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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und schob unterwegs die Bleiplatte auf ihrer Schiene beiseite. Er brauchte weder sie noch den Ionenstrahler. Gut so, zumal der Ionenstrahler irreparabel zerschellt war.
    Er nahm die Schlüssel, ging zum Schloss, das er auf Drängen der Regierung an der Tür hatte anbringen müssen, und steckte den Yale-Schlüssel hinein. Er funktionierte ausgezeichnet. Er versuchte es mit den Hausschlüsseln. Auch das funktionierte. Auch die Schlüssel zu seinen Aktenschränken und der Zündschlüssel des Brat.
    Carune steckte die Schlüssel ein und zog die Uhr aus. Es war eine Seiko Quartz LC mit eingebautem Taschenrechner unter dem Digitalzifferblatt – vierundzwanzig winzige Knöpfe, mit denen er von Addition und Subtraktion bis zu Quadratwurzelziehen alles machen konnte. Ein empfindlicher Mechanismus – und ebenso wichtig: ein Zeitmessgerät. Carune legte sie vor Portal eins und schob sie mit einem Bleistift durch.
    Er lief hinüber und hob sie auf. Als er sie durchgeschoben hatte, hatte die Uhr 11:31:07 angezeigt. Jetzt zeigte sie 11:31:49. Ausgezeichnet. Auf die Sekunde pünktlich, nur hätte er einen Assistenten da drüben haben müssen, der bestätigen konnte, dass ein für alle Mal kein Zeitunterschied vorlag. Nun, einerlei. Bald würde die Regierung ihm so viele Assistenten zur Verfügung stellen, dass er knietief in ihnen waten konnte.
    Er probierte den Taschenrechner aus. Zwei und zwei ergab immer noch vier, acht dividiert durch vier immer noch zwei; die Quadratwurzel von elf war immer noch 3,3166247 … und so weiter.
    Da beschloss er, dass es Zeit für die Mäuse war.
     
    »Was ist mit den Mäusen passiert, Daddy?«, fragte Ricky.
    Mark zögerte kurz. Jetzt musste er vorsichtig sein, wenn er den Kindern (ganz zu schweigen von seiner Frau) nicht Minuten vor ihrem ersten Jaunt hysterische Angst machen wollte. Am wichtigsten war es, ihnen zu vermitteln, dass jetzt alles in Ordnung, dass das Problem gelöst worden war.
    »Wie ich schon sagte, es gab ein kleines Problem …«
    Ja. Entsetzen, Wahnsinn und Tod. Ist das ein kleines Problem, Kinder?
     
    Carune stellte die Kiste mit der Aufschrift ICH KOMME AUS STACKPOLES TIERHANDLUNG auf dem Regal ab und sah auf die Uhr. Verdammt, er hatte das Ding tatsächlich verkehrt herum angelegt. Er drehte sie um und stellte fest, dass es Viertel vor zwei war. Blieben ihm nur noch eineinviertel Stunden Computerzeit. Die Zeit vergeht wie im Fluge, wenn man seinen Spaß hat, dachte er und kicherte ausgelassen.
    Er machte die Kiste auf, griff hinein und zog eine fiepsende weiße Maus am Schwanz heraus. Er setzte sie vor dem Portal eins ab und sagte: »Los, Maus.« Die Maus lief sofort an der Orangenkiste herunter, auf der das Portal stand, und wuselte über den Boden.
    Carune lief ihr fluchend hinterher und bekam sie sogar mit einer Hand zu fassen, aber dann zwängte sie sich durch eine Ritze zwischen zwei Brettern, und weg war sie.
    »SCHEISSE!«, tobte Carune und lief zur Kiste mit den Mäusen zurück. Er kam gerade noch rechtzeitig, um zwei potentielle Flüchtlinge in die Kiste zurückschubsen zu können. Er nahm eine zweite Maus heraus, die er am Körper festhielt (er war Physiker von Beruf und wusste nichts vom Verhalten weißer Mäuse), und setzte den Deckel der Kiste wieder obenauf.
    Dieser versetzte er einen Stoß. Die klammerte sich an Carunes Handfläche fest, aber vergeblich; sie purzelte Hals über Kopf durch Portal eins.
    Diesmal sprintete er, weil er wusste, wie problemlos ihm die erste Maus entwischt war. Aber er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Die weiße Maus hockte lediglich mit trüben Augen auf der Kiste, ihre Flanken hoben und senkten sich schwach. Carune bremste und näherte sich ihr vorsichtig; er war nicht an den Umgang mit Mäusen gewöhnt, aber man musste kein vierzigjähriger Veteran sein, um zu wissen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
    (»Die Maus hat sich nicht so wohl gefühlt, als sie durchgegangen war«, erzählte Mark Oates seinen Kindern mit einem breiten Lächeln, das lediglich seine Frau als gekünstelt enttarnte.)
    Carune berührte die Maus. Es war, als hätte er etwas Lebloses berührt – vielleicht gebündeltes Stroh oder Sägemehl  –, abgesehen von den atmenden Flanken. Die Maus sah Carune nicht an; sie blickte starr geradeaus. Er hatte ein zappelndes, lebhaftes und ausgesprochen lebendiges Tier hineingeworfen; dies hier entsprach mehr der Wachsnachbildung einer Maus.
    Dann schnippte Carune vor den kleinen rosa Augen der

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