Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Tierhandlung in New Paltz, wo er die letzten zwanzig Dollar für neun weiße Mäuse ausgegeben hatte, bis hierher zweimal beinahe einen Unfall mit dem Lieferwagen gebaut. Was ihm auf der Welt noch geblieben war, waren die dreiundneunzig Cent in der rechten Hosentasche und die achtzehn Dollar auf seinem Sparbuch … aber daran dachte er nicht. Und wenn, wäre es ihm mit Sicherheit einerlei gewesen.
    Das Labor befand sich in einer renovierten Scheune am Ende eines Feldwegs von einer Meile Länge, der von der Route 26 abbog. Dieser wiederum führte auf diese Straße, wo es ihm gerade gelungen war, den Brat-Lieferwagen zum zweiten Mal nicht zu Schrott zu fahren. Der Benzintank war fast leer, und er würde zehn Tage oder zwei Wochen keins mehr bekommen, aber auch das kümmerte ihn nicht. Sein Denken wirbelte wie im Delirium durcheinander.
    Das Geschehene kam nicht völlig unerwartet, nein. Ein Grund, weshalb die Regierung ihm auch nur die läppische Summe von zwanzigtausend jährlich bewilligt hatte, war der, dass die unerkannte Möglichkeit auf dem Gebiet der Teilchenübertragung immer bestanden hatte.
    Aber dass es so geschah … so plötzlich … ohne Vorwarnung … und mit weniger Strom, als man für den Betrieb eines Farbfernsehgeräts brauchte … Herrgott! Jesus Christus!
    Er brachte den Brat im Staub vor der Tür quietschend zum Stehen, packte die Kiste auf dem schmutzigen Sitz neben ihm an den Haltegriffen (auf der Kiste befanden sich Hunde und Katzen und Goldhamster und Goldfische und der Schriftzug ICH KOMME AUS STACKPOLES TIERHANDLUNG) und lief zu der großen Doppeltür. Im Inneren der Kiste erklang das Rascheln und Fiepsen seiner Testobjekte.
    Er versuchte, eine der großen Türen auf der Laufschiene zurückzuschieben, und erst als das nicht ging, fiel ihm ein, dass er sie abgeschlossen hatte. Carune stieß ein lautes »Scheiße!« aus und kramte nach den Schlüsseln. Die Regierung bestand darauf, dass das Labor rund um die Uhr abgeschlossen war – das war eine Bedingung, die mit dem Geld verknüpft war –, aber Carune vergaß es ständig.
    Er holte die Schlüssel heraus, sah sie einen Moment nur fasziniert an und strich mit dem Daumen über die Kerben im Zündschlüssel des Brat. Er dachte noch einmal: Herrgott! Jesus Christus! Dann suchte er die Schlüssel am Bund nach dem Yale-Schlüssel ab, mit dem man die Scheunentür öffnen konnte.
     
    Wie das erste Telefon unabsichtlich benützt worden war – Bell hatte hineingebrüllt: »Watson, kommen Sie her!«, als er Säure über seine Unterlagen und sich selbst geschüttet hatte –, so hatte auch der erste Teleportationsvorgang versehentlich stattgefunden. Victor Carune hatte die beiden ersten Finger seiner linken Hand durch die ganzen fünfzig Meter der Scheune teleportiert.
    Carune hatte zwei Portale an entgegengesetzten Stellen der Scheune aufgestellt. An seinem Ende befand sich ein einfacher Ionenstrahler, wie man ihn für knapp fünfhundert Dollar in jedem Elektronikgeschäft kaufen konnte. Am anderen Ende, unmittelbar hinter dem gegenüberliegenden Portal – die beide rechteckig waren und etwa das Format von Taschenbüchern hatten –, stand eine Nebelkammer. Dazwischen etwas, was wie ein undurchsichtiger Duschvorhang aussah, nur bestehen Duschvorhänge für gewöhnlich nicht aus Blei. Sinn des Experiments war, die Ionen durch Portal eins zu schießen und dann hinüberzugehen und zu beobachten, wie sie durch die Nebelkammer unmittelbar hinter Portal zwei rasten, wobei die Bleiabschirmung in der Mitte als Beweis diente, dass sie tatsächlich bewegt worden waren. Der Vorgang hatte in den letzten zwei Jahren nur zweimal funktioniert, und Carune hatte nicht die geringste Ahnung, warum.
    Als er den Ionenstrahler anbrachte, waren seine Finger durch das Portal gerutscht – normalerweise kein Problem, aber an diesem Vormittag hatte er darüber hinaus mit der Hüfte den Einschaltknopf an der Kontrollkonsole links vom Portal gestreift. Er merkte nicht, was geschehen war – die Anlage gab nur ein kaum hörbares Summen von sich –, bis er ein kribbelndes Gefühl in den Fingern verspürte.
    »Es war nicht wie ein Stromschlag«, schrieb Carune in seinem ersten und einzigen Artikel zu diesem Thema, bevor ihm die Regierung den Laden dichtmachte. Dieser Artikel wurde ausgerechnet in Popular Mechanics veröffentlicht. Er hatte ihn als letzten Versuch, den Jaunt als privates Forschungsprojekt zu erhalten, für siebenhundertfünfzig Dollar verkauft.

Weitere Kostenlose Bücher