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Blumen fuer Zoë

Blumen fuer Zoë

Titel: Blumen fuer Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Kerr
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werde nicht jünger, mein Schatz! Wie geht es dir? Und Owen? Seid ihr immer noch zusammen? Du weißt ja, falls du dich mal von ihm trennen solltest, übernehme ich gern die Aufgabe, ihm in den Hintern zu treten!«
    Sie gab sich schockiert: »Mensch, Papa, weißt du überhaupt, was du da sagst? Ich liebe Owen, er macht mich glücklich. Eigentlich solltest du dich für mich freuen, oder?«
    Â»Ich fänd’s gut, wenn er endlich mal einen richtigen Job annehmen würde …«
    Â»Er ist Künstler, Papa!«
    Künstler, das war ihre Antwort auf alles. Er war Künstler, daher konnte er kein Geschirr abwaschen. Er war Künstler, also konnte er nicht für die Miete aufkommen. Er war Künstler, deshalb konnte er sich nicht ordentlich anziehen. Für nichts war er zuständig, außer vielleicht für Mittelmäßigkeit.
    Â»Hör mal, Papa«, fuhr sie fort, »ich wollte dir noch was sagen … Was Wichtiges.«
    Â»Vor nichts habe ich mehr Angst als vor wichtigen Nachrichten.«
    Â»Dazu besteht überhaupt kein Grund, Papa.«
    Maddie hat von ihrer Mutter das Talent geerbt, ihren Gesprächspartner durch unmögliche Spannungserzeugung in Atem zu halten, was ihr schon einen Preis für ein Drehbuch eingebracht hat, das sie für 20th Century Fox geschrieben hat. Ohne diesen Charakterzug würde sie bestimmt auf einem Dachboden leben, so wie ich vor ihr, doch in Wahrheit ist ihre Ranch dreimal so groß wie meine Wohnung.
    Â»Gut, jetzt sag schon, was du mir sagen willst, damit wir es endlich hinter uns bringen!«
    Â»Kein Grund, dich so aufzuregen, weißt du …«
    Â»JETZT SAG’S ENDLICH!«
    Â»Also gut. Ich bin schwanger.«
    Der Schock sowie ein unerschütterlicher Glaube an das Unwahrscheinliche trieben mich dazu, sie zu fragen, von wem sie denn schwanger sei.
    Â»Mensch, Papa, von Owen natürlich! Für wen hältst du mich?«
    Da rutschte es mir heraus: »Ich dachte wirklich, du wärst vernünftiger, meine Tochter! Du enttäuschst mich sehr!«, sagte ich zu ihr.
    Sie fing an zu schluchzen. Da ich es nicht ertrage, sie weinen zu hören, entschuldigte ich mich sofort.
    Â»Warum kannst du dich nicht einfach mit mir freuen, so wie alle anderen Väter auch? Jeder normale Vater gratuliert seinem Kind in so einem Fall.«
    Â»Du hast ja recht, mein Mädchen, aber ich bin nun mal kein normaler Vater.«
    Schweigen machte sich zwischen uns breit.
    Â»Dann willst du mir also wirklich nicht gratulieren?«
    Meine Tochter ist von einem Versager schwanger, und ich soll sie auch noch dazu beglückwünschen! Doch genau das tat ich letzten Endes, weil ich es nicht haben kann, wenn wir uns streiten …
    Â»Oh danke, Papa! Ich wusste doch, du kriegst das hin.«
    Darüber legten wir auf, während ich mir das Horrorbild eines Kinderkörpers ausmalte, auf dem der Kopf von Owen thronte. John-John, der es kaum erwarten konnte, mich seiner Familie vorzustellen, packte mich am Arm, und wir gingen zum Haus der Jacksons – ein grüner alter Kasten, der allem Anschein nach schon mehr als einmal dem Zorn der Tropengötter ausgesetzt gewesen war.
    Die Familie von John-John stammte von einer langen Ahnenreihe bahamaischer Hausangestellter und kubanischer Kosmetikerinnen ab. Marquette war ein schwarzer Diamant, eine göttliche Kreatur, die mit ihrem von Kraushaar umrahmten Kopf wie eine Heldin aus einem Comic wirkte. Ihre langen, kräftigen Beine mündeten in einem himmlischen Hintern. Sie begrüßte mich und ließ dabei ihre grazile Hand zwischen unseren Körpern schweben, diese süße Hand, die nach meiner Hand verlangte, und mir fiel nichts Besseres ein, als ein unbeholfenes, seltsam klingendes »Guten Abend« zu entgegnen. John-Johns Mutter Tabitha stöhnte schon beim Anblick ihres Sohnes auf, aber als sie mich auftauchen sah, brach sie sogar in Tränen aus.
    Â»Oh nein … Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde! Du bist eine Schande vor dem Herrn, Johnny!«
    Â»Nein, Mama, es ist nicht so, wie du denkst!«
    Sie griff nach dem wuchtigen Kreuz, das sie um den Hals trug, und bedeckte es mit Küssen. John-John sah sich gezwungen, ihr zu erklären, dass wir bloß Reisegefährten sind, was sie etwas besänftigte. Doch bevor ich vollends akzeptiert wurde, musste ich noch durch »Tabithas Zoll«. Sie nahm mich beiseite und fragte, wie viele Kinder ich

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