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Blumen fuer Zoë

Blumen fuer Zoë

Titel: Blumen fuer Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Kerr
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ihm, dass der Islam nichts mit Terrorismus zu tun hat, was er erst einmal verdauen musste.
    Â»Mama sagt aber, dass Bin Laden Moslem ist!«
    Â»Das ist richtig, aber nicht alle Moslems sind Bin Ladens.«
    Ein Schweigen trat ein. Leroy putzte währenddessen gründlich die Gläser seines Feldstechers mit seinem Hemd.
    Â»Glaubst du, dass er tot ist, Bin Laden, meine ich?«
    Â»Nein, ich glaube, dass er sich in der Wüste versteckt hält.«
    Â»Denkst du, Bush wird ihn schnappen?«
    Â»Dazu ist der meines Erachtens viel zu doof, dieses Arschloch!«
    Â»Man soll keine Schimpfworte benutzen!«
    Â»Verzeihung!«
    Â»Glaubst du, ich könnte ihn schnappen?«
    Â»Wenn dir jemand dabei hilft.«
    Â»Ich werde mal Papa fragen, ob er das macht, oder Großvater. Großvater hat im Krieg gekämpft. Papa ist ein Angsthase.«
    Da es nicht gerade zu meinen liebsten Übungen gehörte, über Bush zu reden, gesellte ich mich zu Henry, der im Schatten einer Palme Zeitung las. Er murmelte, er habe das Weite gesucht.
    Â»Ich hasse Familientreffen«, sagte er, »was meinst du, wollen wir nicht lieber einen Spaziergang am Strand machen? Ich hätte Lust, mir die Bikinischönheiten anzugucken.«
    Ein solches Angebot kann man unmöglich ablehnen. Aber als wir am Meer ankamen, fanden wir bloß einen muskelbepackten Bademeister vor, der oben in seinem Häuschen hockte, und einen alterslosen Typen, der in Badehose Tai-Chi-Übungen machte. Die Wellen schlugen mit einer einschläfernden Regelmäßigkeit am Strand auf, und ich blickte mit derselben Faszination in die Ferne, mit der alle Menschen die Natur betrachten, auch wenn sie selbst in der Lage sind, viel abwechslungsreichere, viel bedeutendere Dinge als die Wellen oder den Wind oder die Wolken hervorzubringen. Hoffnung keimte auf, als eine junge Puerto-Ricanerin ihr Badelaken vor uns ausbreitete. Doch sie blieb nicht lange, wahrscheinlich weil der frische Wind ihrem bernsteinfarbenen Körper zusetzte und sie fror. Da der Himmel sich zuzog, schlug ich vor, den Heimweg anzutreten.
    Â»Geh ruhig, wenn du magst«, erwiderte Henry, »ich bleibe hier, für den Fall, dass die Kleine noch mal zurückkommen sollte!«
    Ich kehrte also allein zu den Jacksons zurück, angetrieben von der Erinnerung an Zoë, wie sie die Katze auf der Mauer streichelte. Bei meiner Ankunft unterhielt sie sich gerade mit Tabitha in der Nähe des Buffets. Ich begab mich in Hörweite, um herauszufinden, ob sie von mir sprachen, was aber nicht der Fall war. Tabitha beglückwünschte Zoë zu ihrem Kleid, und umgekehrt, als plötzlich ein Blitz den Himmel spaltete und mit einem lauten Krachen, das sich wie das Brüllen eines Raubtiers anhörte, in eine Palme im Garten einschlug. Die Palme ging in Flammen auf, die Gäste stürzten ins Haus, zitternd wie eine Herde aufgescheuchter Rinder. Bloß Zoë blieb so angewurzelt stehen wie ich, der Regen lief ihr über das Gesicht, bis er schließlich den Halt ihrer Frisur ernsthaft in Gefahr brachte. Ich glaubte, sie verloren zu haben. Doch zu meiner Überraschung sah ich sie zurückkehren, als ich mich wieder aus der Schale mit Erdnüssen bediente.
    Â»Woher kommen Sie?«, fragte sie fast schon frech, bevor sie hinzufügte, ich hätte nicht den typischen Jackson-Kopf. Ich antwortete, ich sei Ire durch und durch, was meine inzestuöse Visage erkläre. Meine Antwort schien sie zu verstimmen – eine rührende Falte tauchte zwischen ihren dichten Augenbrauen auf.
    Â»Was ich sagen will, ist, dass meine Ahnen wild untereinander rumgemacht haben und so eine Reihe von Geistesgestörten gezeugt haben, zu denen auch ich gehöre.«
    Ihre Falte vertiefte sich noch. Ich wollte mehr über sie wissen, kam aber mit meinen Fragen nicht sehr weit, weil sie es perfekt verstand, ihren eigenen Mythos zu kreieren. Nach ihrem Literaturstudium war sie aus »innerer Eingebung« Kellnerin geworden, das war so ziemlich das Einzige, was ich herausfinden konnte. Als ich wissen wollte, was sie mit »innerer Eingebung« meine, entgegnete sie, Schnaps sei für sie eine echte Herzensangelegenheit, im Gegensatz zu denen, die servierten, um nicht auf den Strich gehen zu müssen. Darüber hinaus erfuhr ich, dass sie zusätzlich zu ihren Südstaatlerwurzeln indianisches Blut hatte, wenngleich Zoë mir erklärte, sie habe das Blut der

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