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Blumen fuer Zoë

Blumen fuer Zoë

Titel: Blumen fuer Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Kerr
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hätte, ob ich verheiratet sei, wie sich mein Nachname schreibe und zu guter Letzt, ob ich Jude sei.
    Â»Harris, das ist die Abkürzung von Harrisberg, nicht wahr?«
    Â»Nein, einfach nur Harris, Madam.«
    Sie hielt inne und taxierte mich von oben bis unten und wieder zurück. Ungläubig fragte sie mich, ob ich wirklich »einer von ihnen« sei. Weil ich Christen ungern widerspreche, bejahte ich. Außerdem handelte es sich hierbei um eine auf meine Taufe zurückgehende historische Wahrheit, die ich leider nicht leugnen kann. Meine Antwort schien sie zu entzücken.
    Â»Wie lange bleiben Sie in Key West? Sie könnten nächsten Sonntag mit uns in die Kirche gehen; dienstags gibt es einen Bibelkreis. Mein Mann und ich singen im Chor. Man muss auch nicht singen können! Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus reicht völlig aus!«
    Â»Ich werde darüber nachdenken«, antwortete ich lächelnd. Anschließend fragte sie mich, ob ich zum Abendessen bleiben wolle, was ich gern annahm.
    Aber als wir schließlich am Tisch saßen und ich mich gerade anschickte, mir von den Muschelbeignets, einer lokalen Spezialität, zu nehmen, fingen plötzlich alle an, mit gefalteten Händen den Allmächtigen anzurufen, was mir ziemlich auf die Nerven ging. Henry, der Onkel, hatte bei dem Tischgebet als Einziger die Augen offen gelassen, wofür ich ihm tiefen Respekt zollte. Zwischen uns entspann sich eine heiße Debatte über den Präsidenten. John-John hatte mir anvertraut, dass sein Vater anlässlich eines offiziellen Besuches in Islamorada einen Mordanschlag auf Bush verübt hatte, was ich höchst erstaunlich fand. Henry und ich teilten einen grausamen Mangel an Mitgefühl für diesen Mann, der die Geschicke unseres Landes lenkte – ich aufgrund seiner Politik im Allgemeinen, er wegen der mickrigen Rente, die man ihm jeden Monat für seine Teilnahme am Vietnamkrieg überwies. Zum Glück wechselten wir bald das Thema und kamen auf die Schönheit der Vietnamesinnen zu sprechen, deren feine Gesichtszüge ihm immer noch keine Ruhe ließen. Onkel Henry war ein Ästhet, und jemanden zu treffen, der dieselben Leidenschaften hegt wie man selbst, ist immer erfrischend. Wir sprachen lange über die Asiatinnen, ihre Anmut, und setzten die Unterhaltung sogar noch nach dem Essen auf dem Wohnzimmersofa fort, wo er mir seine Version des Krieges erzählte.
    Â»Ich war kein Held«, sagte er, »bloß Arzt. Alles, was ich gemacht habe, war, den Soldaten eine Salbe zu verschreiben und ihnen zu sagen: ›Das kommt davon, wenn du eine Nutte flachlegst, mein Junge.‹«
    Tabitha, die die Ohren gespitzt hatte, hörte auf, das Wachstuch zu reinigen und baute sich vor uns auf. Sie sah aus, als hätte sie einer öffentlichen Hinrichtung beigewohnt.
    Â»Sag jetzt bloß nicht, dass du Dickie deine ausschweifende Jugend erzählst!«
    Â»Das ist nicht ausschweifend«, widersprach Henry, »das ist das Leben, Tabbie! Du, du weißt ja gar nicht, was das ist, das Leben; dein ganzes Dasein hast du doch damit verbracht, mit deinem imaginären Freund über deine Sünden zu verhandeln!«
    Â»Ich hoffe, es ist nicht der Herr, von dem du so sprichst!«
    Â»Wieso? Gibt es etwa noch einen anderen unsichtbaren Freund, mit dem du deine Deals machst?«
    Henry wurde mir immer sympathischer.
    Â»Hör sofort auf damit, sonst schick ich dich zurück ins Sanatorium!«
    Der Onkel sagte keinen Ton mehr. Er erhob sich, etwas zittrig auf seinem Stock, und wünschte mir eine gute Nacht. Ich bedankte mich bei Tabitha für das Essen und trat ein wenig hastig in die feuchtwarme Nacht hinaus – anderer Leute Streitereien bringen mich immer in größte Verlegenheit. Durch die versandeten Straßen irrend, machte ich mich auf die Suche nach dem
Espadon
, wobei ich mich von einer alten Frau im Rollstuhl leiten ließ, die ganz in der Nähe Kieselsteine beschimpfte.
    * White Anglo-Saxon Protestants, A.d.Ü.

II
    Das
Espadon
entpuppte sich als Mischung aus einem Altenheim und einem Fünf-Sterne-Hotel. Die Ruhe, die dort herrschte, verschaffte mir einen solchen inneren Frieden, dass ich beschloss, hier meine Melancholie für immer auf Grund laufen zu lassen. Aber da ich daran gewöhnt war, die vertrauten Gesichter des Hauses verschwinden zu sehen, band ich mich an niemanden, außer an die Krankenschwestern in ihren wallenden Kitteln,

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