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Blumen fuer Zoë

Blumen fuer Zoë

Titel: Blumen fuer Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Kerr
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leicht an meine Schulter gelehnt, nachdem ich einen unanständigen Witz zum Besten gegeben hatte, den jemand tagsüber im Büro erzählt hatte. Es hatte sich um eine spontane, unzweideutige Geste gehandelt, aber als ich mich wieder zu Evelyn an den Tisch setzte, hätte diese mir beinahe vor George eine Szene gemacht, weil sie die Ausdünstungen ihrer Freundin auf meinem Hemd ausgemacht hatte. Sie war überzeugt, dass wir zwischen Ofen und Spüle Zeit für ein Techtelmechtel gehabt hätten, und alle gegenteiligen Beteuerungen brachten gar nichts. Aber es kam durchaus vor, dass ich nach Hause kam und sie tatsächlich betrogen hatte. Die Enttäuschung in ihren Augen bereitete mir dann heftige Gewissensbisse. Ich konnte auch keine angemessene Entschuldigung vorbringen und nahm es mir übel, meine niederen Instinkte nicht besser in den Griff zu bekommen. Das Problem bestand einfach darin, dass Evelyn und ich nicht dieselben Ansichten über das Paarleben teilten, und dass ihre pfingstlerischen Überzeugungen mit meinen durch und durch atheistischen kollidierten: Denn während ich an die Treue im Geiste glaubte, glaubte sie an die körperliche Treue.
    Bei der Ankunft in Delaware spürte ich, wie sich meine Augen mit Tränen füllten, doch bevor ich mich weiteren Sentimentalitäten hingeben konnte, warf ich einen Blick nach rechts: John-John war eingeschlafen, ganz fest sogar, und sein Kinn ruhte auf dem FUCK von FUCK REPUBLICANS. Der Himmel wurde fahler und fahler, und bald war alles nur noch ein einziges Grau in Grau, mit windgepeitschten Zypressen am Straßenrand. Das Prasseln des Regens auf der Windschutzscheibe ließ John-John schließlich aus dem Schlaf hochfahren.
    Â»Was sind denn das für Dinger, die da runterkommen?«, fragte er mich.
    Es regnete Fische; echte Sardinen, die noch zappelten, mit einem seligen Lächeln für die Ewigkeit auf den Lippen. Um abzuwarten, bis die höheren Mächte ihren Spaß beenden würden, hatte ich auf einer Landzunge haltgemacht, als plötzlich ein lebender Thunfisch auf die Motorhaube fiel und eine Delle von der Größe einer Bowlingkugel auf der makellosen Karosserie hinterließ. Ich stieß einen Fluch aus und verfiel dann in Schweigen, da ich nicht wusste, wen ich beschimpfen sollte. Danach fuhr ich auf die Straße zurück, wo die Fische weiter die Windschutzscheibe mit ihrem stinkenden Fleisch vollspritzten. Eine Sardine blieb in den Scheibenwischern hängen. Der Cadillac kam vom Kurs ab und fand sich in einer Schlucht wieder. John-John, der bester Laune war, erfand den Begriff ›Fischplaning‹.
    Â»Alles in Ordnung bei dir, Richard?«
    Â»Bloß ein paar Kratzer.«
    Â»Bei mir ist, glaube ich, auch alles da, wo es sein sollte. Ich habe Hunger. Was machen wir, wenn keine Hilfe kommt?«
    Â»Dann sterben wir.«
    Â»Sowas in der Art hatte ich mir schon fast gedacht. Oder aber wir fangen an, uns gegenseitig aufzuessen, wie diese Typen da in den Anden, die nach ihrem Flugzeugabsturz völlig auf sich gestellt waren.« Er hielt kurz inne. »Ich frage mich gerade, welchen Teil von dir ich essen würde, wenn du als Erster sterben würdest.«
    Â»Ich muss ja nicht zwingend als Erster sterben.«
    Wir schwiegen.
    Â»Vielleicht können wir ja durchs Verdeck nach draußen klettern?«
    Â»Nein danke, mein Auto hat auch so schon genug gelitten.«
    Eine Detonation machte mich für einen Moment lang halbtaub; ein Lichtstrahl drang nun durch die Decke.
    Â»WO HAST DU DENN DIE KNARRE HER?«, brüllte ich.
    Â»Man weiß ja nie, was einem auf so einer Reise alles zustößt; einmal wäre ich fast von einem Grizzly gefressen worden. Ich war mit Freunden in Colorado zelten, und dieser verdammte Bär hat sich auf mich gestürzt, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Dabei waren wir zu sechst, aber auf mich allein hatte er es abgesehen. Wenn ich nicht meine Knarre dabeigehabt hätte, säße ich heute nicht hier und würde mit dir reden.«
    Den letzten Satz hatte er mit dem nötigen Ernst gesprochen, wie es sich für eine Erzählung dieser Art gehört.
    Â»Leeres Gerede kann ich nicht ausstehen! Deine stinklangweiligen Geschichten kannst du für dich behalten!« Ich zögerte kurz, wie ich fortfahren sollte, weil ich nicht gewappnet war. »Und wenn du nicht so ausgesehen hättest, als würdest du zur Tierwelt der Berge gehören,

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