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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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hatte.
    »Hast du den Wolf gehört?«, fragte ich ohne Übergang, nachdem mein Bruder sich auf die Suche nach Maja gemacht hatte.
    Darian nickte knapp. »Sicher. In der Nähe ist ein Zoo.«
    »Alistair erwähnte es.«
    Sanft zog er mich zu sich heran und legte seine Hand unter mein Kinn. »Machst du dir Sorgen wegen der vergangenen Ereignisse, Faye? Ich kann dir versichern, dass dir nichts geschehen wird. Wir sind hier absolut sicher. Jeder von uns.«
    »Ich weiß.« Ich lächelte tapfer. »Es ist schon okay. Ich werde mir den Abend nicht durch solche Erinnerungen vergällen.« Dann wandte ich mich mit strahlender Miene an Darians vorherigen Gesprächspartner: »Wo haben Sie die ganze Zeit über gesteckt, Jason? Ich habe Sie schon vermisst.«
    »Ich war stets in Ihrer Nähe, Madam.« Sein angedeuteter Diener wirkte leicht unsicher.
    War er müde und nutzte die Mauer deshalb als Stütze, oder lag es an etwas anderem? Ich warf Darian einen fragenden Blick zu, den er schmunzelnd erwiderte. Die leichte Single Malt-Fahne ließ mich den gediegenen Genuss eben jenes Getränks erahnen. Unser stets so untadeliger Jason hatte einen im Gepäck?
    Da stand er auf einmal stramm vor mir, vollzog eine zackige Verbeugung und reichte mir seinen Arm. »Wenn Sie erlauben, Madam, wäre es mir eine Ehre. Sir?«
    Ob das schlau war? Hilflos sah ich Darian an, doch er nickte nur. Fast schien es, als hätten die beiden etwas untereinander ausgemacht, von dem ich nicht die geringste Ahnung hatte. Zögernd legte ich meine Hand auf Jasons Arm und ließ mich in die Mitte der leeren Tanzfläche führen. Dort verneigte er sich abermals und trat zurück.
    »Werte Lords, werte Ladys, sowie jene, die es einmal werden wollen«, begann er einem Marktschreier gleich mit lauter Stimme und winkte parallel Kimberly heran. »Wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte, wir kommen nun zum dramatischsten Teil dieses vortrefflichen Abends. Darf ich die unverheirateten Damen nun zu mir bitten. Und Miss Kimberly, den Brautstrauß bitte.«
    Jetzt verstand ich, was Jason vorhatte. Allgemeines Gelächter wurde laut, als von außerhalb der Terrasse eine weibliche Stimme erklang: »Gilt das auch für uns?«
    »Nur herauf mit Ihnen, wenn Sie Ihr Schicksal herausfordern möchten, junge Dame!«, lud Jason die weiblichen Zuschauer ein, die sich das natürlich nicht nehmen ließen.
    Als ich mich mit dem Strauß in der Hand zu den Damen umdrehte, war ich ziemlich überrascht. Gut zwanzig junge und auch ältere Frauen drängten sich einige Meter hinter mir zusammen und beobachteten gespannt, wohin ich den Brautstrauß werfen würde. Ich sah wieder nach vorn, schloss die Augen, konzentrierte mich und warf den Strauß schließlich in einem hohen Bogen über meine Schulter. Dann wirbelte ich pfeilschnell herum, um zu sehen, wer ihn auffangen würde.
    Zunächst sah ich Kimberly wie beim Basketball aus dem Damenkränzchen nach oben steigen. Doch statt den Strauß zu fangen, wehrte sie ihn ab. Er flog abermals in die Höhe, diverse Hände reckten sich nach ihm, wodurch er nochmals abprallte, einen leichten Drall bekam und nach rechts vom Spielfeld schoss. Direkt auf Steven zu. Mit panisch geweiteten Augen riss er die Arme hoch, wehrte diesen Unheilsboten ab und kickte die Blumen zurück ins Geschehen. Für einen Moment entschwand der Strauß meinen Blicken, dann hörte ich ein lautes »Huch! Ach Gott, nein!«
    Enttäuschung wurde laut, die Damenmenge teilte sich, und in ihrer Mitte stand Ernestine, den leicht lädierten Strauß in den Händen haltend. Ihr Blick irrte unsicher herum. »Ich habe doch gar nicht mitgemacht.«
    »Der Strauß hat entschieden«, verkündete Jason ernst und verneigte sich theatralisch. »Unser Dank gilt auch den Damen, denen das Glück nicht so hold war.«
    »Au Backe«, erklang der Bariton meines Vaters von links, gefolgt von Spötteleien und männlich-herben Schulterschlägen.
    Schmunzelnd ging ich auf Ernestine zu, deren Blick alles andere als Begeisterung ausdrückte. Tapfer rang sie sich ein Lächeln ab. »Das ist wie mit den Karten. Man weiß nie, was man bekommt. Und dabei wollte ich nur auf die Toilette. Aber sag's nicht weiter.«
    Ich legte den Finger an meine Lippen und nickte.
    »Madam.« Jason trat mit ernstem Blick neben mich. »Wir sind noch nicht fertig.«
    Ich wurde abermals in die Mitte der Terrasse geleitet und dort stehengelassen. Skeptisch sah ich mich um. Was folgte nun? Sollte ich jetzt mit einem leeren Fass die unverheirateten

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