Abend, Rektor«, sagte er. »Hoffentlich störe ich nicht. Leider ist unser Maiball in diesem Jahr ungewöhnlich laut. Die Studenten feiern, daß sich das Glück des Colleges gewendet hat, und Ihre Ernennung.« Hartang lächelte schwach. Bei dem Praelector wußte er nie genau, woran er war. »Hört man gern, wenn sich die Kids amüsieren«, sagte er. Er deutete auf einen Stuhl, und der Praelector nahm Platz.
    »Ich möchte Ihnen mitteilen, Rektor, daß Ihre Amtseinführungsfeier für den kommenden Donnerstag festgesetzt wurde, und ich wüßte gern, ob Ihnen das recht ist.« »Amtseinführungsfeier?« Hartang klang unsicher.
    »Ja, ein notwendiger Bestandteil der Zeremonien, die in Porterhouse traditionell die Ernennung eines neuen Rektors begleiten. Wir trinken im Gemeinschaftsraum Sherry und begeben uns dann in den Speisesaal, wo Sie Ihren Platz auf dem Rektorenstuhl einnehmen.«
    »Muß ich da mitmachen?« fragte Hartang. »Daß ein Rektor fernbleibt, hat es noch nie gegeben«, antwortete der Praelector. »Es gilt als große Ehre. Das College wird für den Abend geschlossen, und man lädt keine Gäste ein. Es ist eine rein private Porterhouse-Feier.« Hartang überlegte einen Augenblick. »Dann geht das vermutlich in Ordnung«, sagte er endlich. »Ja, wird wohl so sein. Donnerstag?«
    »Wir versammeln uns um 19.30 Uhr, und die leitenden Fellows begleiten Sie in den Gemeinschaftsraum. Es ist nicht erforderlich, daß Sie eine Rede halten.« »Hört sich gut an. Halb acht?«
    »Danke sehr, Rektor. Wir fühlen uns durch Ihre Anwesenheit geehrt.«
    Der Praelector verließ das Haus sehr zufrieden, und Hartang ging zurück in seine Kommunikationszentrale. Er wollte wissen, wie es um den Yen bestellt war. Er war gestiegen, und die Tokioter Börse lag um hundert Punkte tiefer. Er hatte wieder recht gehabt.
    Purefoy und Mrs. Ndhlovo saßen am Flußufer in Richtung Grantchester und sahen die Stakkähne vorbeifahren. Es war sechs Uhr morgens, und die fröhlichen Festgäste waren unterwegs zum Frühstück im Orchard Tea Garden, bevor sie sich müde zurück nach Cambridge und ins Bett treiben ließen. Es war eine alte Sitte, und vor dem Hintergrund der gestutzten Weidenbäume und der platten Felder auf dem anderen Flußufer wirkten sie in ihren Abendkleidern und Smokings merkwürdig deplaziert. »Ist nicht unsere Szene«, bemerkte Purefoy, »muß
    man aber mal gesehen haben. Wie eine Zeitreise fünfzig Jahre und wahrscheinlich noch viel länger zurück. Verrückt.« Doch Mrs. Ndhlovo war ein wenig neidisch. Gern hätte sie die Nacht durchgetanzt und in einem Kahn gelegen, der von Purefoy einhändig flußaufwärts gestoßen wurde, wie es einige junge Männer vor ihren Augen machten. Und doch wußte sie, was Purefoy meinte. Selbst in ihren Tänzen fehlte den Engländern die Lebhaftigkeit der Menschen, die sie in Südamerika und Afrika gesehen hatte. Auch ihr Lachen war anders. In Mrs. Ndhlovos Ohren klang es nicht spontan, lediglich wie eine unbeholfene konventionelle Reaktion, die man von ihnen erwartete. Aber es waren junge Leute, die seit Jahren nach akademischen Leistungen trachteten und sich in ernsten Debatten ergingen, und das Gewicht der Welt lastete schwer auf ihnen. Sie waren Rekruten in einem Heer des Intellekts, im Denken gedrillt und diszipliniert. Und nachdem sie Skullion eine Woche lang zugehört hatte, war sie verwirrt. Hinter der Fassade aus Konvention machten sich auf unheimliche Weise so viele finstere Komplexe bemerkbar. Nichts war so, wie es schien. Sie und Purefoy hatten einen Blick hinter die Kulissen einer kleinen Welt werfen dürfen, die voller seltsamer Ungereimtheiten und versteckter Trauer war. Ihre Welt war das nicht.
    Sie drehte sich um und betrachtete das Gras. Ameisen hasteten geschäftig auf einem selbstgeschaffenen Weg hin und her, ohne länger als einen Augenblick eine unbekannte und unergründliche Absicht aus den Augen zu verlieren. Mrs. Ndhlovo fragte sich, ob sie vielleicht aus einem Satelliten betrachtet genauso aussah. Jedenfalls benahm sich Purefoy so, wie er geschäftig seinen Tatsachen nachjagte und so sehr auf das geschriebene Wort

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