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Blumen fuer Zoë

Blumen fuer Zoë

Titel: Blumen fuer Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Kerr
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der Suche nach Dingen, die sich seit meinem letzten Besuch verändert hatten. Einzig eine Art Bronzeskulptur auf dem Kamin war neu hinzugekommen.
    Â»Das ist dein Vater«, sagte sie. »Die Urne hab ich selbst gestaltet; du weißt ja, wie sehr er Angus-Stiere mochte.«
    Cobble, der alte Kater, kam durch die Katzenklappe ins Haus und legte sich quer über ihren Schoß. Wir lauschten einen Moment lang seinem heiseren Schnurren. Ich fragte sie, was aus der Ranch geworden war.
    Â»Dein Vater ist jeden Tag hingegangen, um sich um die Bullen und Schweine zu kümmern, auch noch, als er schon im Ruhestand war. Aber nach seinem Tod blieb mir keine andere Wahl, als die Farm zu verkaufen; es wäre zu viel Arbeit für mich allein gewesen, wie du dir sicher vorstellen kannst.«
    Â»Cash liegt dort begraben.«
    Â»Ich weiß, mein Junge. Aber sein Skelett wollte ich dann doch nicht umbetten.«
    Sie streichelte weiter Cobble und wippte dabei mit ihrem schmalen Körper im Rhythmus des Schaukelstuhls hin und her. Dann warf sie einen beiläufigen Blick aus dem Fenster, so wie es Leute tun, die nicht mehr gut sehen.
    Â»Wer ist denn das?«
    Zoë lehnte an der hundert Jahre alten Weide und streichelte ein streunendes Kätzchen.
    Â»Eine Freundin«, antwortete ich ihr.
    Â»Willst du sie mir nicht vorstellen?«
    Â»Sie ist nicht sehr aufgeschlossen.«
    Â»Also wirklich, du hattest ja schon immer ein Faible für die Wilden.«
    Â»Von wem sind die Kätzchen?«
    Â»Das sind die Kleinen von Cobble; er hat sie zusammen mit Miranda bekommen, der Mischlingskatze des Nachbarn.«
    Â»Cobble ist echt zu alt, um noch Kinder zu kriegen.«
    Â»Für Sex sind die Männchen nie zu alt, mein Sohn. Das dürftest du doch selbst am besten wissen.«
    Ich sagte, ich würde jetzt mal gehen. Sie umarmte mich, und das war es dann auch schon. Doch bevor ich mich wieder ans Steuer des Wagens setzte, lief ich noch zur Ranch hinüber, um Cash zu gedenken. Wie durch ein Wunder war sein Lieblingstennisball unversehrt geblieben, bis auf die herzergreifenden Bissspuren seiner Fangzähne. Bevor ich ging, bekreuzigte ich mich, was ich nicht für Gott tat, sondern für Cash, der mir vielleicht von dort aus zusah, wo er jetzt war. Zoë klopfte mir liebevoll auf die Schulter, als ich mich mit feuchten Wangen wieder ans Lenkrad setzte – ihre Finger fühlten sich sanft und weich an. Das war unser allererster zärtlicher Moment.
    Ein Schild hieß uns herzlich in Evergreen willkommen, als ein Quieken meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich hielt an und lauschte an der Motorhaube, bis ich schließlich entdeckte, dass der Laut aus einem der Koffer kam, dem ein schwarz-weißes Kätzchen vergeblich zu entsteigen versuchte. Ich protestierte entschieden.
    Â»Es gab doch so viele«, verteidigte sich Zoë. »Deine Mutter wird gar nicht mitkriegen, dass eins verschwunden ist!«
    Â»Das ist doch keine Entschuldigung! Wir bringen es ihr jetzt auf der Stelle zurück!«
    Die Katze sprang auf Zoës Schoß und begann zu schnurren.
    Â»Das kannst du Charlie Chaplin nicht antun«, entgegnete Zoë und kraulte dem Tier den Kopf.
    Â»Wie bitte?«
    Â»Er heißt Charlie Chaplin. Wegen des schwarzen Flecks auf der Schnauze; zuerst wollte ich ihn Hitler nennen, aber dann habe ich mir gedacht, dass er wohl nicht sehr glücklich damit wäre ...«
    Â»Der Kater oder Hitler?«
    Â»Der Kater.«
    Ich erklärte ihr, dass ein Tier viel Pflege und Aufmerksamkeit braucht und dass es vor allem kackt und pinkelt, ohne sich um andere zu scheren. Aber dank ihrer natürlichen Autorität konnte sie mich überreden, das Kätzchen behalten zu dürfen, und sie versprach mir, sich um das Tier zu kümmern, als wäre es ihr eigenes Kind. Ich gab nach – das war die erste Schlappe in einer langen Reihe von Niederlagen.
    Im Motel nickte Zoë bei der Wiederholung des Films
Risky Business
ein, mit Charlie Chaplin zwischen den Brüsten, der ebenfalls tief schlief. Ich wickelte sie in die Decke und legte mich neben sie. Ich genoss ihre entspannten Gesichtszüge, denn ich konnte mich noch gut an die tumultartigen Szenen erinnern, in denen sie mir herausfordernde Blicke zugeworfen hatte, weil sie wollte, dass ich links abbog, während mein Gefühl mir sagte, dass es nach rechts gehen musste. Ihre leidenschaftlichen Wutausbrüche fehlten mir aber, sobald sie

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