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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schlafsaal. Seine Augen brauchten einen Moment, bis sie sich umgestellt hatten, und zuerst war Harry der Biber nur eine körperlose Stimme aus den Schatten.
    »Das war ein harter Brocken, was?«, fragte der Biber. »War das nicht wirklich ein harter Brocken?«
    »Ja«, sagte Garrish. »Sie war schwierig.«
    Jetzt konnte er den Biber sehen. Dieser fuhr sich mit der Hand über die pickelige Stirn und schwitzte unter den Augen. Er trug Sandalen und ein 69-T-Shirt mit einem Button, auf dem stand, dass Howdy Doody ein Perverser sei. Die riesigen Schneidezähne des Bibers schimmerten im Halbdunkel.
    »Ich wollte schon im Januar aufhören«, sagte der Biber. »Ich habe mir ständig gesagt, es zu machen, solange noch Zeit ist. Und auf einmal war der Termin verstrichen, und es hieß weitermachen oder mir ein ›Abgebrochen‹ zu holen. Ich glaube, ich habe sie verhauen, Curt. Ehrlich.«
    Die Hausmutter stand in der Ecke bei den Briefkästen. Sie war eine ungewöhnlich große Frau, die Ähnlichkeit mit Rudolpho Valentino hatte. Sie schob mit einer Hand ihren Unterrockträger unter dem durchgeschwitzten Achselausschnitt ihres Kleides zurück, während sie mit der anderen eine Abmeldeliste festtackerte.
    »Schwierig«, wiederholte Garrish. »Ich wollte ein bisschen von dir abschreiben, hab mich aber nicht getraut – ehrlich, der Kerl hat richtige Adleraugen! Glaubst du, dass du deine eins geschafft hast, Curt?«
    »Vielleicht hab ich sie vermasselt«, sagte Garrish.
    Der Biber staunte. »Du glaubst, du hast sie vermasselt? Du glaubst, du …«
    »Ich gehe jetzt duschen, okay?«
    »Na klar, Curt. Klar. War das deine letzte Prüfung?«
    »Ja«, sagte Garrish. »Das war meine letzte Prüfung.«
    Garrish durchquerte die Eingangshalle, stieß die Tür auf und ging hinauf. Sein Zimmer lag im vierten Stock.
    Quinn und der andere Idiot aus Zimmer 3, der mit den haarigen Beinen, liefen an ihm vorbei und warfen sich einen Softball zu. Zwischen dem dritten und vierten Stock begegnete ihm ein schmächtiger Typ mit Hornbrille und einem tapfer kämpfenden Ziegenbart, der ein Mathematikbuch an die Brust drückte wie eine Bibel und Logarithmen herunterbetete wie den Rosenkranz. Seine Augen waren wie schwarze Schiefertafeln.
    Garrish blieb stehen, sah ihm nach und überlegte, ob der Typ tot nicht besser dran wäre, aber da war der schmächtige Junge nur noch ein hüpfender Schatten an der Wand. Er hüpfte noch einmal und war verschwunden. Garrish ging zum vierten und dann den zu seinem Zimmer. Pig Pen war schon vor zwei Tagen nach Hause gefahren. Vier Prüfungen in drei Tagen, ram-bam, danke, Mam. Pig Pen konnte alles arrangieren. Er hatte nur seine Pin-ups, zwei verschiedene schmutzige Schweißsocken und eine Keramikparodie von Rodins Denker auf dem Klodeckel zurückgelassen.
    Garrish steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um.
    »Curt! He, Curt!«
    Rollins, der verblödete Etagenaufseher, der Jimmy Brody wegen eines Verstoßes gegen das Alkoholverbot beim Dekan verpetzt hatte, kam hinkend auf ihn zu. Er war groß, hatte eine gute Figur, einen Bürstenschnitt und sah wie aus dem Ei gepellt aus.
    »Hast du alles hinter dir?«, fragte Rollins.
    »Ja.«
    »Vergiss nicht, das Zimmer zu fegen, und die Schadensaufstellung auszufüllen, okay?«
    »Ja.«
    »Ich hab dir letzten Donnerstag das Schadensmeldungsformular unter der Tür durchgeschoben, oder?«
    »Ja.«
    »Wenn ich nicht in meinem Zimmer bin, schieb den Schlüssel und das Formular unter der Tür durch.«
    »Okay.«
    Rollins packte seine Hand und schüttelte sie zweimal heftig, pump-pump. Rollins’ Handfläche war trocken, die Haut rau. Rollins die Hand zu schütteln war, als würde man einem Pfund Salz die Hand schütteln.
    »Schönen Sommer, Mann.«
    »Danke.«
    »Überarbeite dich nicht.«
    »Nein.«
    »Du sollst ihn strapazieren, aber keineswegs überstrapazieren.«
    »Auf keinen Fall.«
    Einen Moment war Rollins verwirrt, dann lachte er. »Mach’s gut.« Er klopfte Garrish auf die Schulter und ging wieder den Gang entlang, klopfte unterwegs bei Ron Frane an und sagte, er sollte die Stereoanlage leiser stellen. Garrish malte sich aus, wie Rollins tot im Straßengraben lag und Maden in seinen Augen krochen. Es würde Rollins nichts ausmachen. Und den Maden ebenso wenig. Fressen oder gefressen werden, das war der Lauf der Welt, und dagegen war nichts einzuwenden.
    Garrish stand in Gedanken da und sah Rollins nach, bis er außer Sichtweite war, dann betrat er sein Zimmer.
    Ohne

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