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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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»Alles verbrannt? Nichts geblieben?«
    Ich setzte mir die Sauerstoffmaske wieder auf die Nase und rang nach Luft. Als Uwe erneut den Kopf schüttelte und mir diesmal in die Augen blickte, konnte ich meine Tränen nicht halten. Ich heulte nicht, weil es mir schlecht ging und ich im Krankenhaus lag, nicht weil ich Opfer einer Gewalttat war, nicht einmal weil ich beinahe gestorben wäre. Ich heulte, weil meine Existenz zugrunde gerichtet worden war. All die Früchte der harten Arbeit in den letzten Jahren waren auf einen Schlag niedergebrannt. Ich besaß nichts mehr: kein Büro, keine Daten, keine Akten, kein Arbeitsmaterial mehr. Was sollte jetzt aus mir werden? Aus Bodo?
    Als könnte Uwe meine Gedanken lesen, strich er mir eine Strähne aus der Stirn und sagte: »Wir kriegen das schon hin. Wir renovieren dein Büro und mithilfe der Versicherung kannst du dir alles wieder aufbauen. Das wird schon wieder, versprochen. Wichtig ist doch, dass du am Leben bist.«
    Uwes Worte spendeten mir Trost und Hoffnung. Er hatte recht: Wichtig war, dass ich noch am Leben war. Alles andere konnte man regeln. Vielleicht war der Zeitpunkt gekommen, eine Veränderung vorzunehmen. Umziehen. Das wollte ich schon länger machen: Mein Büro in eine andere Gegend verlegen. Ein Neuanfang. Es würde viel Arbeit bedeuten: neue Anschaffungen, erneute Erstellung aller Dateien ... Aber mein Gedächtnis funktionierte noch einwandfrei. Ich hatte alle meine Lieferanten und aktuellen Kunden im Kopf, und dank meiner Erfahrung und meines Improvisationstalents, würde ich erstmal auch ohne Büro klarkommen. Und außerdem gab es ja noch Bodo, der sowieso die meisten wichtigen Daten im Kopf gespeichert hatte und sich, nach anfänglichem Entsetzen über all die Veränderungen, die auf uns zukämen, bestimmt freuen würde, alles in den Rechnern neu anlegen zu dürfen.
    »W as ist passiert?«, fragte Uwe und unterbrach so meine Gedanken.
    »Das ist eine lange Geschichte .«
    »Ich habe Zeit.« Er schob die Hände in die Achselhöhlen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Ich möchte dich da nicht hineinziehen.«
    »Das hast du bereits. Ich habe dein Leben gerettet.«
    »Und ich habe mich bei dir noch gar nicht bedankt.«
    »Das ist schon okay.«
    » Danke.«
    I ch streckte ihm die Hand entgegen. Er nahm sie und küsste sie zärtlich.
    Dann begann ich zu erzählen.
     
    Oliver hätte am liebsten mein Kopfkissen in die Hände genommen und es mir auf mein Gesicht gepresst, bis ich keine Luft mehr bekam. Das sah ich ihm an, als er neben meinem Krankenhausbett saß und zuhörte.
    Er kniff die Augen zusammen, biss sich auf die Unterli ppe und ballte die Fäuste. »Bis du völlig irre geworden? Was hast du dir dabei gedacht?«, schrie er mich an. »Ist dir klar, dass du dein Leben auf dumme Weise riskiert hast? Und dass deinetwegen, die Mörderin von zwei Frauen uns wahrscheinlich entwischen wird? Deinetwegen sind die wichtigsten und wahrscheinlich auch einzigen Indizien abhandengekommen. Durch deinen Drang dich in die Ermittlungen einzumischen, uns Informationen vorzuenthalten, hast du dich nicht nur strafbar gemacht, sondern uns die Möglichkeit genommen, in dem Fall weiterzukommen.«
    Das ist so nicht wa hr. Ja, ich hätte euch sofort benachrichtigen müssen, als ich das Heft gefunden habe; ja, ich hätte euch bei meinen privaten Ermittlungen au dem Laufenden halten müssen. Aber ohne mich hättet ihr das alles wahrscheinlich nicht herausgefunden, und ohne mich hätte der Mörder jetzt kein Gesicht.
    »Du hast recht, Oliver. Verzeih.«
    Schuldbewusst sank ich den Blick, nur so hatte ich die Chance, einer Anzeige zu entkommen. Wenn ich mich reuig gab, konnte ich Olivers Herz erweichen, davon war ich überzeugt. Ich hatte ihm viel beigebracht und ich wusste, dass er mich auf seine Weise schätzte.
    »Zumindest könnt ihr jetzt eine F ahndung veranlassen. Monika Rossmann ist höchstwahrscheinlich nicht ihr echter Name, aber ich kann euch die Frau genau beschreiben. Aufgrund ihrer Tätigkeit ist sie sehr gewieft. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie schon längst über alle Berge ist. Wenn sie sich aber nicht gerade in Timbuktu versteckt oder sich einer Gesichts-Op unterzieht, habt ihr oder die Interpol gute Chancen, sie zu finden.«
    »Bin Ladens Gesicht war jedermann bekannt, ihn zu finden war trotzdem nicht einfach.«
    So, jetzt hast du es mir gegeben, zufrieden?
    »Jetzt se i nicht so ein Miesepeter, schick mir lieber den Polizeizeichner ans Bett, dann

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