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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Pig Pens katastrophales Chaos sah es öde und steril aus. Der zerwühlte, zerknüllte, unordentliche Berg von Pig Pens Bett war bis auf die nackte – wenn auch sportfleckige  – Matratze abgezogen. Zwei Playboy -Playmates in aufreizenden Posen sahen ihn mit gefrorenem Lächeln von der Wand herab an.
    Garrishs Zimmerhälfte war fast unverändert – sie war immer ordentlich wie in einer Kaserne. Seine Bettdecke war so glattgezogen, dass eine Münze darauf abgeprallt wäre. Diese Ordnung war Piggy immer auf die Nerven gegangen. Er studierte Englisch als Hauptfach und war stets wortgewandt gewesen. Er nannte Garrish einen Korinthenkacker. Der einzige Wandschmuck über Garrishs Bett war ein riesiges Poster von Humphrey Bogart, das er in der College-Buchhandlung gekauft hatte. Bogie hielt in jeder Hand eine automatische Pistole und trug Hosenträger. Pig Pen sagte, Pistolen und Hosenträger wären Impotenzsymbole. Garrish bezweifelte, dass Bogie impotent gewesen war, obwohl er nie etwas über ihn gelesen hatte.
    Er ging zur Schranktür, schloss sie auf und holte das große 352er Magnum mit Walnussgriff heraus, das sein Vater, ein Methodistenpfarrer, ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Das Zielfernrohr hatte er sich im März selbst gekauft.
    Man durfte keine Gewehre im Zimmer haben, nicht einmal Jagdflinten, aber es war nicht schwer gewesen. Er hatte es am Vortag mit einem gefälschten Abmeldeformular aus dem Gewehraufbewahrungsraum der Universität abgeholt. Er hatte es in der wasserdichten Lederhülle im Wäldchen hinter dem Footballfeld versteckt und war gegen drei Uhr morgens hinausgeschlichen, hatte es geholt und durch die stillen Flure nach oben gebracht.
    Er setzte sich mit dem Gewehr auf den Knien aufs Bett und weinte ein bisschen. Der Denker auf dem Klodeckel sah ihn an. Garrish legte das Gewehr aufs Bett, ging durchs Zimmer und stieß ihn von Piggys Schreibtisch zu Boden, wo er zerschellte. Es klopfte an der Tür.
    Garrish schob das Gewehr unter sein Bett. »Herein.«
    Es war Bailey, der in Unterhosen draußen stand. Ein Fussel klebte in seinem Nabel. Bailey hatte keine Zukunft. Bailey würde ein dummes Mädchen heiraten, und sie würden dumme Kinder haben. Später würde er an Krebs oder Nierenversagen sterben.
    »Wie war die Chemiearbeit, Curt?«
    »Ganz gut.«
    »Ich wollte fragen, ob du mir deine Aufzeichnungen borgen könntest. Ich bin morgen dran.«
    »Ich hab sie heute Vormittag mit dem Abfall verbrannt.«
    »Oh. Herrgott! Hat Piggy das gemacht?« Er deutete auf die Scherben des Denkers.
    »Ich nehm’s an.«
    »Warum hat er das nur getan? Mir hat das Ding gefallen. Ich hätt’s ihm abgekauft.« Bailey hatte scharfgeschnittene, rattenartige Gesichtszüge. Seine Unterhose war fadenscheinig und am Hintern ausgebeult. Garrish konnte richtig sehen, wie er aussehen würde, wenn er an einem Emphysem oder sonst was im Sauerstoffzelt starb. Wie gelb er aussehen würde. Ich könnte dir helfen, dachte Garrish.
    »Glaubst du, er hätte was dagegen, wenn ich die Pin-ups mitnehme?«
    »Vermutlich nicht.«
    »Okay.« Bailey ging mit seinen nackten Füßen behutsam auf Zehenspitzen zwischen den Keramikscherben durchs Zimmer und nahm die Playmates von der Wand. »Dein Poster von Bogart ist auch klasse. Keine Titten, aber – Mannomann! Du weißt schon.« Bailey sah Garrish an, ob Garrish lächeln würde. Als Garrish nicht lächelte, sagte er: »Du hattest nicht vorgehabt, es wegzuwerfen?«
    »Nein. Ich wollte gerade duschen gehen.«
    »Okay. Falls wir uns nicht mehr sehen sollten, schönen Sommer, Curt.«
    »Danke.«
    Bailey ging mit flatternden Unterhosen zur Tür. An der Tür blieb er stehen. »Hast du dieses Semester wieder vier Punkte gesammelt, Curt?«
    »Mindestens.«
    »Tolle Leistung! Also dann, bis nächstes Jahr.«
    Er ging hinaus und schloss die Tür. Garrish saß eine Weile auf dem Bett, dann holte er sein Gewehr wieder hervor, zerlegte es und reinigte es. Er hielt die Mündung ans Auge und sah den winzigen Lichtkreis am anderen Ende. Der Lauf war sauber. Er setzte das Gewehr wieder zusammen.
    In der dritten Schublade seines Schreibtischs lagen drei schwere Schachteln Winchester-Munition. Er legte sie auf den Fenstersims. Er schloss die Tür ab und ging wieder zum Fenster. Er zog die Jalousie hoch.
    Der Park war sonnig und grün, bunt gesprenkelt mit umherschlendernden Studenten. Quinn und sein idiotischer Freund spielten den Softball hin und her. Sie wuselten herum wie verkrüppelte Ameisen, die aus

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