Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
musste Frankie auch lachen. Es klang zitterig.
Dexter schüttelte den Kopf. »Armer Kerl. Du bringst ihn wahrscheinlich schwer ins Schwitzen.«
»Oh, das will ich hoffen.« Cindy kicherte. »Er mich auch.«
Frankie holte tief Luft und sah zu Dexter hinüber. »Danke, dass du mich hierhergebracht hast. Das rückt meine Probleme in die richtige Perspektive, und jetzt verstehe ich alles – nun, außer einem … Warum musstest du Oxford verlassen? Nichts von alldem war doch deine Schuld? Es war doch Simon, der …«
»Meine Familie hat das aber anders gesehen«, sagte Dexter, und Cindy stimmte mit betretenem Nicken zu. »Abgesehen von Ray natürlich, der immer auf meiner Seite war und geschworen hat, er würde kein Wort darüber verlauten lassen, wenn ich in Kingston Dapple einen Neuanfang machen wollte. Ray war … ist … großartig gewesen. Aber alle Übrigen haben mir Vorwürfe gemacht. Meine Eltern sagten, ich hätte Stillschweigen bewahren sollen. Hätte Simon damit davonkommen lassen sollen. Er sei schließlich mein Bruder, Blut sei dicker als Wasser, und all dieser Unfug. Wenn ich den Mund gehalten hätte, dann wäre Simon nicht im Gefängnis, Cindy und Simon wären weiterhin verheiratet und hätten ihnen wahrscheinlich Enkelkinder beschert, Dream Drives wäre nach wie vor eine florierende Firma, Cindy wäre nicht gelähmt. Sie sagten, es sei alles meine Schuld. Meine Eltern wollen mit mir nichts mehr zu tun haben, Simon hingegen besuchen sie jeden Monat im Gefängnis.«
»Aber das ist nicht fair!«, brach es aus Frankie heraus.
»Was ist schon fair im Leben?«, schnaubte Cindy. »Blöde Arschlöcher, das sind sie. Mich besuchen sie seit der Scheidung auch nicht mehr, denn sie finden, ich hätte zu meinem Mann halten sollen. Also wirklich! Wo er so niederträchtig war wie … na ja, wie sonst noch was und obendrein versucht hat, mich umzubringen?«
»Meine Eltern«, sagte Dexter, »sind Vollidioten.«
Cindy gluckste. »Auch leben sie anscheinend in der abwegigen Annahme, dass Simon all das hier finanziert und ich ihm nach wie vor dankbar sein sollte. Wenn sie jemals hierherkämen – was sie nicht tun werden –, würde ich ihnen die Wahrheit erzählen.«
»Nein, würdest du nicht.« Dexter warf ihr einen verschmitzten Blick zu.
»Nee, wahrscheinlich nicht. Sollen sie ruhig schmoren. Idioten. Ach, trink deinen Tee, Dexter, und dann bring dieses tolle Mädchen nach Hause.« Cindy sah Frankie erwartungsvoll an. »Da du nun von mir und dem hier und allem weißt, wirst du doch hoffentlich wieder herkommen, um mich zu besuchen, oder?«
Frankie nickte. »Werde ich. So oft wie möglich.«
»Prima.« Cindy strahlte. »Meine Freundinnen kommen ziemlich oft zu Besuch, und mein liebestoller Landser entfernt sich mithilfe seiner körperlich fitteren Kameraden, denen wir viel verdanken, so oft wie möglich unerlaubt von der Truppe, und natürlich kommt Dexter regelmäßig, nicht wahr?«
Dexter nickte.
Cindy sah Frankie an. »Der arme Tropf, über seine üblichen Besuche hinaus hat er an Weihnachten und dann noch mal zu Neujahr hier im Besuchertrakt übernachtet, obwohl er bestimmt darauf brannte, bei dir zu sein. Nun, ich weiß, dass er darauf brannte, bei dir zu sein, weil es für ihn kein anderes verflixtes Gesprächsthema gab als dich.«
Dexter machte »Halt den Mund«-Gesten mit den Händen.
»Du brauchst gar nicht versuchen, es abzustreiten.« Cindy sah Frankie erneut schmunzelnd an. »Und so war es ein unbändiges Vergnügen für ihn, hier bei mir zu sein – oder eher nicht, der Arme. Oh, sie geben hier natürlich ihr Bestes, uns ein schönes Weihnachtsfest auszurichten und all so was, und das Essen ist fabelhaft, aber da die meisten Bewohner nicht viel beweglicher sind als ich, hält sich das festliche Possentreiben doch sehr in Grenzen.«
Dexter starrte auf das verschlungene Muster des Aubusson-Teppichs hinab.
»Hier warst du also?«, fragte Frankie leise. »Bei ihr? Warum in aller Welt hast du mir das nicht erzählt?«
»Weil ich nicht konnte. Weil sich in meinem Kopf alles so unverhältnismäßig aufgebläht hatte wie eine Eiterbeule, so ähnlich wie bei deiner Geschichte mit Joseph. Ich hatte zu große Angst, wenn ich dir davon erzählen würde, würdest du, so wie meine Eltern, womöglich mir die Schuld an … nun, an alledem geben und mir den Rücken zukehren.«
»Nie im Leben! Jetzt hast du es mir erzählt, und ich bin immer noch an deiner Seite.«
Er lächelte sie an. »Ja, das bist du.
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