Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
einen Gemüsehändler und einen Metzger.
Und, natürlich, den Pub Toad in the Hole .
Im Toad war vor Jahrhunderten einmal das Kingston Arms Hotel gewesen, Postkutschenstation und Herberge, bis es in den Siebzigerjahren sehr heruntergekommen war. Es hatte einige Zeit lang vor sich hin gegammelt, bis es von einer aufstrebenden Brauereikette aufgekauft worden war. Da das Gebäude unter Denkmalschutz stand, blieb seine alte Außenfassade architektonisch unverändert, im Inneren jedoch befremdete es nun die meisten der dörflichen Wirtshausbesucher, die sich ein Bier und eine Tüte Chips wünschten, da es eine höchst minimalistische Gastro-Bar mit Glas, Chrom und Halogenleuchten beherbergte, die hier überhaupt nicht herpasste. Der Toad in the Hole war momentan das Einzige, was Kingston Dapple an Nachtleben zu bieten hatte.
Es sei denn, dachte Frankie flüchtig, man zählte die verschiedenen Wochenendveranstaltungen im Gemeindesaal dazu. Was kaum ein vernünftiger Mensch tat.
Und so gab es auf dem Marktplatz selbst nur den Ort, wo Brian jeden Abend von zehn bis Mitternacht nach der Tour durch die Dörfer seinen Kebabwagen parkte, je nachdem wie das Wetter war und wie viele hungrige Nachtschwärmer aus dem Toad in the Hole getorkelt kamen, sowie Ray Valentines inzwischen geschlossenen Blumenstand.
Da draußen war nach Frankies Ansicht nicht das Geringste zu erwarten, schon gar nicht an einem nassen und windigen, eiskalten Novembertag, was Lillys Reaktion rechtfertigen könnte. Andererseits jedoch, dachte sie, während sie auf dem Weg zur Tür mehrere Haufen von Secondhand-Kleidern umschiffte, war Lilly ja grundsätzlich ein bisschen überkandidelt.
»Frankie!«, drängte Lilly erneut. »Schnell!«
»Was denn?« Frankie spähte über Lillys Schulter. »Was soll ich mir denn anschauen? Wo?«
»Da!« Mit weit aufgerissenen Augen zeigte Lilly mit einem mitternachtsblau glitzernden langen Fingernagel quer über den Platz.
Frankie spähte noch etwas länger. Einige wenige tapfere Seelen versuchten, sich mit gesenkten Köpfen durch das Regenwetter zu den Geschäften durchzukämpfen, doch ansonsten konnte sie nichts weiter entdecken.
»Schau doch!« Lilly packte sie am Arm. »Der da! Der gerade Rays Blumenkiosk aufmacht … Wow! Dieser Körperbau! Dieses Gesicht! Ist er nicht einfach das Hinreißendste, was man je gesehen hat? Ist der nicht unglaublich schnuckelig? Ich steh total auf diesen Stufenschnitt und diese Wangenknochen, und ich wette, er hat einen Anflug von Dreitagebart. So was von sexy! Er ist … er ist …« Sie legte die Stirn in Falten, dann strahlte sie. »Oh, er ist echt ein Mann à la Beckham!«
4. Kapitel
Frankie lachte. Die Beschreibung war absolut zutreffend. Trotz des Wetters schaffte es der überaus attraktive Mann, der zur Tür des Blumenkiosks ein und aus eilte, geschmackvoll und sonnig und unheimlich cool auszusehen. In Jeans und Stiefeln, einer abgewetzten Lederjacke mit hochgestelltem Kragen und den im Wind wehenden sonnengebleichten Haarsträhnen war er unbestreitbar eine außergewöhnliche Augenweide.
»Wer mag das wohl sein?« Lilly presste die Nase gegen die Scheibe. »Irgendeine Idee? Ist das der Nachfolger von Ray? Neffe oder so, hast du doch gesagt, oder? Oh, wow, wie herrlich wäre das denn!«
»Tja, ja schon, aber nein, ich glaube nicht, dass das Dexter Valentine sein kann«, sagte Frankie. »Wahrscheinlich ist das nur irgendein Typ von der Gemeinde, der nachsieht, ob Rays Blumenstand inzwischen nicht von Vandalen beschädigt wurde.«
»Schade.« Lilly drückte sich noch dichter an die Glastür. »Denn es wäre doch wirklich wunderbar, den da täglich vor Augen zu haben – selbst für eine Männerhasserin wie dich – stimmt’s?«
»Ich bin keine Männerhasserin«, korrigierte Frankie eilig. »Ich bin nur ein bisschen wählerischer als du. Und ich bin sicher, das kann nicht Rays Neffe sein, denn soweit ich Rita verstanden habe, sieht der genauso aus wie Ray, nur dass er jünger und sehr viel unsympathischer ist. Ich denke, wenn und falls Dexter Valentine je hier aufkreuzt, ist er vermutlich ein fetter Fiesling mit Bierbauch und breitem Hintern – und wirklich bei Weitem nicht so attraktiv wie der da.«
»Ich weiß, hast du schon gesagt.« Lilly blickte träumerisch auf den Platz hinaus. »Also kann er es wohl eher nicht sein? Zu dumm aber auch – denn der da ist wirklich unheimlich scharf. Dann ist er vielleicht von der Gemeinde. Egal, wer auch immer er ist, ich bin
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