Liebessklavin
K APITEL 1: P RINZIPIEN
Provokant! Lüstern! Lecker!
Jede Zeitung der Stadt berichtete über die sensationelle Eröffnungsfeier des neuen Feinschmeckerrestaurants. Die Meinungen waren einstimmig und voll des Lobes über das außergewöhnliche Restaurantkonzept des „Private Room“. Statt eines, wie sonst üblichen, großen Speisesaales, gab es Mottoseparees in dem liebevoll restaurierten Gebäude.
Während intimer Stunden mit Delikatessen eines Drei-Sterne-Kochs konnten sich die Besucher in den jeweiligen Räumen in eine andere Welt oder ein fremdes Land entführen lassen und bei Reservierung war es möglich, auf einen Spezialservice des Hauses zurückzugreifen. Die Damen und Herren erfüllten die exquisitesten Wünsche der Gäste. Was auch gefiel, keine Begierde blieb unerfüllt.
All die Glückwünsche und lobenden Worte der Premierengäste, nichts kam annähernd ihrem Stolz gleich, denn ihre Leidenschaft steckte in jedem Detail dieses Projektes.
Noch vor wenigen Monaten war dies undenkbar gewesen. Seit sechs Jahren arbeitete Erica in dem Architektenbüro von Donald Trent, der ihr bis dato einen solchen Auftrag niemals freiwillig überlassen hätte.
Es war anscheinend nur ein einziger kurzer Augenkontakt, der ihre Karriere entscheiden sollte, als Simon DiLucca mit seiner Idee vom „Private Room“ ins Büro geschlendert war. Es dauerte keine zehn Minuten, bis Trent sie zum Meeting zitierte.
DiLucca war ein Selfmademillionär und einer der begehrtesten Junggesellen der Stadt mit großer Medienpräsenz. Sie sollte seine Innenarchitektin sein und Trent wollte sich den Fisch nicht durch die Lappen gehen lassen. Die Arbeit mit DiLucca war fantastisch. Seine Vorschläge und ihre Visionen passten perfekt zusammen. Gemeinsam schafften sie in kürzester Zeit ein Kunstwerk, als wären sie ein jahrelang eingespieltes Team. Er hatte ihr die Möglichkeit gegeben, Räume mit Schönheit und Sinnlichkeit zu füllen und ihre eigenen Vorstellungen in die Realität umzusetzen.
Über Nacht schoss damit ihre berufliche Karriere steil nach oben, was sie über ihr Privatleben kaum behaupten konnte. Alles, was in ihrem Job wichtig war - ständig die vollständige Kontrolle zu behalten, der Sinn für Details, ihr Perfektionismus - stand in Konkurrenz zu einer gut laufenden Partnerschaft. Affären waren nur von kurzer Dauer, One-Night-Stands nicht der Rede wert und Beziehungen von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Eine Zeit lang redete sie sich ein, dass der perfekte Mann nicht dabei war, irgendwann gab sie es auf, nach ihm zu suchen und stürzte sich mit Hingabe in die Arbeit, was sich jetzt auszahlte.
Noch in der Nacht der Eröffnung hatte Simon DiLucca sie um ein Treffen am nächsten Abend gebeten. Erica freute sich darüber, ihn wiederzusehen. Während der täglichen Meetings blieben die Unterhaltungen zwischen ihnenprojektbezogen, aber die Art, wie er sie dabei ansah, hinterließ wohlige Schauder auf ihrer Haut.
Schon bei der Vertragsunterzeichnung war sie von ihm beeindruckt gewesen. Er sah unverschämt gut aus, strahlte Autorität und Respekt einflößende Intelligenz aus, doch er verhielt sich weder streng noch anmaßend. Die Aufmerksamkeit, mit der ihm kein Detail entging, war verblüffend. Zusätzlich besaß er Charme und Eleganz, eine Ausstrahlung, die eine Frau anzog und gleichsam warnte, auf der Hut zu sein. Erica beschlich das Gefühl, dass er gefährlich werden konnte, nicht bedrohlich, sondern auf sinnliche Weise, genau wie in diesem Moment.
Simon DiLucca schwenkte das bauchige Rotweinglas in seiner rechten Hand und lächelte ihr über den Rand hinweg zu. „Ich bin überwältigt, Erica. Sie haben sich selbst übertroffen, und ich bin nicht der Einzige, der so denkt. Die Presse überschlägt sich. Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich künftig vor Aufträgen kaum retten können.“
„Wenn Geld keine Rolle spielt, ist es ein Leichtes, so zu arbeiten. Es war Ihr Konzept, ich habe nur die Kleinigkeiten geliefert.“ Wie alt er sein mochte? Dreißig, fünfunddreißig?
„Stellen Sie Ihren Anteil am Erfolg nicht unter den Scheffel. Durch Sie ist das alles erst möglich geworden. Ich wusste vom ersten Augenblick, dass ich mit Ihnen die richtige Wahl getroffen habe.“
Sie wich seinem Blick aus und räusperte sich. Ihre Gedanken schweiften ab, während er sprach. Die Treffen waren bisher professionell abgelaufen, aber hier und jetzt fühlte es sich anders an, viel intimer, persönlicher und
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