Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
betrieben, und zwar erfolgreich. Nun, sie muss erfolgreich gewesen sein – denn sie hat im Lauf der Jahre genügend Geld verdient und gespart, um dieses Geschäft – und ihren Bungalow – zurückzulassen und nach Mykonos zu verduften und eine Taverne zu kaufen.«
»Ja, sieht ganz so aus«, sagte Lilly zweifelnd. »Aber sie muss sehr klug mit ihrem Geld umgegangen sein.«
»Sie hat gesagt, sie hätte Ersparnisse und Kapitalanlagen.«
»Echt? Wie raffiniert. Ich wünschte, das hätte ich auch. Mein Lohn ist immer schon ausgegeben, bevor ich ihn überhaupt verdient habe. Aber, ich meine, wenn sie nie irgendwas verkauft, sondern immer nur verliehen hat, dann aber wieder neue Sachen angenommen hat, muss doch irgendwann der Zeitpunkt gekommen sein – wie jetzt –, an dem für irgendetwas Neues einfach kein Platz mehr war?«
»Ziemlich oft sogar«, bestätigte Frankie und zog sich ebenfalls auf die Theke hoch. »Wir haben von Zeit zu Zeit ausgemistet. Sachen, die nie genommen wurden. Die haben wir immer an Wohlfahrtsläden gespendet, aber Rita hat nie irgendetwas Tragbares abgelehnt.«
»Ganz offensichtlich. Und nachdem sie es einmal irgendwem abgekauft hatte, habt ihr das Kleidungsstück einfach wieder und wieder ausgeliehen?«
Frankie nickte.
»Aber«, Lilly runzelte die Stirn, »danach musstet ihr es jedes Mal reinigen lassen – was Geld kostet –, bevor ihr es erneut verleihen konntet – warum hat sie die Sachen denn nicht einfach verkauft?«
»Weil Rita sich nicht gerne von etwas getrennt hat. Und sie fand, Vermieten, Ausleihen, wie auch immer, wäre ein guter Service für Leute, die es sich nicht leisten konnten oder wollten, etwas zu kaufen.«
»Klar.« Lilly blätterte durch den Stapel doppelt geführter Geschäftsbücher auf dem Kassentisch. »Und ihr habt alle Transaktionen hier drin dokumentiert, ja?«
»Ja. Rita hatte kein Vertrauen in Computer. Nicht, was das Geschäft betraf. Sogar die Kasse wird von Hand bedient. Ist alles ganz wie in den Fünfzigerjahren.« Frankie schüttelte den Kopf. »Was durchaus nett und gemütlich ist und so weiter, und ausreichend für das, was Rita gemacht hat, aber nicht für mich und das einundzwanzigste Jahrhundert. Ich habe vor, das alles zu ändern.«
Lilly nickte. »Hmm. Jennifer Blessing würde Zustände kriegen. Jennifer ist ein Ass in geschäftlichen Dingen, das ist sie. Sie hat mich zu all diesen Computerkursen geschickt, als sie ihr System im Salon auf den neuesten Stand gebracht hat und …«
Frankie hörte nicht hin. Jennifer Blessings Hightech-Schönheitssalon war von Rita’s Rent-a-Frock Lichtjahre entfernt. Außer natürlich, dass es jetzt nicht länger Ritas Geschäft war. Und sie hatte bereits beschlossen, von der Ansparabschreibung, die sich nach Auskunft des Buchhalters für genau diese Art von Anschaffungen auf dem Geschäftskonto befand, einen Computer zu kaufen. Und sie hatte einen ganzen Berg lila-goldene Tragetaschen mit der Aufschrift Francesca’s Fabulous Frocks bestellt. Sie kam voran – in kleinen Schritten.
Auf einmal sah sie die noch immer plappernde Lilly mit gerunzelter Stirn an. »Entschuldige, aber was hast du gerade gesagt?«
»Über die Kurse, zu denen Jennifer Blessing mich geschickt hat?« Lilly zog die Augenbrauen hoch. »Ach, bloß, dass da nicht viele Männer waren, aber ich habe dort diesen echt süßen Jungen kennengelernt, Daniel, der mit den Piercings und …«
»Nein, was du davor gesagt hast.«
»Weiß ich nicht mehr.« Lilly machte ein ratloses Gesicht. »So weit kann ich mich nicht zurückerinnern.«
»Verkaufen. Du hast irgendwas über Verkaufen gesagt.«
»Ach ja.« Lilly strahlte beglückt. »Hab ich.«
»Genau!« Erfreut klatschte Frankie in die Hände. »Denn genau das werde ich machen. Verkaufen, nicht verleihen. Es ist nicht mehr Ritas Laden, und daher werden hier keine abgelegten Sachen von anderen Leuten mehr gekauft . Ich nehme nur noch kostenlose Kleiderspenden an. Und es wird nichts mehr vermietet oder verliehen, nur noch verkauft. Für die Ware etwas zu bezahlen ist nicht gut fürs Geschäft, Kleider zu verkaufen ist sehr gut fürs Geschäft. Ganz einfach!«
Lilly sah sie mit leicht verwirrter Miene fragend an. »Nun ja. Du solltest Geld einnehmen, nicht ausgeben. Jennifer sagt …«
»Neben Jennifer Blessing wirkt sogar ein millionenschwerer Lord Sugar wie ein bemühter Amateur«, meinte Frankie lachend. »Aber natürlich hat sie Recht. Und ich auch. Wenn ich dieses Geschäft als
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