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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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einen
Platz gegangen, in dem ein gewisser Chichi-Frégi dort gerade ein Taubenschießen
veranstaltete“, erklärte ich. „Hatte mich zwar nicht persönlich im Visier, aber
diese Maschinenpistolen sind manchmal blind. Deshalb zog ich’s vor, mich flach
auf den Boden zu legen.“
    Mein Bodenkontakt hatte in der Tat verheerende
Folgen für meinen schönen hellen Sommeranzug gehabt. Trotz der strahlenden
Morgensonne war es mir gelungen, mich in eine Wasserpfütze zu legen.
Wahrscheinlich in die einzige im Umkreis von zwanzig Kilometern, eigens für
mich vorbereitet von einem Spaßvogel auf einem städtischen Sprengwagen. Für so
was hatte ich schon immer eine besondere Begabung!
    Leclercq ließ endlich wieder meinen Arm los,
sammelte den Tabak auf und gab mir eine Erklärung für mein Mißgeschick. Nein,
ich sei nicht das Opfer eines üblen Scherzes gewesen. In der Nacht habe es ein
heftiges Unwetter gegeben.
    „Ein Glück, daß ich bei Ihnen abgestiegen bin“,
stellte ich fest. „Geben Sie mir bitte ein gemütliches Zimmer. Ich muß mich
umziehen und ein wenig verhübschen... Lachen Sie nicht so! Ich hab tatsächlich
einen zweiten Anzug im Koffer... Schließlich kann ich nicht so zerknautscht bei
meinem Klienten antanzen.“
    „Aha!“ rief René lächelnd. „Sie reisen also
nicht zu Ihrem Vergnügen! Hätte ich mir denken können. Ein neuer Fall?“
    Er war früher ein fähiger Mitarbeiter gewesen.
Leider hatte er nur ein paar Wochen für mich gearbeitet. Genug, um gegenseitige
Sympathie entstehen zu lassen. Und da ich wußte, daß er inzwischen unter die
Hoteliers gegangen war, hatte ich beschlossen, mich unter seine Gäste zu
mischen.
    Nicht mehr ganz jung, aber kräftig und gut
erhalten — wahrscheinlich durch regelmäßigen Sport — , hatte er nur zwei
Fehler, die in meinen Augen gar keine sind: Er kleidete sich mit todsicher
schlechtem Geschmack, und er rasierte sich nur, wenn es gar nicht mehr anders
ging.
    Jetzt fiel mir noch eine dritte Schwäche auf,
nämlich eine gewisse Indiskretion. Das war sein gutes Recht, genauso wie meines
darin bestand, ihn nicht zu weiteren Fragen zu ermuntern.
    „Ja“, antwortete ich nur kurz.
    Er bohrte auch nicht mehr nach, sondern bat
mich, ihm die Treppe hinauf zu dem Zimmer zu folgen, das er mir zugedacht
hatte.
    Der Raum war groß und hell und besaß den Luxus
eines Telefons. Er lag im dritten Stock, mit Blick auf den Hof. Doch keine
Hauswand versperrte meinen Durchblick. Gerade noch rechtzeitig hatte man dem
zweistöckigen Haus gegenüber ein Dach aufgesetzt.
    Ich begann, meinen Koffer auszupacken. Durch
unsere Bekanntschaft ermuntert, machte Leclercq keinerlei Anstalten, sich
zurückzuziehen. Nur einen Augenblick ließ er mich alleine: genau für die Zeit,
die er brauchte, um meine Ersatzhose zum Bügeln nach unten zu bringen und mit
einer Flasche nebst zwei Gläsern wieder zurückzukommen.
    Ich verrieb auf meiner linken Wange einen Klecks
Rasiercreme, während mein Wirt mich über unsere gemeinsamen Bekannten in Paris
ausfragte. Plötzlich schnippte er mit den Fingern, so als hätte er vergessen,
mir etwas ganz besonders Dringendes mitzuteilen, und fragte dann:
    „Erinnern Sie sich an Milandre?“
    „Andre Milandre?“ rief ich. „Und wie!“
    „Wenn Sie Lust haben, ihn wiederzusehen... Er
wohnt hier.“
    „Hier bei Ihnen?“
    „Nein, bei sich. Drei, vier Häuser weiter, an
der Straßenecke. Die Villa gehört ihm sogar, glaub ich.“
    „Im Ernst? Ist er zu Geld gekommen?“
    „ ‘ne Erbschaft oder so was in der Richtung. Hab
nicht viel mit ihm zu tun, deswegen berichte ich erst jetzt von seiner
Anwesenheit. Aber wenn er mich sieht, grüßt er.“
    „Gut erzogen war er schon immer“, bemerkte ich
und fügte dann lachend hinzu: „Sie dagegen haben wirklich ‘ne nette Art, sich
auszudrücken! ‘... berichte ich erst jetzt von seiner Anwesenheit“! Das stinkt
auf zehn Meter gegen Wind nach Privatflic. Sie sind durch Ihren neuen Beruf
nicht zufällig Spitzel geworden?“
    Er wurde rot und verwahrte sich gegen meine
Unterstellung, die ihn gekränkt hatte. Dabei verhedderte er sich in für ihn
untypischen langen Sätzen. Ich hatte meinen Spaß.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach das
vergnügliche Schauspiel. Das Hausmädchen brachte meine Hose gebügelt zurück,
legte sie wortlos aufs Bett und ging ebenso wortlos wieder hinaus. Nicht übel
anzusehen, die Kleine, aber für ein Plauderstündchen offensichtlich nicht zu
gewinnen.
    „Übrigens hab ich

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