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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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 –, ging ihm auf, dass er möglicherweise ein Drittel der Energiekrise mit einem Streich gelöst hatte. Alle Waren, die bis zu diesem Tag mit Zügen und Lastwagen und Schiffen befördert worden waren, konnten gejauntet werden. Man konnte seinem Freund in London oder Rom oder Senegal einen Brief schreiben, und der konnte ihn am nächsten Tag haben, ohne dass eine Unze Öl verbrannt werden musste. Uns ist das selbstverständlich, aber glaubt mir, für Carune war es etwas Unerhörtes. Und für alle anderen auch.«
    »Aber was ist mit den Mäusen passiert, Daddy?«, fragte Rick.
    »Das hat Carune sich selbst auch gefragt«, sagte Mark. »Weil auch ihm klar war, wenn Menschen den Jaunt benützen konnten, wäre damit fast die ganze Energiekrise gelöst worden. Und dass es uns möglich sein konnte, den Weltraum zu erobern. In seinem Artikel in Popular Mechanics schrieb er, dass selbst die Sterne einmal uns gehören könnten. Er gebrauchte den Vergleich, einen Bach zu überqueren, ohne nasse Füße zu bekommen. Man nahm einfach einen großen Stein und warf ihn in den Bach, dann nahm man einen zweiten Stein, stellte sich auf den ersten und warf den zweiten in den Bach, und so weiter, bis man einen Weg aus Steinen über den ganzen Bach gezogen hatte … oder in diesem Fall das Sonnensystem, vielleicht die ganze Milchstraße.«
    »Das verstehe ich nicht alles «, sagte Patty.
    »Das liegt daran, dass du Truthahnkacke statt einem Gehirn hast«, sagte Ricky verschmitzt.
    »Gar nicht! Daddy, Ricky hat gesagt …«
    »Kinder, nicht«, sagte Marilys leise.
    »Carune sah ziemlich genau vorher, was geschehen ist«, sagte Mark. »Raketensonden, die zur Landung programmiert waren, zuerst auf dem Mond, dann auf der Venus und den äußeren Jupitermonden … Sonden, die nur auf eines nach der Landung programmiert waren …«
    »Eine Jaunt-Station für die Astronauten zu errichten«, sagte Ricky.
    Mark nickte. »Und heute gibt es wissenschaftliche Stationen überall im Sonnensystem, und eines Tages, wenn wir schon längst nicht mehr sind, gibt es vielleicht sogar einen neuen Planeten für uns. Es sind Jaunt-Schiffe auf dem Weg zu vier verschiedenen Sternensystemen mit eigenen Sonnensystemen … aber es wird lange, lange dauern, bis sie dort sind.«
    »Ich will wissen, was mit den Mäusen passiert ist«, sagte Patty ungeduldig.
    »Nun, schließlich hat sich die Regierung eingeschaltet«, sagte Mark. Carune hat sie so lange wie möglich hingehalten, aber zuletzt haben sie Wind davon bekommen und sind mit beiden Füßen auf ihn gesprungen. Carune war nominell Vorstand des Jaunt-Projekts, bis er zehn Jahre später gestorben ist, aber er hatte nie wieder wirklich etwas zu sagen.«
    »Herrje, der arme Kerl!«, sagte Ricky.
    »Aber er ist ein Held geworden«, sagte Patricia. »Er steht in allen Geschichtsbüchern, wie Präsident Lincoln und Präsident Hart.«
    Ich bin mir sicher, dass ihm das ein großer Trost ist … wo immer er sein mag, dachte Mark, und dann fuhr er fort und beschönigte die schlimmen Stellen nach Kräften.
    Die Regierung, die von der eskalierenden Energiekrise an die Wand gedrückt worden war, kam buchstäblich mit beiden Füßen gesprungen. Sie wollten den Jaunt so schnell wie möglich serienreif haben, am besten vorgestern. Angesichts des wirtschaftlichen Chaos und der wachsenden Wahrscheinlichkeit von Anarchie und Hungersnöten in den Neunzigerjahren, konnte lediglich inbrünstiges Flehen sie davon abhalten, den Jaunt öffentlich bekannt zu machen, bevor ausführliche Spektralanalysen der gejaunteten Artikel abgeschlossen werden konnten. Als die Analysen fertig waren – und keinerlei Veränderung in der Beschaffenheit der gejaunteten Artikel ergaben  –, wurde die Existenz des Jaunt unter internationalem Beifall bekannt gemacht. Die US-Regierung bewies einmal Intelligenz (schließlich ist die Not Mutter der Erfindungsgabe) und beauftragte Young und Rubicam mit einem Werbefeldzug.
    Da schon begannen sich Legenden um Victor Carune zu bilden, einen älteren, etwas eigentümlichen Mann, der vielleicht zweimal pro Woche duschte und die Kleidung nur wechselte, wenn er gerade daran dachte. Young und Rubikam und die Werbeagenturen, die danach kamen, machten aus Carune eine Mischung aus Thomas Edison, Eli Whitney, Pecos Bill und Flash Gordon. Der makaber komische Teil daran (den Mark Oates seiner Familie nicht erzählte) war der, dass Victor Carune da schon tot oder wahnsinnig gewesen sein könnte; das Leben ahmt die

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