Blumen Für Sein Grab
Markby stieß die Worte wütend hervor.
»Das ist richtig. Ich musste ihn nicht überreden, mit mir hinzugehen, ich hätte ihn überhaupt nicht daran hindern können!« Ihr Tonfall wurde vertraulich.
»Wir hatten nicht beabsichtigt, dass er schon in London stirbt. Wir wussten, dass das eine Obduktion bedeutet, und das wollten wir vermeiden, wenn irgend möglich. Wir dachten, wenn Raoul auf der Ausstellung krank würde, könnte ich ihn in den Wagen verfrachten und nach Malefis Abbey zurückbringen. Ich hätte Dr. Staunton angerufen, sobald Raoul tot war, und ihm erklärt, dass ich nicht früher bei ihm sein könne, weil wir auf dem Rückweg von London seien. Mit ein wenig Glück hätte Staunton einen Totenschein ausgestellt. Schließlich sah Raoul tatsächlich genau wie Alex aus, und wir hatten keinen gesellschaftlichen Kontakt mit den Stauntons. Du hast Penny kennen gelernt. Eine schrecklich langweilige kleine Frau! Staunton ist ein normaler Hausarzt, der in Arbeit ertrinkt und kein Privatleben zu haben scheint. Er besucht Dutzende verschiedener Leute in jeder Woche. Wenn er einen Toten in Alex’ Bett vorgefunden hätte, der genau wie Alex aussieht, warum sollte er in Frage stellen, dass es Alex ist? Martin sollte unterdessen nach London fahren, Raouls Hotelrechnung bar bezahlen und sein Zimmer ausräumen. Niemand würde ihn vermisst haben. Aber eine Sache war notwendig. Staunton musste Alex noch einmal behandeln, und zwar kurz vor der Ausstellung. Sonst hätte er keinen Totenschein ausstellen dürfen. Aber weil es Alex sowieso nicht besonders gut ging wegen dem Wetter und all dem Stress mit seinem Cousin, war er recht froh, dass er noch einmal Medikamente bekam. Er war an einem betriebsamen Morgen in Stauntons Sprechstunde; es ist eine Landarztpraxis, die von Menschen aus sämtlichen umliegenden Dörfern besucht wird. Dementsprechend war das Wartezimmer voll, und das Telefon klingelte ununterbrochen. Also hat Staunton hastig ein Rezept für neue Herztabletten gekritzelt und Alex gebeten wiederzukommen, falls die Medikamente ihm nicht helfen würden, damit er ihn dann noch einmal zum Spezialisten überweisen könne.«
»Und ihr habt tatsächlich geglaubt, dass euer Plan funktionieren würde, Rachel? Nie im Leben! Ihr müsst vollkommen verrückt gewesen sein! Hätte Staunton auch nur den leisesten Zweifel an der Geschichte gehabt, hätte er den Totenschein nicht unterzeichnet. Bei Gift kann man nicht vorhersagen, wann genau das Opfer sterben wird. Und ihr konntet nicht wissen, ob jemand nicht doch die Polizei rufen würde. Es war reiner Irrsinn!«
»Wir waren nicht irrsinnig, wir waren verzweifelt!« Sie ballte die Fäuste.
»Warum hätte es nicht funktionieren sollen? Nur kleine Lügen kommen ans Licht. Wollte Staunton mir etwa erzählen, dass ich meinen eigenen Ehemann nicht kenne?« Sie zog die Schultern hoch.
»Aber wie sich dann herausstellte, kam es überhaupt nicht so weit, weil Raoul schon in Chelsea auf der Straße umgekippt ist. Offensichtlich wirkt das Aconitin manchmal so stark. Wir hatten Pech.« Markby stand auf und ging zum Draht der leeren Voliere. Vor seinem geistigen Auge tauchte die zusammengesunkene Gestalt Gillian Hardys auf, die schlaff in der Ecke lag.
»Los, erzähl den Rest«, befahl er.
»Verurteile mich nicht, Alan!«, rief sie vehement.
»Wir hatten Angst, kannst du das denn nicht verstehen? Alex hätte nicht mit Erpressung leben können! Die Angst und die Anspannung hätten ihn umgebracht!« Sie zögerte und fügte dann wehmütig hinzu:
»Du hast mich einmal geliebt.«
»Ich habe gesagt, du sollst den Rest erzählen!« Der Schmerz und die Wut in seiner Stimme hallten spröde durch den riesigen Raum. Rachel sprang auf und ging zu dem italienischen Marmorbassin. Sie spielte mit dem Wasserhahn.
»Am Tag der Ausstellung ließen Alex und ich uns von Martin nach London fahren. Eine Freundin hat uns ihre Wohnung geliehen. Ich habe dir erzählt, wir hätten ihren Parkplatz, aber in Wirklichkeit hatten wir auch die Wohnungsschlüssel. Dort haben wir uns mit Raoul getroffen. Wir haben ihn als Alex verkleidet und ihm sogar den Schnurrbart abrasiert. Es … es war unglaublich, diese Ähnlichkeit! Dann fuhr Martin Raoul und mich zur Ausstellung, und Alex verließ die Wohnung in anderer Kleidung. Er fuhr hierher zurück und tauchte unter. Nachdem Martin Raoul und mich vor der Ausstellung abgesetzt hatte, ging er in die Wohnung und schlüpfte in die Frauenkleider. Er ist wirklich sehr
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