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Bloss kein Kind

Bloss kein Kind

Titel: Bloss kein Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Lotter
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ich hatte einen gut bezahlten Job, war dort ziemlich engagiert und hatte ein Hobby, was mich an den Wochenenden ziemlich beschäftigt hat. Zu der Zeit habe ich wieder bei meiner Großmutter in einer separaten Wohnung im Haus gelebt.
     
    Mein Mann und ich, wir haben dann ziemlich schnell geheiratet, nach nicht mal 2 Jahren und damals stand das Thema ‘Kind’ dann schon mal so im Raum. Auch, wenn ich immer noch in keiner Art und Weise einen Kinderwunsch hatte. Ich hab ihm das auch gesagt, dass ich wahnsinnig Angst vor der Verantwortung habe, Angst davor, die gleichen Fehler zu machen, wie meine Eltern.
     
    Mein Mann ist der Jüngste von 5 Kindern und er wollte eigentlich immer Kinder. Er war auch immer noch ein Stück weit der Meinung, dass man da noch ‘rumdrehen’ kann, das hat sich dann aber alles in eine andere Richtung entwickelt. Auch seine Kindheit war nicht einfach und wir haben in den ersten gemeinsamen Jahren unsere Kindheit und Jugend nochmal aufgearbeitet und nachgelebt. Und sind auch selber wieder zu Kindern geworden: haben uns die Welt angeguckt, den Alltag neu entdeckt und haben einen Hafen gefunden, wo einer dem anderen das gegeben hat, was er brauchte und wo ein Kind auch nicht wirklich Platz gehabt hätte.
     
    Und es kommt ja auch immer anders als man denkt: er musste einen neuen beruflichen Weg einschlagen und musste sich sehr stark engagieren, um darin zu überleben. Seither führen wir eine reine Wochenendehe. Es wiederholt sich scheinbar alles im Leben.
     
    Wenn es Momente gab, wo wir überlegt haben: mmmh, Kinder?, hab ich ihm ganz klipp und klar gesagt: hör zu, wenn Kinder, dann musst du dich auch beruflich umorientieren, weil: ich möchte keine allein erziehende Mutter sein. Und ich möchte kein Kind, damit du dann sagen kannst: ich hab jetzt auch einen Sohn zu Hause! Und der kommt dann eines Tages und sagt: Papa, hast du mir die Autoschlüssel? und er kennt ihn eigentlich gar nicht. Also das war für mich von vornherein klar. Er konnte und wollte dann auch nicht wirklich was ändern, wobei ich sagen muss, es war nicht nur seine Entscheidung. Jetzt war klar: der Fisch ist geputzt.
     
    Und ich kann sagen: ich bereue es nicht.
     
    Ich habe nie gedacht: mir fehlt da irgendwas.
     
    Mit Ende 20 hatte ich eine heftige esoterische Phase, da war ich unter anderem mal Probandin für so einen Hypnose-Therapeuten. Vor einer Veranstaltung hat er mich in Trance versetzt und eine Rückführung gemacht. Ich hatte da ein Erlebnis, das mich nachhaltig sehr geprägt und beeinflusst hat. Da gab es unter anderem eine Situation, in der ein kleiner Junge mit so maximal 3, 4 Jahren sich an meinem Bein festgehalten und gerufen hat: geh nicht weg, geh nicht weg! Das hat mir das Herz gebrochen. In diesem Moment konnte ich mich nicht mehr beherrschen und habe nur noch geweint und geschluchzt. Ich weiß bis heute noch nicht, was das bedeuten sollte. Ich weiß nur: so hätte ich mir mein Kind vorstellen können: freches Stoppelhaar und Sommersprossen. Das war ein ganz widerlicher Schmerz. Der Therapeut hat verschiedene Theorien dazu gehabt: versteckter Kinderwunsch oder Abtreibung. Damals habe ich gedacht: so einen Schmerz willst du nie wieder erleben.
     
    Und auch Szenen aus meiner Kindheit habe ich gesehen, von denen ich aber nicht weiß, ob das Wahnvorstellungen sind oder ob es tatsächlich so war, Szenen, wo ich gemerkt habe, dass ich als Kind nicht gewollt war. Wo meine Mutter mich abgelehnt hat. Sie hat meinen Vater kennen gelernt und wurde schwanger. Und das hat sie mir immer vorgehalten. Ein Leben lang.
     
    Weder zu meinem Vater, der immer noch in den USA lebt, noch zu meiner Mutter oder meiner Schwester habe ich Kontakt. Ich habe alles völlig abgebrochen. Weil ich nicht fähig war, diese familiären Bande in irgendeiner Art und Weise aufrecht zu erhalten. Die ständigen Verletzungen und Schuldzuweisungen, Moralpredigten und Lügen meiner Mutter konnte ich nicht mehr ertragen.
     
    Ich hatte eine andere Vorstellung von Familie, die ich auch für mein Kind gewollt hätte: dass es eine Familie gibt, die sich gegenseitig stützt und füreinander da ist und dass es da egal ist, ob du mal an einem Tag schlecht oder gut gelaunt bist. In meiner Familie gibt es nur Spalter: bist du nicht mein Freund, bist du mein Feind. Das wollte ich nicht fortsetzen.
     
    Natürlich habe ich im Freundeskreis Kontakt zu Kindern. Die einen sind etwas mehr, die anderen etwas weniger liebenswert. Es ist auch so, dass die

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