Blumen Für Sein Grab
Alex war krank und verzweifelt. Ich habe ihn immer wieder angefleht, nicht die Hoffnung zu verlieren. Es musste einen Ausweg geben, und ganz gleich, wie drastisch er war, wir würden ihn finden. Warum sollten wir eine elende, gejagte Existenz fristen, ständig in der Furcht, dass Raoul uns wieder finden könnte? Alex hätte buchstäblich nicht mit dieser Belastung leben können, und ich kann nicht ohne Alex leben! Versteh doch …«, sie warf die Hände hoch,
»… wir lieben uns!«
»Sprich weiter«, sagte Markby ausdruckslos. Sie hatte sich in ihrem Sessel nach vorn gebeugt, als sie die letzten Worte gesprochen hatte, und nun richtete sie sich wieder auf und massierte sich den Nacken.
»Ich bin so verspannt. Der Stress der letzten Wochen war einfach entsetzlich. Wo war ich gleich? Wir wussten, dass Raoul die Familie informieren würde, falls Alex sich weigerte, seine Forderungen zu erfüllen, und sei es nur aus Gemeinheit. Es gab nur einen Weg, ihn zum Schweigen zu bringen. Er musste sterben. Aber wie sollten wir jemanden töten? Wir sind keine Mörder. Wir hätten überhaupt nicht gewusst, wie wir es anfangen sollen! Wir stellten fest, dass wir einen Profi brauchten. Also fragte Alex eine Bekannte, ob sie vielleicht …« Rachel schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund.
»Oh, verdammt!«, sagte sie lakonisch.
»Also schön«, hakte Markby nach.
»Du wolltest nicht verraten, dass es eine Frau ist, aber jetzt hast du es getan. Du hast nicht rein zufällig Miriam Troughton gemeint?«
»Also schön, ja, genau sie.« Rachel verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
»Diese Frau besitzt eine höchst ungewöhnliche Vergangenheit. Sie kennt alle möglichen eigenartigen Leute!«
»Meredith hielt es für möglich, dass sie noch aus der Zeit im Libanon mit Alex in Verbindung stand und ihn nun erpressen wollte. Es scheint, sie war auf der richtigen Fährte, wenn auch mit der falschen Person als Erpresser. Wir sind die ganze Zeit hinter den falschen Leuten hergejagt«, fügte Markby bitter hinzu.
»Miriam?« Rachel sah überrascht aus.
»O nein! Wie kommt Meredith nur auf diesen Gedanken? Miriam kommt nicht aus dem Libanon. Sie ist aus dem Irak – oder ist es der Iran? Die werfe ich immer durcheinander. Jedenfalls meinte Miriam, dass sie genau den richtigen Mann für uns kenne. Sie hat Martin aus Frankreich mit hierher gebracht. Er ist ein ungewöhnlicher junger Mann, der in verschiedenen Ländern rings um das Mittelmeer aufgewachsen ist. Sein Vater war Apotheker, zuerst in Algerien und Marokko und später in Frankreich, in der Provence. Er hat sich einverstanden erklärt, uns zu helfen – gegen Bezahlung, versteht sich! Miriam meinte, wir hätten ziemliches Glück, weil er längst nicht jeden Auftrag annimmt. Seine Aufträge müssten einen Reiz für ihn haben. Weißt du, worin der Reiz für ihn in unserem Fall bestand? Der Garten hier! Er konnte sich als Gärtner tarnen, und das gefiel ihm wirklich. Er hat früher ein College für Gartenbau besucht, aber er hat es nie abgeschlossen. Ich weiß, er erzählt gerne von seinem Diplom, doch in Wirklichkeit hat er nie eines bekommen. Miriam sagte, er wäre zuverlässig und es würde keine Erpressung mehr geben.«
»Und ihr habt ihr geglaubt? Ihr habt auf ihre Empfehlung hin einen professionellen Killer engagiert?« Zum ersten Mal schien es Rachel unbehaglich zu werden, wenn auch nur für kurze Zeit.
»Es sah alles nach einem ganz klaren, einfachen Geschäft aus. Wie jedes andere auch. Alex hat Miriam eine Provision gezahlt und alles!«
»Rachel!«, brüllte Markby, ohne es zu wollen.
»Ihr habt einen kaltblütigen Mord an einem Menschen geplant! Schön, er war vielleicht kein Engel, aber den Tod hat er deswegen noch lange nicht verdient! War der Handel, den er euch vorgeschlagen hat, wirklich so viel anders als das doppelte Spiel, das Alex vor vielen Jahren mit seiner Familie gespielt hat? Damit hat doch alles überhaupt erst angefangen! Du redest daher, als hättet ihr etwas sehr Cleveres ausgeheckt!« Rachels Augen blitzten.
»Wie kannst du es wagen, diesen kleine Ganoven mit Alex zu vergleichen? Raoul war ein Niemand, ein wertloser Dreck, eine Ratte!«
»Jeder ist etwas wert«, widersprach Markby in strengem Tonfall.
»Nun werd nicht sentimental, Alan«, sagte sie knapp. Sie warf das Haar in den Nacken zurück und fuhr halsstarrig fort:
»Außerdem, nachdem wir erst einmal damit angefangen hatten und Miriam zusammen mit Martin aus Frankreich gekommen war,
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